Südumfahrung

"Zweifelsohne ist die aktuelle Verkehrssituation nicht ideal"

25.5.2021, 12:01 Uhr
Schaeffler in Herzogenaurach: Pkw und Lkw fahren über die Straße, die oben rechts zwischen Bebauung (Niederndorf) und Talrand verläuft,  in Richtung Autobahn. Die Südumgehung soll dagegen den Verkehr komplett nach Süden zwischen Werksgelände und den Ortsteil Hauptendorf (unten rechts) umleiten. In großem Bogen führt die Trasse dann wieder Richtung Autobahn.  

© Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung, NN Schaeffler in Herzogenaurach: Pkw und Lkw fahren über die Straße, die oben rechts zwischen Bebauung (Niederndorf) und Talrand verläuft,  in Richtung Autobahn. Die Südumgehung soll dagegen den Verkehr komplett nach Süden zwischen Werksgelände und den Ortsteil Hauptendorf (unten rechts) umleiten. In großem Bogen führt die Trasse dann wieder Richtung Autobahn.  

Gibt es eine grundsätzliche Position des Unternehmens Schaeffler zum Thema Südumfahrung?

Der wichtigste Aspekt für die Südumfahrung ist sicherlich die Entlastung der Bevölkerung in Niederndorf und Neuses von Lärm und Umwelteinflüssen durch den Individual- und Schwerverkehr. Der Einschnitt in Natur und Umwelt, den die geplante Trasse der Südumgehung mit sich bringt, ist dem gegenüber zu stellen. Dies ist keine einfache Abwägung. Zweifelsohne ist die aktuelle Verkehrssituation nicht ideal. Dass die geplante Trasse im Osten an das Werksgelände von Schaeffler anschließt, ist für das Unternehmen ein Vorteil. Zudem ist für uns als großes international tätiges Unternehmen das Thema Planungssicherheit von zentraler Bedeutung. Wichtig ist auch, dass es ein Gesamtkonzept für die Verkehrsinfrastruktur in der Region gibt.

Dr. Axel Lüdecke, Leiter Konzernkommunikation & Public Affairs bei Schaeffler

Dr. Axel Lüdecke, Leiter Konzernkommunikation & Public Affairs bei Schaeffler © Schaeffler, NN


Wie viele Lkw steuern täglich das Unternehmen an, bzw. verlassen es wieder?

Etwa 15 Lkw täglich versorgen das Rohmateriallager mit Stahl, unserem wichtigsten Werkstoff. Im Gegenzug werden die fertigen Produkte an die Kunden versendet. Daneben liefern etwa 50 weitere Fahrzeuge, vom Lkw über Transporter bis zum Pkw, zirka 500 Paletten Produktionsware im zentralen Wareneingang an. Es gibt zudem einen Lkw-Pendelverkehr zwischen Dienstleistern und Schaeffler. Eine Südumfahrung würde in den umliegenden Dörfern mit Blick auf diesen hochfrequenten Lieferverkehr zu einer Entlastung führen.

Wie viele Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommen mit dem Auto zur Arbeit (aktuell und vor Corona)?

Die Zahl der Mitarbeitenden, die den Pkw nutzen, können wir nicht genau benennen. Tatsächlich waren aber im Jahr 2019, also vor der Pandemie, die rund 5000 Schaeffler-Parkplätze fast immer belegt. Zu Stoßzeiten wie dem Schichtwechsel hat das Angebot nicht ausgereicht. Schwankungen in der Belegung gab und gibt es in der Urlaubs- und Ferienzeit. Wir haben bereits zu Beginn der Pandemie die Weichen gestellt, möglichst vielen Mitarbeitenden die Arbeit im Homeoffice zu ermöglichen. Aktuell sind deshalb deutlich weniger Mitarbeitende am Standort, wobei man nicht vergessen darf, dass ein großer Teil in der Produktion tätig ist und deshalb vor Ort sein muss.

Gibt es Zahlen, wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter derzeit im Homeoffice arbeiten? Welche Zahl halten Sie für die Zeit nach Corona für realistisch oder anstrebenswert?

Wir haben schon früh eine Betriebsvereinbarung zum mobilen Arbeiten geschlossen und damit die Basis für Home-Office geschaffen. Unser Ansatz war seit Beginn der Pandemie, dass Mitarbeitende im Home-Office arbeiten sollen, wo immer dies möglich ist. Dies wird bis heute so gelebt und wird auch durch den Gesetzgeber gefordert. Mit Blick auf das Werk in Herzogenaurach ist allerdings zu bedenken, dass rund 3000 Mitarbeitende in der Produktion arbeiten. Hier sind Home-Office-Lösungen nicht möglich. Auch in der Zukunft wird Home-Office weiter eine Bedeutung haben, aber wir können dies heute noch nicht konkret beziffern.


Gäbe es aus Unternehmenssicht Alternativen zu einer Umgehung? Genannt werden in der Diskussion unter anderem die Reaktivierung der Aurachtalbahn oder eine Gondelbahn.

Die Stadt-Umland-Bahn (StUB) wäre aus unserer Sicht eine gute Möglichkeit, das Pendleraufkommen deutlich zu reduzieren. Für den Schwer- und Frachtverkehr sehen wir derzeit keine praktikablen Alternativen zur Straße. Die direkte verkehrstechnische Anbindung des Heimatstandorts von Schaeffler an das Straßennetz ist für uns sehr wichtig.

Ist aus Ihrer Sicht eine Kompromisslösung im Hinblick auf die Naturzerstörung denkbar? Wir verweisen unter anderem auf Wissenschaftler der Technischen Hochschule Nürnberg, die an Zukunftskonzepten arbeiten unter dem Titel „Stadt neu zu denken“.


Nachhaltigkeit hat bei Schaeffler einen hohen Stellenwert und wir sind uns unserer Verantwortung bewusst. Wir befürworten Lösungen, die negative Umweltauswirkungen möglichst vermeiden. Die konkrete Entscheidung hierüber, die auf schwierigen Abwägungen basiert, muss durch die Politik getroffen werden. Eine Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs in der Region kann ein Beitrag sein, um Mobilität nachhaltiger zu gestalten. Insofern begrüßen wir auch den Bau des Radschnellwegs zwischen Erlangen und Herzogenaurach.

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