Was ein Weißenburger mit der K-Frage zu tun hat

8.10.2020, 16:18 Uhr
Was ein Weißenburger mit der K-Frage zu tun hat

© Foto: Droemer Knaur, Markus Röleke

Die Rede ist von Uwe Ritzer, dem früheren Redaktionsleiter des Weißenburger Tagblatts, der bei der Süddeutschen Zeitung zu einem der profiliertesten Wirtschaftsjournalisten des Landes wurde.

Zusammen mit seinem Kollegen Roman Deininger hat Ritzer die Söder-Biografie "Der Schattenkanzler" veröffentlicht, die seit wenigen Tagen im Handel erhältlich ist. Damit mischen sie sich in die bundespolitisch immer relevantere Diskussion ein, wer denn dieser baumlange Nürnberger Politiker eigentlich ist, der in seiner Jugend als knallharter Haudrauf galt und inzwischen zum Corona-Schutzheiligen einer Nation aufgestiegen zu sein scheint.

Wie relevant dieses Buch ist, zeigt ein PR-Coup, der Ritzer und Deininger gelungen ist: Niemand anders als Armin Laschet, der Ministerpräsident Nordrhein-Westfalens und schärfste Konkurrent Söders um die Kanzlerkandidatur, wird das Buch offiziell in Berlin vorstellen.

Ein PR-Coup

Das ist pikant, denn Laschet und Söder kabbelten sich in den ersten Monaten der Corona-Krise nachhaltig. Laschet war genervt von den forschen Alleingängen seines Ministerpräsidenten-Kollegen und den sich anschließenden Folgen auf den Freistaat, wo man eben alles ein bisschen besser im Griff habe als anderswo. Und ein bisschen hat Söder auch diesmal wieder Laschet vor sich hergetrieben.

Denn auf die verwegene Idee, die Biografie seines Konkurrenten vorzustellen, kam zuerst Söder, dem wenig Dinge fremd sind, wenn es um eine gute Schlagzeile geht. Ende September präsentierte er eine Laschet-Biografie von zwei Journalisten der Funke-Mediengruppe. Das nahm Laschet sportlich und revanchierte sich umgehend, indem er bei Ritzer und Deininger zusagte.

"Das ist für uns ein Glücksfall", freut sich Ritzer, den man am Strand in Italien erreicht, wo er bereits an einem neuen Buch schreibt. "Das ist natürlich ein bisschen auch ein sportlicher Wettkampf zwischen den beiden." Die Vorstellung wird am 5. November in Berlin stattfinden, die Örtlichkeit steht noch nicht fest.


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Das aktuelle Schattenkanzler"-Buch basiert auf einer 2018 erschienenen Söder-Biografie von Ritzer und Deininger. Das haben sie in den vergangenen Monaten grundlegend überarbeitet, große Teile ergänzt und die aktuellen Entwicklungen eingeflochten. "Das ist nicht nur ein
lauer Aufguss unseres ersten Buchs", sagt Ritzer. "Da ist mindestens ein Drittel komplett neu und es gibt vor allem eine ganz neue Blickrichtung."

2018 habe man versucht, den frisch gewählten bayerischen Ministerpräsident zu charakterisieren, seitdem aber ist aus Söder eine große Figur der Bundespolitik geworden. Eine, die sich mit der Frage beschäftigen muss, ob er vielleicht Kanzler werden will. Diese Frage spielt in dem Buch eine zentrale Rolle. Dass Söder zuletzt wieder betonte, er sehe seinen Platz in Bayern, müsse wenig bedeuten, glaubt Ritzer.


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Strauß habe mal festgestellt hat, dass er lieber "eine Ananas-Farm in Alaska" betreiben wolle als Kanzlerkandidat zu werden, und Edmund Stoiber hielt eine Karriere als Bayern-Trainer für wahrscheinlicher als eine Kandidatur ums Kanzleramt. Bekanntermaßen kam es anders. In beiden Fällen. Das kann auch bei Söder noch passieren. "Wenn es die Möglichkeit gibt, Kanzler zu werden, wird Söder nicht ablehnen. Das widerspräche seinem Charakter als Machtmensch", ist Ritzer überzeugt. Auch aus seinem Umfeld höre man, dass er längst ins Überlegen gekommen sei.

Am Ende werde aber die CDU entscheiden. Ritzer: "Die haben das Erstzugriffsrecht." Und sie werden es ergreifen, wenn sie glauben, einen Kandidaten zu haben, mit dem sie gewinnen werden. Und da war sie wieder, die Rivalität zwischen Laschet und Söder. Die Umfragewerte sprechen für Söder. Seit Monaten. Und das soll bei der CDU längst einige ins Grübeln gebracht haben.

Große Medienresonanz

In der neuen Biografie gibt sich Söder denn auch schon mal "präsidiabel". Er blickt kritisch auf den Asylstreit mit Kanzlerin Merkel, den er unnötig verschärft habe. Auch sei es eine Irrglaube gewesen, Wähler von der AfD zurückgewinnen zu können. Man hätte die Partei früher hart angreifen müssen.

Nur eine von zahlreichen Stellen in der neuen Biografie, in denen Söder mit großer Offenheit über sich und seine Politik spricht. Spannende Lektüre, die bereits auf große Resonanz traf. Die ersten Zitate aus dem Buch der beiden SZ-Journalisten liefen schon am Tag der Veröffentlichung über dpa und Spiegel-Online.

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