Weihnachtsgeschäft der Post: So erhalten Sie Ihre Pakete pünktlich

25.11.2020, 05:50 Uhr
Die Vorweihnachtszeit ist für die Post die heißeste Zeit des Jahres. Durch die Corona-Pandemie stehen die Mitarbeiter in diesem Jahr vor weiteren Herausforderungen, als "nur" die Flut an Briefen und Paketen zu bewältigen.

© Stefan Hippel Die Vorweihnachtszeit ist für die Post die heißeste Zeit des Jahres. Durch die Corona-Pandemie stehen die Mitarbeiter in diesem Jahr vor weiteren Herausforderungen, als "nur" die Flut an Briefen und Paketen zu bewältigen.

Herr Schneider, wie haben sich die Arbeitsabläufe bei der Post durch den neuerlichen Lockdown verändert?

Thomas Schneider: Eigentlich gar nicht, weil wir schon zu Beginn der Corona-Pandemie im März umfassende Schutzmaßnahmen ergriffen haben. So haben wir die kontaktlose Zustellung eingeführt und alle ins Homeoffice geschickt, bei denen das möglich war. Darüber hinaus haben wir frühzeitig begonnen, Kontakte innerhalb der Belegschaft zu reduzieren und Abläufe zu entzerren. Um zum Beispiel die Nürnberger Innenstadt versorgen zu können, haben wir die Zusteller in zwei Gruppen eingeteilt, die zu unterschiedlichen Zeiten starten. Sollte eine Schicht Corona-bedingt ausfallen, wäre die andere nicht betroffen.

Wie haben die Kunden darauf reagiert?

Schneider: Wir bekommen sehr positive Rückmeldungen von unseren Kunden, dass wir sie während der ganzen Pandemiezeit zuverlässig mit Briefen und Paketen versorgt haben. Einige haben sich aber auch darüber beschwert, dass die Post jetzt später kommt. Das war jedoch der Tatsache geschuldet, dass manche Kollegen erst um 10 Uhr statt um 8 oder 9 Uhr ihren Dienst begonnen haben. Ich bitte hier um Verständnis – damit schützen wir unsere Mitarbeiter!

Thomas Schneider ist seit 2017 Betriebschef im Unternehmensbereich Post & Paket, dem circa 160.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angehören. 

Thomas Schneider ist seit 2017 Betriebschef im Unternehmensbereich Post & Paket, dem circa 160.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angehören.  © Rudolf Wichert

Die Menschen sind während des Lockdowns sehr viel zu Hause. Freizeit- und Einkaufsmöglichkeiten sind extrem eingeschränkt. Rechnen Sie mit einem deutlich stärkeren Weihnachtsgeschäft, weil die Menschen mehr online bestellen?

Schneider: Die Paketmenge ist enorm gewachsen. Gleichzeitig ist das Briefgeschäft deutlich rückläufig und liegt aktuell zehn Prozent unter dem Vorjahreswert. Bei den Paketen rechnen wir auf Jahressicht mit einem Plus von 15 Prozent. An Spitzentagen erwarten wir elf Millionen Pakete. Im Tagesschnitt sind es etwa fünf Millionen. In der stärksten Woche – vor Weihnachten – werden es um die 55 Millionen Pakete sein.

Welche Rolle spielt der Black Friday, der Schnäppchenjäger anlocken soll?

Schneider: Wir gehen ab dem 27.November von einer deutlichen Zunahme der Bestellungen aus. Die ganzen Rabattaktionen des Versand- und Einzelhandels rund um den sogenannten Black Friday führen allerdings auch dazu, dass das Weihnachtsgeschäft etwas entzerrt wird.

Auf den letzten Drücker

Ob beabsichtigt oder nicht: Viele Kunden bestellen auf den letzten Drücker. Wann sollte man Päckchen und Briefe spätestens verschicken, damit sie bis Heilig Abend ankommen?

Schneider: Bei Abgabe des Paketes bis zum 19. Dezember um 12 Uhr gehen wir davon aus, dass es deutschlandweit bis Heiligabend auch zugestellt wird. Bei Briefen, Post- und Weihnachtskarten sogar noch, wenn sie erst am 22. Dezember verschickt werden. Trotzdem raten wir allen Kunden, gerade in diesem besonderen Jahr mit Rekordpaketmengen, ihre Weihnachtsgeschäfte möglichst früh zu erledigen.

Können Sie garantieren, dass verschicktes Geld sicher ankommt?

Schneider: Nach unseren seit vielen Jahren geltenden Beförderungsbedingungen ist das Verschicken von Bargeld in einem gewöhnlichen Brief nicht erlaubt. Für Kunden, die nicht überweisen möchten, sondern Bargeld verschicken, gibt es aber das Einschreiben Wert National. Für einen Zuschlag von 4,30 Euro zusätzlich zum Porto sind damit Gegenstände bis zu 500 Euro und Bargeld bis zu 100 Euro versichert.


Corona: Post will deutlich mehr Packstationen aufstellen


Sollten die Kunden verstärkt Packstationen nutzen oder sind die Kapazitäten dort schnell erschöpft?

Schneider: Die Packstationen sind eine sehr bequeme Möglichkeit – gerade in Corona-Zeiten, weil Kontakte vermieden werden und jeder selbst entscheiden kann, wann er sein Paket abholen möchte. Wir haben in diesem Jahr schon mehr als 2000 neue Packstationen aufgebaut – so viele wie nie zuvor - und werden noch auf 2500 hochfahren. Dann haben wir deutschlandweit mehr als 6500, davon übrigens 50 in Nürnberg. Wir sehen hier noch genügend Kapazitäten. Kunden können uns aber helfen, wenn sie ihre Sendungen gerade in der jetzigen Zeit schnell abholen und die siebentägige Lagerfrist nicht unbedingt ausschöpfen.

Fester Ablageort

Welche Möglichkeiten haben die Menschen noch, an ihre Pakete zu kommen?

Schneider: Es gibt eine weitere Alternative, die mittlerweile schon über acht Millionen Kunden nutzen. Je nachdem, wo sie wohnen, können sie mit uns vereinbaren, die Sendungen an einem von ihnen festgelegten Ablageort zu hinterlegen. Zum Beispiel hinter dem Gartentor, in der Garage oder auf der Terrasse. Dann haben sie quasi ihre eigene Packstation direkt zu Hause. Dort legen wir das Paket ab, wenn sie nicht da sind.

Wie sieht das Arbeitspensum der Post in den nächsten Wochen aus?

Schneider: Wir werden in unseren Paketzentren an sechs Tagen fast rund um die Uhr arbeiten müssen, weil wir sonst mit den Mengen, die wir erwarten, nicht hinterherkommen – also auch samstags 23 Stunden. Bei der Zustellung setzen wir abends eine Zusatzschicht ein. Dabei fahren wir auch noch nach 18 Uhr Pakete aus, die die Stammzusteller nicht mehr auf ihrer normalen Tour zustellen konnten.


Ärger mit Post: Viele Pakete kommen nicht oder beschädigt an


Wie ist die Lage in den Briefzentren?

Schneider: In den Briefzentren werden wir erstmals auch bis zu einer Million kleinformatiger Pakete am Tag bearbeiten. Allein im Nürnberger Briefzentrum dürften um die 100.000 Sendungen am Tag sortiert werden.

Deutlicher Mehrbedarf

Hat die Post für diese intensive Phase überhaupt genügend Personal?

Schneider: Ja, denn wir haben uns rechtzeitig vorbereitet. Wir erwarten von nun an einen deutlichen Anstieg der Sendungsmengen nach dem Black Friday von 40 auf 50 Millionen Pakete pro Woche. Das ist von einer Woche auf die andere ein Viertel mehr. Also brauchen wir auch etwa ein Viertel mehr Personal.

Wie ist es in Corona-Zeiten um die Sicherheit der Post-Mitarbeiter bestellt?

Schneider: Der Schutz unserer Mitarbeiter hat oberste Priorität. Wir haben die Pandemie bisher gut im Griff gehabt, wenn man berücksichtigt, dass wir 80 bis 90 Prozent der Beschäftigten ja nicht ins Homeoffice schicken konnten. Im Juli haben wir eine umfangreiche Strategie von Reihentests gestartet und mittlerweile über 20.000 Tests eigenfinanziert durchgeführt.

Wie viele Post-Mitarbeiter sind ausgefallen, weil sie selbst infiziert wurden oder zumindest in Quarantäne mussten?

Schneider: Die Inzidenz liegt bei uns in etwa im Bundesdurchschnitt, wobei dies auch immer wieder schwankt. Wenn jeder 400. Deutsche bei der Post arbeitet, können wir uns dem Thema allein statistisch gesehen natürlich nicht ganz entziehen. Bisher greifen aber unsere Schutzmaßnahmen sehr gut und wir mussten noch keinen unserer Betriebe schließen.

Nur wenige Kollegen zeigten Symptome

Auf welchen Mitarbeitern lag der Fokus der Tests?

Schneider: Wir haben gerade bei den Mitarbeitern im Paketzentrum, die schwere körperliche Arbeit verrichten und während einer Schicht mehrere Tonnen Pakete sortieren, intensiv getestet. Die meisten der positiv Getesteten wussten gar nicht, dass sie krank waren. Nur wenige Kollegen haben Symptome gezeigt. In den Paketzentren testen wir – ähnlich wie in der Fußball-Bundesliga – rund 12.000 Mitarbeiter zweimal komplett durch. Bereits seit Anfang der Pandemie haben wir ein ziemlich umfangreiches Notfallkonzept, das wir immer weiter anpassen und verfeinern. Der Grundsatz, Abstand zu halten und Kontakte zu reduzieren, gilt weiter. Sobald es auch nur einen Corona-Fall gibt, herrscht Maskenpflicht für alle.

Von wegen stad also: Wie blicken Sie auf die die Vorweihnachtszeit?

Schneider: Natürlich werden das sehr anspruchsvolle Wochen, die uns an die Grenzen unserer Leistungsfähigkeit bringen werden. Wir sind gut gerüstet, aber trotzdem werden wir die Unterstützung unserer Kunden brauchen. Daher die ausdrückliche Bitte, möglichst früh die Pakete zu verschicken und alle Filialen und DHL-Paketshops, Packstationen und vereinbarten Ablageorte zu nutzen. Und haben Sie Verständnis, wenn es mit der Laufzeit in den kommenden Wochen auch mal ein paar Tage länger dauern kann.

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