Pendler sind mehr als verärgert

Weiter beinahe täglich Chaos: Bahn bekommt Probleme zwischen Nürnberg/Würzburg nicht in den Griff

Matthias Oberth

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23.8.2023, 09:43 Uhr
Verspätungen auf der wiedereröffneten Strecke zwischen Neustadt/Aisch und Würzburg sind an der Tagesordnung.

© Matthias Oberth Verspätungen auf der wiedereröffneten Strecke zwischen Neustadt/Aisch und Würzburg sind an der Tagesordnung.

Auch fast drei Wochen nach der Sperrung der Bahnstrecke zwischen Neustadt/Aisch und Nürnberg herrscht an manchen Tagen blankes Chaos beim Schienenersatzverkehr. Davon berichten Reisende regelmäßig gegenüber unserer Redaktion und lassen teilweise ihrem Unmut freiem Lauf.

Stillstand und Schleichfahrt

Beispielsweise Hans F. (Name von der Redaktion geändert), der am vergangenen Sonntag von Würzburg in Richtung Nürnberg unterwegs war. Bereits die Abfahrt des Zuges in Würzburg startete mit 30 Minuten Verspätung und auf dem inzwischen generalsanierten Streckenabschnitt bis Neustadt/Aisch war mehrfacher Stillstand und Schleichfahrt angesagt.

In Neustadt hatten sich so rund 45 Minuten Verspätung angesammelt. Dennoch bestand laut Bahn-App noch die Chance, jenen Bus zu erreichen, der auf seinem Weg nach Nürnberg alle Haltestellen anfahren soll. Laut Hans F. standen auf dem Bahnhofsplatz auch "vier bis fünf rosafarbene Busse" herum, allerdings allesamt mit der Anzeige RE 10 ausgestattet und ohne weitere Info über die Haltestellen.

Nachfragen an einzelne Busfahrer endeten mit Schulterzucken oder unverständigen Kopfschütteln derselben. Schließlich entstieg einem weiteren Schienenersatzverkehr-Bus, der aus Nürnberg ankam, eine junge Frau, die zwar einen Fahrplan in Händen hielt, die Kommunikation allerdings auf Englisch erfolgen musste. Dabei stellte sich heraus, dass der betreffende Bus rund zwei Minuten vor Ankunft des Zuges aus Würzburg abgefahren war.

Busfahrer sollen nicht warten

Da Hans F. sich schon während seiner Zugfahrt an einen Zugbegleiter wegen des Vormeldens der Verspätung gewandt hatte, erhielt er die Auskunft, Anfragen beim SEV seien zwecklos, weil die Busfahrer einer internen Vorgabe folgend definitiv nicht auf verspätet eintreffende Züge warten sollen.

In der Redaktion treffen täglich Meldungen von solchen oder ähnlichen Erfahrungen ein. Und tatsächlich bestätigt ein Blick in die Bahn-App, dass Verspätungen von 30 Minuten zwischen Würzburg und Neustadt eher die Regel als die Ausnahme sind. Dazu kommen mehrere Zugausfälle am Tag, die in der App teilweise erst eine Stunde vor Abfahrt angezeigt werden.

Die Deutsche Bahn weist auf Anfrage darauf hin, dass die sanierte Bahnstrecke derzeit nur einspurig befahrbar ist. Inzwischen sei aber eine zweite Kreuzungsstelle in Betrieb, weshalb "die Verspätungen bereits reduziert" wurden und "der Anschluss zum Ersatzverkehr in Neustadt/Aisch zum größten Teil wieder funktioniert".

Keine "unbegrenzte" Wartezeit

Was die Anschlüsse zum Schienenersatzverkehr betrifft, so schreibt die Pressestelle der Bahn, dass die Busfahrer "grundsätzlich" dafür sensibilisiert wurden, um die "Anschlüsse abzuwarten". Allerdings sei dies "gerade bei größeren Verspätungen nicht unbegrenzt möglich, da dies auch Folgen für die Rückfahrt des jeweiligen Busses hätte".

Den Einsatz von Busfahrern, die kaum ortskundig sind und auch an der Sprachbarriere scheitern, begründet die Bahn damit, dass die Bereitstellung von "größtmöglichen Kapazitäten", teilweise nur mit Hilfe von Busunternehmen und Fahrpersonal "aus anderen Regionen" zu bewerkstelligen ist.

Für Pendler und Reisende bleiben Fahrten auf der Strecke Nürnberg-Würzburg dennoch weiterhin ein Vabanque-Spiel. So schreibt ein Leser, dass ab 23. August der Bahnübergang Stelzenbachstraße in der Gemeinde Wilhermsdorf gesperrt ist.

Hoffen auf den 12. September

Rückfragen bei DB-Regio, DB-Netz, DB-Frankenbus und bei der Straßenverkehrsbehörde im Landratsamt, wo den nun der Bus zukünftig halten werde, verliefen allesamt im Sande. Profunde Auskunft dazu aus dem Landratsamt: "Eine Sperrung wurde beantragt. Wir gehen davon aus, dass eine Sperrung stattfindet, da eine Verkehrssicherungsfirma mit der Absperrung beauftragt wurde."

Für die leidgeplagten Reisenden heißt es also auf den 12. September hoffen. Dann soll die Bahnstrecke Nürnberg - Würzburg wieder durchgängig befahrbar sein.

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