Der Rufbus soll auch durch Weißenburg rollen

26.11.2020, 07:02 Uhr
Der Rufbus soll auch durch Weißenburg rollen

© Archivfoto: Stadtwerke Gunzenhausen

Dem Beschluss des Hauptausschusses zufolge soll der Landkreis als ÖPNV-Aufgabenträger nun gebeten werden, das Rufbussystem Weißenburg in den Nahverkehrsplan aufzunehmen. Die höchstmöglichen Zuschüsse sollen beantragt werden.

Außerdem hieß es in dem Beschluss: "Das aus dem Betrieb des Rufbusses zu erwartende Defizit (circa 7000 bis 10 000 Euro) ist von der Stadt und nicht von der Stadtwerke GmbH zu übernehmen." Die Stadtwerke sollen aber den Rufbusbetrieb für die vierjährige Testphase durchführen.

Die Aufsichtsratssitzung des städtischen Versorgungsunternehmens war – wie alle dieses Gremiums – nicht öffentlich. Der Inhalt der Beratung ist aber dem Protokoll zu entnehmen, das in den Hauptausschussunterlagen enthalten ist.

Den ÖPNV voranbringen

Neben den Aufsichtsräten waren alle Stadträte zu der Aufsichtsratssitzung Ende September eingeladen, "aufgrund des breiten Interesses und der Komplexität der Materie", wie Oberbürgermeister Jürgen Schröppel dem Protokoll zufolge erläuterte. Alle sind sich einig, dass sie den ÖPNV in Weißenburg ein Stück voranbringen wollten, sagte der OB, der kraft Amtes Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke ist.

Seiner Auffassung nach muss ein Einstieg in die Verbesserungen aber gut geplant werden, es dürfe nicht alles gleichzeitig angegangen werden. Dies sagte Schröppel mit Blick darauf, dass zum ÖPNV Anträge von Bündnis 90/Die Grünen, der CSU, der Freien Wähler (FW) und der SPD eingegangen waren.

Wahlkampfthema der CSU

Während sich Grüne, FW und SPD mit Ideen zum Stadtbus zu Wort gemeldet hatten, kam von der CSU der Antrag zum Rufbus. Sie hatte dieses Thema erstmals im Januar 2019 aufgegriffen und es auch im Kommunalwahlkampf gespielt. Ihr OB-Kandidat Tobias Kamm hatte seinerzeit bereits klargestellt, dass der Rufbus nicht kostendeckend zu betreiben sein werde, die Ortsteile aber ein Angebot bräuchten.


CSU will den Rufbus für Weißenburg


Sie sollen so besser an die Kernstadt angebunden werden. "In weniger dicht besiedelten ländlichen Räumen ist ein hoher Taktverkehr mit regelmäßig verkehrenden Linienbussen oft nicht finanzierbar und dazu auch ökologisch nicht sinnvoll", schrieb Fraktionsvorsitzender Klaus Drotziger in der Begründung des Antrags. Dennoch solle auch die Bevölkerung in den Ortsteilen zum Einkaufen, für einen Arztbesuch oder zur Weiterfahrt mit anderen öffentlichen Verkehrsmitteln (beispielsweise dem Zug) nach Weißenburg kommen können.

Rufbusse sollen daher das Angebot der Schul- oder Linienbusse ergänzen. Sie fahren auf Anforderung feste Haltepunkte an. Die Fahrgäste suchen sich aus dem Fahrplan eine für ihren Ortsteil gültige Abfahrtszeit heraus und melden ihre Wunschfahrt mit mindestens einer Stunde Vorlauf in einer Zentrale an.

Der VGN unterstützt

Bei der Aufsichtsratssitzung versicherte ein Vertreter des Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN), dass der VGN die Rufbus-Einführung "unterstützend begleiten" werde, heißt es im Protokoll. Rufbusse seien im eigenwirtschaftlichen Betrieb nicht durchführbar, sagte der VGN-Vertreter, daher seien sie "als gemeinwirtschaftlich eingestuft und förderfähig". Ihm zufolge dürfen Rufbusse aber nur außerorts zum Einsatz kommen und nicht beispielsweise den Stundentakt des Weißenburger Stadtbusses innerstädtisch ergänzen.

Stadtwerke-Geschäftsführer Peter Lang wies auf Aspekte hin, die sich beim Rufbus-Testbetrieb in Gunzenhausen ergeben haben. Das Angebot werde vergleichsweise gut durch die Tagesstätte der Arbeiterwohlfahrt in Cronheim genutzt, die Resonanz auf den restlichen Linien sei eher schwach. Durchschnittlich nutzten den Rufbus in der Altmühlstadt 5,3 Personen pro Betriebstag.


Gunzenhausen: Der Rufbus wird zum Vorbild


Das Durchschnittsdefizit sei 2019 bei 13 Euro pro Fahrgast gelegen. Lang machte zudem deutlich, dass weiter entfernt wohnende Nutzer sehr hohe Pro-Kopf-Kosten erzeugten. Im Fall des Ortsteils Rothenstein wären es beispielsweise 13 000 Euro pro Jahr.

OB Schröppel schlug schließlich vor, die ÖPNV-Verbesserungen mit einem Angebot in die Fläche, sprich der Einführung des Rufbusses zu beginnen. Das sei "förderfähig" und "dadurch finanziell beherrschbar". Dies beschloss der Aufsichtsrat denn auch einstimmig und einigte sich auf weitere Punkte.

Die Stadtbuslinien überdenken

So soll frühestens ein Jahr und spätestens zwei Jahre nach Start des Rufbusses das Überplanen der Stadtbuslinie begonnen werden. Dies war die Zielrichtung von SPD und Grünen. Letztere wollen einen Halbstundentakt und zusätzliche Haltestellen, die SPD wirbt für einen generellen ÖPNV-Ausbau und weitere Stadtbuslinien.

Dem Aufsichtsratsbeschluss zufolge soll das ÖPNV-Angebot künftig besser beworben und so besser bekannt gemacht werden. Außerdem ist geplant – und damit wurde ein FW-Vorschlag aufgegriffen –, den Stadtbusverkehr testweise für ein Jahr in Abstimmung mit dem VGN an Samstagen für Fahrgäste kostenfrei anzubieten und die Zahl der Fahrten zu erhöhen.

Nach der ausführlichen Diskussion im Aufsichtsrat der Stadtwerke fiel die Beratung im Hauptausschuss des Stadtrats eher kurz aus. Heinz Gruber (Freie Wähler) warnte davor dass der Rufbus-Versuch "grandios scheitern könnte". Dem entgegnete der OB, dass er die Skepsis zwar teile, dass es aber einen Versuch wert sei.

Nur eine Gegenstimme

Auch sein Parteifreund Andre Bengel zeigte sich nicht wirklich überzeugt. In Sachen ÖPNV "hätten wir weitaus größere Baustellen", meinte der SPD-Fraktionsvorsitzende. Und auch Manuela Mühlöder (Freie Wähler) äußerte sich skeptisch. Ihr wäre es wichtiger, die Ortsteile in den Stadtbusverkehr einzubeziehen.

Für "sinnvoll" erachtet hingegen Katrin Schramm den Rufbustest. Viel hängt nach Meinung der Grünen davon ab, wie man das Angebot bewirbt. Letztlich stimmten 13 Hauptausschussmitglieder und der OB für den Vorschlag, einzig Heinz Gruber lehnte den Vorstoß ab.

Keine Kommentare