Anschluss an die Spitze verpasst

1:4 auf Schalke: Schäfflers Irrläufer kostet Club einen Punkt

10.12.2021, 21:41 Uhr
Traf zum 1:2 ins eigene Tor: Manuel Schäffler. 

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr Traf zum 1:2 ins eigene Tor: Manuel Schäffler. 

Wenn der Club auf Schalke vorbeischaut, ist das eigentlich immer Anlass für ein kleines Fußballfest. Zumindest, wenn die königsblauen Kumpel nicht gerade mal wieder einen Nürnberger Abstieg besiegeln. Dass die Atmosphäre am Freitagabend in der schmucken Multifunktionsarena in Gelsenkirchen-Buer als eher trist bezeichnet werden darf, lag allerdings nicht daran, dass sich die Altmeister erstmals in ihrer langen Historie in den Niederungen der Zweiten Liga trafen. Immerhin bot das Verfolgerduell zum Vorrundenausklang ja eine durchaus reizvolle Konstellation, im Idealfall winkte dem Sieger sogar der Sprung auf einen Aufstiegsplatz.

Doch das Virus zeigt eben auch vor einer seit vier Jahrzehnten liebevoll gepflegten Fanfreundschaft keinen Respekt. Und deshalb verloren sich nur die aktuell in Nordrhein-Westfalen unter Pandemie-Auflagen erlaubten 15 000 Zuschauer, darunter rund 750 Club-Anhänger, im weiten Rund. Die traditionelle Fan-Folklore, die dieses Spiel normalerweise begleitet, hielt sich in corona-bedingten Grenzen. Den Freundschaftsschal gab es im Fan-Shop zum Sonderpreis, vor dem Anpfiff ließ man artig "Die Legende lebt" laufen, auf den Rängen sangen sie "Schalke und der FCN".

Schalke hat die Qualität in der Offensive

Unten auf dem Platz tat der Club derweil das, was er in Gelsenkirchen meistens tut: Verlässlich die Punkte abliefern. Auch wenn die 1:4 (0:1)- Niederlage am Ende sicher etwas zu hoch ausgefallen war.

Bei den Gästen hatte es nach dem 2:1 gegen Kiel erwartungsgemäß nur eine Änderung in der Startelf gegeben, den gelb-gesperrten Lino Tempelmann durfte auf der linken Außenbahn Fabian Nürnberger vertreten. Schalkes in Quarantäne weilender Trainer Dimitrios Grammozis musste hingegen in der Offensive improvisieren, weil ihm aktuell die beiden gefährlichsten Angreifer Simon Terodde und Marius Bülter abhanden gekommen sind. Robert Klauß’ Warnung, dass Schalke trotzdem noch Qualität nach vorne habe, schien sich allerdings schnell zu bestätigen.

Nach nicht einmal zwei Minuten gab es die erste Schalker Ecke, wenig später klärte Christopher Schindler in höchster Not gegen Marvin Pieringer (7.). Der Club wirkte im Aufbau seltsam fahrig, hätte aber dennoch in Führung gehen müssen: Eine Flanke von Tim Handwerker setzte Schäffler per Kopf freistehend an den linken Pfosten, die Nachschussmöglichkeit verstolperte Schindler (17.).

Nürnberger im Abseits? TV-Bilder beweisen Fehlentscheidung

Mehr Durchschlagskraft demonstrierten die Knappen: Nachdem Darko Churlinov auf links Enrico Valentini und Asger Sörensen düpiert hatte, konnte Christian Mathenia den Schuss des quirligen Nordmazedoniers aus spitzem Winkel nur nach vorne ablenken, wo Thomas Ouwejan ohne große Mühe zum 1:0 abstaubte (20.). Reinhold Ranftl hätte nach einer halben Stunde erhöhen können, Mathenia lenkte den Schuss an den Pfosten. Nürnbergs Offensivbemühungen blieben überschaubar. Für etwas Gefahr sorgte S04-Keeper Martin Fraisl, der Mats Möller Daehli den Ball im Strafraum unfreiwillig auflegte, den überhasteten Schuss des Norwegers dann aber parierte (34.). Zwei Minuten später war es Nürnberger, der nach weitem Pass von Handwerker allein vor dem Tor an Fraisl scheiterte. Manuel Schäfflers Nachschuss fand dann zwar den Weg ins Netz, zählte aber nicht mehr – Nürnberger soll zuvor im Abseits gestanden haben. Wie die TV-Bilder bewiesen, eine klare Fehlentscheidung.

Die knappe Schalker Führung ging angesichts einiger brenzliger Situationen im Nürnberger Strafraum aber wohl schon in Ordnung, zumal Mathenia stark gegen Blendi Idrizi parierte (45.). Mit Taylan Duman, der kurz vor der Pause den angeschlagenen Tom Krauß ersetzt hatte, sowie Nikola Dovedan für Möller Daehli ging der Club die zweite Hälfte mit zwei frischen Offensivkräften an – und erwischte einen Start nach Maß. Eine weite Hereingabe von Valentini legte Schäffler mit viel Übersicht per Kopf zurück auf Nürnberger, der aus zehn Metern per Dropkick zum 1:1 vollendete (49.).

Dann brachte sich seine Mannschaft aber selbst wieder aus dem Tritt, weil Schäffler in der 66. Minute einen Distanzschuss von Idrizi in bester Mittelstürmermanier ins eigene Netz köpfte. Sechs Minuten vor Schluss machte der überragende Churlinov dann mit dem 3:1 alles klar, nachdem Mathenia einen Fernschuss hatte abprallen lassen. Kou Itakura erhöhte sogar noch auf 4:1 (90.+4). Auch in der Zweiten Liga bleibt Gelsenkirchen für den Club also ein schwieriges Pflaster.


Schalke: Fraisl; Thiaw, Itakura, Kaminski – Ranftl, Pálsson, Ouwejan, Zalazar (90.+1 Aydin), Idrizi (69. Flick) – Churlinov (89. Dadashov), Pieringer.

Nürnberg: Mathenia; Valentini (77. Köpke), Schindler, Sörensen, Handwerker – Geis – Krauß (43. Duman), Möller Daehli (46. Dovedan), Nürnberger – Shuranov (69. Borkowski), Schäffler.

Schiedsrichter: Reichel (Stuttgart). – Zuschauer: 15 000. – Tore: 1:0 Ouwejan (20.), 1:1 Nürnberger (49.), 2:1 Schäffler (66./Eigentor), 3:1 Churlinov (85.), 4:1 Itakura (90.+4). – Gelbe Karten: Pieringer (4), Zalazar Martinez (3) / Nürnberger (2).

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