Bäume erzählen ihre Geschichte

Ein "NaturSchauSpiel" im Bergwaldtheater

23.7.2021, 16:11 Uhr
Das Bergwaldtheater ist über viele Wochen im Jahr völlig ungenutzt, so in aller Regel auch im Herbst. In diesem Jahr soll dies anders werden, den ab den Herbstferien wird dort die Show "NaturSchauSpiel" mit Installation, Lichteffekten und Animationen zu erleben sein.

© Robert Renner, NN Das Bergwaldtheater ist über viele Wochen im Jahr völlig ungenutzt, so in aller Regel auch im Herbst. In diesem Jahr soll dies anders werden, den ab den Herbstferien wird dort die Show "NaturSchauSpiel" mit Installation, Lichteffekten und Animationen zu erleben sein.

Geplant ist nicht weniger als ein völlig neues Veranstaltungsformat, das Licht, Natur und Kunst miteinander verbinden will. Eventmanager Jochen Graf von der Agentur WBLT aus Oberhausen bei Neuburg an der Donau stellte das Konzept, das zusammen mit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) entwickelt wurde, jetzt im Kulturausschuss des Stadtrats vor.

Ein Aspekt davon: die „sprechenden Bäume“. Hierzu erstellt ein Mediendesigner Animationen, die wie Baumgesichter aussehen. Die Texte, die der Baum sprechen soll, werden von einem professionellen Sprecher aufgenommen und nachbearbeitet.

Wenn Bäume sprechen

Gleichzeitig wird seine Mimik beim Ablesen des Textes aufgezeichnet. Seine Bewegungen werden auf das 3-D-Modell des sprechenden Baums übertragen. Im Wald dann wird das Gesicht geometrisch korrigiert auf einen Baum projiziert. Das ist der Technik, wie sie in Filmen wie "Der Herr der Ringe" eingesetzt wird, nicht unähnlich.

Ein kleiner versteckter Lautsprecher gibt den Ton wieder. „Wir können so den Baum seine Geschichte erzählen lassen“, erläuterte Graf.

Nach seiner Schilderung sollen die Besucher nach dem Einlass im Bühnenbereich eine „fulminante Eröffnungsshow“ unter dem Titel "Naturtopia“ erleben, die für einen „emotionalen Einstieg sorgen soll“. Anschließend öffne sich ein interaktiver Erlebnispfad rund um das Gelände der Naturbühne „zum Entdecken, Kennenlernen und Verstehen“.

Gerechnet wird mit einer Aufenthaltsdauer pro Gast von zwei bis drei Stunden. Daher gibt es auch einen Cateringbereich, wo die Besucher sich stärken können. Das Bergwaldtheater sei „der perfekte Ort, um der Natur und ihren fantastischen Facetten eine Bühne zu bereiten“, hieß es in der Präsentation Grafs, der bei den Veranstaltungen, die wegen der Lichteffekte jeweils in den Abendstunden laufen, insgesamt mit bis zu 9000 Besuchern rechnet. Sie sollen bis aus den Großräumen Nürnberg und München kommen.

Aufwärmen für den "Glückskeks"

Entstanden ist der Kontakt zu ihm und der Agentur WBLT über den Gersdorfer Künstler Hubert Beckstein. Er gehört auch zum Projektmanagement und kam auf Andrea Persch, Leiterin des Weißenburger Kulturamtes, mit der Idee für das „NaturSchauSpiel“ zu. Sie ist mittlerweile im Lenkungsausschuss dabei und schwärmt von einem „tollen Projekt“. Es könne „nur ein Gewinn für uns sein“, ist sie überzeugt.

Und die Gelegenheit ist günstig, vor einem größeren Publikum schon auf das nächste Stadtschreiber-Stück im Bergwaldtheater aufmerksam zu machen. Im kommenden Jahr soll dort ja „Der größte Glückskeks“ aus der Feder von Clemens Berger aufgeführt werden.

Kulturamtsleiterin Persch zufolge übernimmt die SDW für das „NaturSchauSpiel“ die Veranstalterrolle, sodass sich die Stadt finanziell kaum engagieren muss. Lediglich für den Part, der als Werbeblock für den „Glückskeks“ gedacht sei, und mit dem Engagement des Bauhofs müsse die Stadt sich einbringen. Und natürlich stelle sie das Bergwaldtheater zur Verfügung.


Hubert von Goisern liest im Bergwaldtheater


Die Herbstferien hätten er und sein Team gewählt, „weil wir den Leuten in diesem Jahr noch etwas bieten wollen“, sagte Graf mit Blick auf das Corona-bedingt über Monate hinweg lahmgelegte Kulturleben. Geplant ist für Freitag, 29. Oktober, ein Presse-Pre-Opening. Am Samstag, 30. Oktober, soll der Premierenabend mit zwei Veranstaltungen von 18 bis 21 und von 21 bis 0 Uhr sein. Ab Sonntag laufe das „NaturSchauSpiel“ dann täglich im Normalbetrieb mit zwei Vorstellungen.

Die Resonanz im Kulturausschuss auf die Vorstellung war durchwegs positiv. Claudia Pössnicker findet es gut, im Herbst im Bergwaldtheater ein Angebot zu machen. Die Veranstaltung sei „sicher ein Gewinn“ und dafür geeignet, auch überregional für die Weißenburger Naturbühne zu werben, meinte die Grüne. Gerade in den sozialen Netzwerken würden Fotos von solchen Veranstaltungen geteilt und weit verbreitet.

Etwas ganz Neues

Ähnlich äußerte sich ihr Fraktionssprecher Maximilian Hetzner. Es sei eine veranstaltungsarme Zeit. Dass kaum Konkurrenzveranstaltungen seien, bringe mehr Aufmerksamkeit. Elisabeth Pecoraro (SPD) sprach von einem „tollen Projekt“, um „das Bergwaldtheater in ein schönes Licht zu rücken“.

Klaus Drotziger (CSU) wollte wissen, ob es von der Agentur WBLT andere Projekte als Referenz gebe. Er mache ein derartiges Projekt erstmalig, aber seine Firma habe viel Erfahrung mit kleineren wie größeren Veranstaltungen bis hin zum Bayern-3-Dorffest. Man könne dem als Stadt Weißenburg auch etwas Positives abgewinnen, meinte Graf. „Sie machen definitiv etwas Neues.“

Die positiven Wortmeldungen der Kulturausschussmitglieder interpretierte Oberbürgermeister Jürgen Schröppel als Zustimmung. Er wies darauf hin, dass das „NaturSchauSpiel“ ursprünglich an einem anderen Waldstandort aufgezogen werden sollte. Das Forstamt und er seien davon aber nicht begeistert gewesen und hätten das Bergwaldtheater ins Spiel gebracht.

Karteninfo

Weitere Informationen sollen demnächst im Internet unter www.naturschauspiel-wug.de folgen. Eintrittskarten sollen für Erwachsene 15 Euro (ermäßigt 12 Euro) kosten. Für Kinder ab sechs Jahren werden 9 Euro verlangt, Kinder bis fünf Jahre dürfen kostenfrei mitkommen. Ein Familienticket für zwei Erwachsene und zwei Kinder soll 35 Euro kosten. Inbegriffen sind pro Eintrittskarte 42 Cent für Baumpatenschaften für Pflanzungen im Stadtwald.

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