Wirbel um Stromautobahn durch Franken

15.1.2014, 15:22 Uhr
Wirbel um Stromautobahn durch Franken

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Die Pläne für den Verlauf einer Starkstromtrasse von Sachsen-Anhalt nach Schwaben sorgen in Franken für große Aufregung. „Da gibt es Diskussionsbedarf“, sagte der Wunsiedler Landrat Karl Döhler (CSU) am Mittwoch. Am Rande der Klausur der CSU-Landtagsfraktion in Kreuth sprach er mit Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) über das Thema. Zwar könne der Freistaat keinen direkten Einfluss nehmen, da die Bundesnetzagentur verantwortlich sei, „aber ich habe Ilse Aigner gebeten, ein Auge darauf zu haben“, sagte Döhler.

Die vom Netzbetreiber Amprion favorisierte Trasse orientiert sich weitgehend an der Autobahn 9 – soll aber in Richtung Marktredwitz (Landkreis Wunsiedel) einen weiten Bogen weg von der Autobahn machen und dann über Pegnitz (Landkreis Bayreuth) Mittelfranken erreichen. Direkt betroffen wäre etwa die Gemeinde Speichersdorf. Deren Bürgermeister Manfred Porsch sagte: „Die Pläne sind für uns nicht nachvollziehbar, der Unmut in unserer Gemeinde ist groß.“

Wirbel um Stromautobahn durch Franken

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Er wundere sich, dass eine Erdverkabelung gerade in der Nähe von Wohngebieten kein Thema sei. „Hier werden wir Fragen stellen“, kündigte auch Döhler an. Im Landkreis Wunsiedel gebe es vielfältige Aktivitäten im Bereich erneuerbare Energien. Statt eine Trasse ohne Einspeisemöglichkeit durch die Region zu planen, erscheine ihm eine Verknüpfung der Trassenpläne mit den lokalen Energiekonzepten sinnvoll. „Hier gäbe es sicher intelligente Lösungen.“ Auch in der Fränkischen Schweiz äußerten sich die Bürger skeptisch zu den am Dienstag veröffentlichten Stromtrassen-Plänen.

Energiewende vor Ort

Der Landrat des Kreises Nürnberger Land, Armin Kroder (Freie Wähler), sprach sich für eine neue Ausrichtung der Energiewende aus: „Die Stromautobahn ist unnötig, wenn wir die Energiewende vor Ort schaffen“, teilte er am Mittwoch mit. „Für regional erzeugte regenerative Energien braucht man keine riesigen Stromautobahnen, unser leistungsfähiges Netz reicht dann aus.“

Ähnlich äußerte sich Herbert Barthel vom Bund Naturschutz (BN). Die Trassenpläne stünden für ein zentrales Energiekonzept, sagte er. Der BN werbe für dezentrale Energiegewinnung in den Regionen. Die 450 Kilometer lange Trasse soll Strom aus den Windparks im Norden und Osten in die Industriezentren des Südens bringen. Amprion rechnet einer Sprecherin zufolge mit Investitionskosten von einer Milliarde Euro. Für 2022 ist die Inbetriebnahme der Leitung geplant.

Die jetzigen Planungen des Unternehmens werden zunächst von der Bundesnetzagentur geprüft. Neben der nun vorgestellten Vorzugstrasse gibt es noch Alternativvorschläge, etwa durch die Oberpfalz. Erst in einem weiteren Schritt wird festgelegt, welche Variante genauer betrachtet und untersucht wird. Der Bayreuther Bundestagsabgeordnete Hartmut Koschyk und seine Landtagskollegin Gudrun Brendel-Fischer (beide CSU) kritisierten die Informationspolitik des Unternehmens. Bis heute hätten Bürgermeister und Abgeordnete keine detaillierten Unterlagen in Händen, teilten sie am Mittwoch mit. Amprion hat Informationsveranstaltungen unter anderem in Kulmbach und Nürnberg für Ende Januar angekündigt.

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