76:71! Falcons nur noch einen Sieg vom Aufstieg entfernt

27.4.2019, 20:02 Uhr
76:71! Falcons nur noch einen Sieg vom Aufstieg entfernt

© Sebastian Gloser

Vytautas Buzas ging wild gestikulierend Richtung Kabine, die Körpersprache von Ralph Junge war noch besorgniserregender. Nürnbergs Cheftrainer sagte gar nichts und blickte starr auf den Hallenboden. In der Kabine musste er mit seinem Co dann eine Mannschaft wachrütteln, die in der Rückrunde bewiesen hatte, Basketball besser zu verstehen als fast alle anderen 15 Teams der 2. Bundesliga, die am Samstagabend in Heidelberg aber gerade dabei war, diese schöne Errungenschaft leichtfertig zu verspielen.

Nach einem guten Start in dieses dritte Halbfinalspiel, waren die Angriffe der Nürnberg Falcons wieder arg ins Stocken geraten. Außer Center Robert Oehle in Szene zu setzen, fiel den Gästen im Olympiastützpunkt nicht viel ein, die Gastgeber spielten unspektakulär, aber einigermaßen effizient. Und gingen konsequenterweise mit einer 39:35-Führung in den Umkleideraum. Die Halbzeitansprache von Branislav Ignjatovic dürfte deutlich moderater ausgefallen sein.

Mit Glücksjackett und schicken Schuhen

"Sobald du ein Spiel verlierst, kann sich wieder alles drehen." Das hatte Ralph Junge bereits nach dem ersten Spiel der Halbfinalserie gesagt, nachdem seine Mannschaft gerade in Führung gegangen war. Junge hatte das Glücksjackett, die Jeans und die schicken braunen Schuhe gegen Freizeitklamotten getauscht, die Sporttasche hatte er lässig geschultert, er sah aus, als könnte er nun direkt in den Urlaub starten. Aber genau das wollte er ja nicht: in den Urlaub – dieses Gefühl sollte seine Mannschaft den Heidelbergern vermitteln. "Wir müssen den Gegner so weit bringen, dass er denkt: Jetzt Urlaub!"

Am Dienstag war Heidelberg definitiv noch nicht an diesem Punkt. Der Ausgleich in der Serie war im Eventpalast am Nürnberger Flughafen vor allem auf die intensive Verteidigungsarbeit der Gäste zurückzuführen – und auf die unterdurchschnittliche Freiwurfquote der Gastgeber. 87:77, 62:67 – und nun?

Schon am Montag geht's weiter

Die dritte Begegnung in der Best-of-five-Serie würde zumindest eine Vorentscheidung bringen, in das vierte Aufeinandertreffen am Montag in Nürnberg (19.30 Uhr) gehen deshalb nur die Nürnberg Falcons mit einem guten Gefühl. Beim 76:71 (22:18, 13:21, 22:19, 19:13) hatten sie den längeren Atem.

Dass Nürnbergs Trainer schimpfend oder wahlweise lautlos fluchend in die Kabine gingen, war vor allem darauf zurückzuführen, dass ihre Spieler zu oft zu spät die Situationen erkannten. Müde Beine, müde Köpfe – nach einem zumindest phasenweise überragenden ersten Besuch in Heidelberg wirkten die Falcons ausgelaugt, unkonzentriert und nicht mehr in der Lage nach Rückschlägen den Kopf hochzunehmen.

Nach dem Seitenwechsel änderte sich das zunächst nicht. In der 24. Minute durfte der Ex-Nürnberger Dan Oppland seine Oberarmmuskeln zeigen, sein And-one brachte Heidelberg eine Zehn-Punkte-Führung: 53:43.

Oehle und Pongo bringen den Sieg ins Ziel

Dass die Partie mit Beginn des Schlussabschnitts dennoch völlig offen war, lag daran, dass sich Heidelbergs Kapitän Phillipp Heyden mit seinem vierten Foul vorübergehend auf die Bank verabschiedete, dass Nils Haßfurther einen wichtigen Dreier traf, dass Niklas Würzner Juwan Parker beim Verzweiflungswurf mit der Sirene foulte, vor allem aber daran, dass sie gute Verteidigung in schnelle Punkte umwandelten. Und es wurde sogar noch besser: Jackson Kent und Ishmail Wainright holten mit zwei erfolgreichen Distanzwürfen die Führung zurück, für Heidelberg antworteten Jaleen Smith und Shyron Ely: 63:63.

Die Schlussphase musste die Entscheidung bringen – und wie beim Treffen vor einer Woche behielten die Nürnberg Falcons da den kühleren Kopf. Ein weiterer Dreier von Kent brachte Nürnberg nach vorne, Robert Oehle und vor allem Marcell Pongo mit sechs Punkten brachten den zweiten Sieg im Halbfinale ins Ziel. Es fehlt nur noch ein weiterer zum sportlichen Aufstieg in die Bundesliga.

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