Trainingslager in Natz

Beim Club wird um jedes Tor gekämpft

6.7.2021, 05:50 Uhr
Einer der leichteren Gegner: Manuel Schäffler muss sich teaminterner Konkurrenz erwehren.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr Einer der leichteren Gegner: Manuel Schäffler muss sich teaminterner Konkurrenz erwehren.

Als er längst geduscht und umgezogen auf der Tribüne des Innsbrucker Tivolis stand, da hat Erik Shuranov immer noch um dieses Tor gekämpft. Shuranov hatte gerade ein Testspiel mit dem 1. FC Nürnberg hinter sich gebracht, ein Testspiel gegen einen österreichischen Zweitligisten. Nichts, woran man sich einmal erinnert, wenn die Karriere irgendwann vorbei ist. Eigentlich vergisst man so ein Spiel – wenn es einigermaßen normal gelaufen ist –, sobald man im Bus sitzt.

Aber Shuranov hatte eben ein Tor geschossen in diesem Spiel – oder auch nicht. Zumindest war die Mehrheitsmeinung rund um Shuranov, dass da ein Innsbrucker Verteidigerbein noch etwas vor seinem Nürnberger Stürmerbein an den Ball gekommen war. Auf die Mehrheitsmeinung aber gab Shuranov nichts, und so musste ihn der Mitarbeiter der Pressestelle die Szene noch einmal auf dem Bildschirm vorspielen. „Sowas von mein Tor“, sagte Shuranov dann. Ab da war es tatsächlich sein Tor, dieser dritte Treffer in einem Testspiel.

Spannende Angelegenheit

„Ein Stürmer eben“, sagt am nächsten Tag sein Trainer Robert Klauß über die Szene am Bildschirm. Er hätte es auch über die Szene auf dem Platz sagen können, weil Shuranov da schon schön erahnt hatte, wohin der Ball wohl fliegen könnte. Ein Stürmer eben – Klauß kann das in dieser Saison über viele Spieler in seiner Mannschaft sagen. Vor allem kann er das über viele gute Spieler in seiner Mannschaft sagen.

Neben Shuranov haben sie beim Club ja noch Dennis Borkowski (dessen Tor gegen Innsbruck sehr eindeutig sein Tor war), Felix Lohkemper, Manuel Schäffler, den derzeit noch verletzten Pascal Köpke und Paul-Philipp Besong.

„Ich sehe den Angriff echt auch als spannend an, das ist einfach Konkurrenzkampf. Die haben alle ihre Qualitäten“, sagt Klauß zur doch einigermaßen ungewohnten Situation. Vor einem Jahr war das noch anders. Da hatten sie gerade Mikael Ishak abgegeben, weil sie seine Qualitäten nicht mehr erkennen konnten. Shuranov war noch ein Versprechen auf die Zukunft und Lohkemper hatte in seinem Premierenjahr beim Club nicht den Eindruck erweckt, als sei er die Lösung aller Probleme.

Zwei fit, zwei verletzt

Also haben sie sich Schäffler und Köpke dazugeholt und es wurde alles ein bisschen besser. Vor allem wurde auch Lohkemper besser, weshalb sie plötzlich Alternativen hatten bei der Besetzung der Planstellen ganz vorne. Dann verletzte sich erst Köpke und später auch Lohkemper und die Alternativen waren wieder weg. Borkowski wurde aus Leipzig ausgeliehen und musste sehr schnell viel spielen. Die Probleme wurden dadurch nicht weniger, weil irgendwann auch Schäffler ausfiel. Diese Lücke füllte aber dann Shuranov aus. Trotzdem: Immer war irgendwas. „Bisher hatten wir immer nur zwei fit und zwei verletzt oder andersrum“, sagt Klauß über diese Zeit.

Jetzt sind bis auf Köpke alle fit, weil Lohkemper wieder ins Training eingestiegen ist und Schäffler im Test gegen Innsbruck sein Comeback gegeben hat. Für Klauß auf dem Papier eine schöne Situation: „Gut ist, dass diese Spieler alle unterschiedlich sind. Wie haben da eine gute Mischung.“ Spielen können trotzdem nur zwei. Schäffler, der erfahrenste Angreifer, sieht es sportlich – und sich selbst als eine Art Mentor für Shuranov und Borkowski.

Wie bei der Nationalmannschaft

„Ich weiß, dass man als junger Spieler auch mal ältere Spieler braucht, um die ein oder andere Frage stellen zu können“, sagt der 32-Jährige. Die Frage, wer spielt, sagt Schäffler, muss dann der Trainer beantworten. Er weiß aber, dass ein wenig Eigenwerbung nicht schaden kann, nachdem die Kombination aus Shuranov und Borkowski in Innsbruck nicht so schlecht ausgesehen hat.
Der körperlich starke Schäffler nimmt für diese Eigenwerbung eine Diskussion zur Hilfe, die in Deutschland gerade auf höherer Ebene und rund um die Nationalmannschaft geführt wird. Die darüber, dass es wieder echte Mittelstürmer braucht.

„Es braucht wieder jeder einen, der vorne drin steht und weiß, wo das Tor steht. Auch wenn du den manchmal 90 Minuten nicht siehst“, sagt also Schäffler. Noch besser ist da nur einer, der sich noch ein Tor erkämpft, wenn das Spiel längst abgepfiffen ist.


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