1. FC Nürnberg: Auf der Überholspur ins Frankenderby

19.12.2014, 06:00 Uhr
1. FC Nürnberg: Auf der Überholspur ins Frankenderby

© Foto: Sportfoto Zink

Denn sollte am Samstag (13 Uhr) gegen die SpVgg Greuther Fürth endlich wieder ein Derbysieg gelingen, könnte das für den Club so desaströs verlaufene Fußballjahr 2014 sogar ein halbwegs versöhnliches Ende finden.

Wo vor wenigen Wochen noch die Angst vor einem Absturz in die 3. Liga in die Köpfe kroch, herrscht nun wieder dezente Zuversicht. Unter Trainer René Weiler ist der Krisen-Club in der 2. Liga auf die Überholspur eingebogen. Nach vier Siegen aus fünf Spielen, davon zuletzt drei in Serie, liegt man als Tabellenachter in Lauerstellung und könnte sich im Optimalfall nach dem zweiten Rückrundenspieltag sogar mit nur noch einem Zähler Rückstand auf den dritten Rang in die Weihnachtsferien verabschieden. Ein sehr theoretisches Szenario, zugegeben, doch angesichts der absurden Ausgeglichenheit dieser Liga, in der (fast) jeder mal (fast) jeden schlagen darf, auch nicht völlig utopisch.

Dass sich alle Protagonisten derlei Hochrechnungen dennoch standhaft verweigern, ist nicht nur klug, sondern auch den Realitäten geschuldet. Nürnberg spielt unter Weiler zwar einigermaßen erfolgreich, aber noch längst nicht gut. Im Erzgebirge war den Franken am Anfang und am Ende „wieder das nötige Glück hold“, auch wenn die Mannschaft inzwischen „vielleicht etwas mehr dafür tut“, wie Weiler mit Blick auf statistische Werte, etwa die gelaufenen Kilometer, lobend anfügte.

Sich selbst sieht der 41-Jährige dabei nur als einzelnes Rädchen im komplexen Getriebe einer Fußballmannschaft. Ob es nun um Siege oder Niederlagen gehe, die Position des Trainers werde „zum Teil überbewertet“, findet Weiler: „Ich habe meine Ideen, die Spieler versuchen sie umzusetzen.“ Und sie scheinen auf ihren fachkundigen Vorgesetzten zu hören – und ihm immer mehr zu vertrauen. „Der Trainer hat uns in der Halbzeit die taktischen Fehler aufgezeigt und Probleme klar angesprochen“, erzählte Niclas Füllkrug. Nach der Pause habe die Mannschaft gemerkt, „dass es genau daran lag, was er bemängelt hatte. Und es ist natürlich gut, wenn man sich darauf verlassen kann, dass das, was der Trainer verbessert, auf dem Platz dann auch funktioniert.“

Generell gilt: Unter Weiler steht der Club defensiv deutlich stabiler, woran vor allem auch der neue Abwehrchef Even Hovland seinen Anteil hat. Und vorne „haben wir genug Qualität, um immer ein Tor zu schießen, das haben wir in den letzten Spielen ja bewiesen“, konstatierte Füllkrug selbstbewusst. Der Doppeltorschütze von Aalen war diesmal leer ausgegangen, hatte aber Jakub Sylvestrs siebten Saisontreffer (64.) prima vorbereitet. Danach versäumte es der Club, trotz reizvoller Kontergelegenheiten nachzulegen – und musste folglich bis zuletzt um den Erfolg bangen. Wieder einmal. Auch die Siege gegen Ingolstadt, München und Aalen wurden mit nur einem Tor Unterschied eingefahren und „standen immer auf Messers Schneide, das war schon nervenaufreibend“, räumte Weiler ein und befand, man hätte sich bisweilen auch über ein Remis „nicht beklagen dürfen“.

Eben so wie bei Greuther Fürth, wo momentan latente Krisenstimmung herrscht, obwohl der Tabellenzwölfte, wie Weiler anmerkte, ja auch nur eine seiner letzten fünf Partien verloren habe, aber eben viermal die Punkte teilte. Für den Coach ein Indiz, dass „alles eng beieinander ist“ und sich beide Teams auf Augenhöhe begegnen. Markige Sprüche sind vom stets besonnenen Schweizer vor dem brisanten Nachbarduell nicht zu hören; dass es am Samstag auch um viel Prestige geht, hat er aber natürlich mitbekommen. „Ich weiß, dass man das Derby unbedingt gewinnen soll, einige sprechen auch von muss“, erklärte Weiler schmunzelnd, „aber in Fürth wird man dasselbe sagen . . .“ In erster Linie sei dieses Spiel vor imposanter Kulisse doch ein „schöner Schlusspunkt für 2014“. Und vielleicht ja auch die Initialzündung für ein erfolgreiches 2015.

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