Thorsten Glauber auf Stippvisite in Weißenburg

10.6.2021, 12:20 Uhr
Thorsten Glauber auf Stippvisite in Weißenburg

© Foto: Markus Steiner

Die Ossberger-Turbine ist in Experten-Kreisen weltweit ein Synonym für Durchströmturbinen und vielleicht einer der wichtigsten Botschafter Weißenburgs. Denn die Freistrahlturbine sorgt weltweit dafür, dass mit Wassserkraft Strom erzeugt wird. 

Nach seinem ausführlichen Rundgang durch das Weißenburger Werk, an dem auch FW-Landtagsabgeordneter Wolfgang Hauber, FW-Stadtrat Heinz Gruber, FW-Kreisvorsitzender Josef Miehling und die FW-Bundestagskandidatin Sylvia Bogenreuter teilnahmen, ließ sich Glauber zu einem deutlichen Statement hinreißen: "Auf Bundesebene verstehen nur ganz wenige etwas von erneuerbaren Energien."

Fachkundiger Gesprächspartner

Eine Aussage, die sich der Umweltminister selbst aufgrund seiner eigenen Ausbildung leisten kann: Glauber besuchte nach seiner Ausbildung zum Kommunikationselektroniker die Berufsaufbauschule, die Berufsoberschule und machte eine Ausbildung zum Bauzeichner. Danach studierte er Architektur in Coburg. Sowohl die Werk- und Drehbank, tagelanges Feilen und Bohren als auch die Elektrotechnik sind dem Minister nicht fremd. Beim Besuch in Weißenburg zeigte er sich als kompetenter und interessierter Gesprächspartner.

"Ich bin offen für alle Ideen", sagte Glauber und gestand auch ein, dass seiner Meinung nach die Wasserkraft-Lobby nicht so mächtig und stark vernetzt sei wie beispielsweise die Fischerei-Lobby. Eine Einschätzung, die Dr. Karl-Friedrich Ossberger teilt, der glaubt, dass die Politik momentan eher "gegen uns", also die Wasserkraftbetreiber, gemacht werde.

Made in Weißenburg auf allen fünf Kontinenten

In Bayern gibt es derzeit rund 4000 Wasserkraftanlagen, die gesamt eine Leistung von 2,9 Gigawatt haben, was grob zwei Atomkraftwerken entspricht. Wasserkraft kann deshalb neben Photovoltaik, Wind und Biomasse als vierte große Säule der erneuerbaren Energien betrachtet werden, die zudem noch einige Vorteile mit sich bringt.

Sie hat eine gute Grundlastfähigkeit, ermöglicht die dezentrale Energiegewinnung, hat ein sehr gutes Regelverhalten, ist netzstabilisierend und netzstützend und hat nur einen geringen Flächenverbrauch zur Folge. Zudem sind zur Energieübertragung keine "Monstertrassen" nötig und viele Wasserkraftanlagen werden meist auch von kleineren Unternehmern betrieben, sodass die Wertschöpfung auch im eigenen Land bleiben kann, fasste Dieter Wirth die Vorteile der Wasserkraft für den Besuch aus München zusammen.

Die Wirtschaftlichkeit ist gefährdet

Insofern ist es aus Sicht der Firma Ossberger bedauerlich, dass kaum mehr neue Wasserkraftprojekte in Deutschland realisiert werden, weil durch neue Umweltauflagen und sinkende EEG-Zuschüsse die Wirtschaftlichkeit von kleinen Anlagen immer mehr gefährdet wird. Genau hier wollen die Freien Wähler im Landtag einhaken und ein Förderprogramm auf den Weg bringen, das Anlagenbetreiber bei nötigen Investitionen unterstützt, sodass wenigstens der Status quo gehalten werden kann.

Mit dem geplanten Förderpaket sollen ökologische Investitionen, die Erhöhung der Stromproduktion mittels Wasserkraft sowie Wiederinbetriebnahmen und Ersatzneubauten ermöglicht werden, erläuterte Glauber. Bereits bei den aktuellen EEG-Verhandlungen habe sich das bayerische Wirtschaftsministerium mit seiner Forderung durchsetzen können, wodurch bestehende Wasserkraftanlagen einen zusätzlichen Bonus in Höhe von drei Cent pro Kilowattstunde erhalten.

Ein bisschen wie das Tempo-Taschentuch

Glauber zeigte sich bei seinem Besuch in Weißenburg beeindruckt von der Firma Ossberger und wollte wissen: "Wie schafft man es, weltweit so eine gute Mund-zu-Mund-Propaganda zu erreichen?" Firmeninhaber Karl-Friedrich Ossberger meinte daraufhin launig: "Das ist so ähnlich wie beim Tempo-Taschentuch. Die Ossberger-Turbine ist ein Synonym für die Cross-Flow-Turbine." Sie verrichte weltweit zuverlässig ihren Dienst, deshalb freue er sich sehr, dass die Freien Wähler im Landtag die Wasserkraft mehr fördern wollen, die in Bayern einen wichtigen Stellenwert habe.

Christian Habermann, der stellvertretende technische Leiter, nannte einen weiteren Vorteil: "Wind und Sonne lassen sich nicht ausschalten, Wasserkraft schon." Abschließend appellierte Ossberger, dass die Energiewende nur funktionieren könne, wenn alle mitmachten, und dankte Minister Glauber für seinen Besuch, den Hauber dankenswerterweise organisiert habe: "Ich hoffe, dass der eine oder andere Impuls gegeben wurde."

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