Ambitionierte Amateure auf dem Mountainbike

11.2.2021, 10:12 Uhr
Ambitionierte Amateure auf dem Mountainbike

© Foto: Team Wilier Force Germany

Winter hin oder her, für Tobias Ullmann sind die Wochen und Monate um den Jahreswechsel die Zeit, um die letzten Vorbereitungen für die nächste Saison zu treffen. Ein Blick hinter die Kulissen einer ambitionierten Amateurmannschaft.

Um ein Wettkampfjahr solide planen zu können, sind zwei Dinge besonders wichtig: die finanziellen Mittel und die sportlichen Akteure. Beides ist bei der Hilpoltsteiner Equipe bereits seit Ende vergangenen Jahres in trockenen Tüchern. Mit dem italienischen Radhersteller Wilier Triestina arbeite man schon seit 2015 sehr gut zusammen, so Ullmann. Der Kontakt sei damals durch sein Zweirad-Geschäft entstanden, als er überlegte, die Marke in sein Sortiment aufzunehmen. Im Zuge dessen überzeugte er die Firmenbesitzer, sein bestehendes Mountainbike-Team zu sponsoren. Nach wenigen Gesprächen sei man sich einig gewesen und seitdem bestehe "eine feste Partnerschaft, die über die Jahre immer besser geworden ist." So gut, dass den Italienern mittlerweile der Zweijahresvertrag mit ihrem deutschen Werksteam einen sechsstelligen Betrag wert ist.

Zufrieden mit dem Budget

Billig ist der Unterhalt eines ambitionierten Radteams nämlich definitiv nicht. Team-Fahrzeuge, mobile Werkstatt, Mountainbikes, Trikots, Startgelder, Reisekosten (immerhin nehmen die Fahrer an Wettkämpfen zwischen Süddeutschland und Oberitalien teil), ein kleiner Betreuerstab und so weiter – da kommt schnell einiges an Kosten zusammen. Trotzdem ist der 41-jährige Hilpoltsteiner mit dem verfügbaren Budget zufrieden. Dank diverser Sponsoren sei man laut Teamchef Ullmann "sehr gut aufgestellt".

Ambitionierte Amateure auf dem Mountainbike

© Foto: Team Wilier Force Germany

Die bestehende Struktur würde seiner Meinung nach sogar fast für den Einstieg im Weltcup-Zirkus reichen – auch wenn dafür zum Beispiel noch feste Physiotherapeuten und dergleichen fehlen. "Es gibt in unserer Klasse kaum Teams mit einem solchen Budget, wie wir es haben", erzählt er nicht ohne Stolz.

Aber Geld alleine gewinnt keine Rennen, es müssen die richtigen Athleten am Start stehen. Hier kann sich Tobias Ullmann, der früher selbst im Mountainbike-Rennsport aktiv war, seit Jahren auf eine eingeschworene Mannschaft verlassen, die schon lange zusammen Wettkämpfe bestreitet und die "nicht nur ein Team, sondern Freunde sind." Mit Rebecca Robisch und Tobias Götzenberger verlassen zwar zwei Sportler das Werksteam. Im Gegenzug kommt mit dem 18-jährigen Luca Pechacek aus Schlierbach "ein junges Talent mit viel Potential" dazu. In der Saison 2021 werden somit elf Fahrer – mit Anette Griner ist auch eine Frau dabei – aus Bayern, Baden-Württemberg und Österreich das weiß-schwarz-orange Teamtrikot tragen. Mit dem international erfahrenen Mountainbike-Routinier Uwe Hochenwarter ist weiterhin auch ein Ex-Radprofi Teil des Amateurteams.

Dass mit dem Weggang von Rebecca Robisch ab sofort kein einziger Fahrer aus der Region mehr in der Hilpoltsteiner Mountainbike-Equipe vertreten ist, findet zwar auch der Chef schade, ist aber einfach zu erklären: Es fehlt derzeit schlichtweg an Bikern, die das notwendige Leistungsvermögen haben, um im Marathon-Bereich vorne mitfahren zu können. Außerdem, ist er überzeugt, "zieht der Triathlon hier viele gute Leute weg". Trotzdem: "Mein großer Wunschtraum wäre ein Team mit lauter Fahrern aus der Metropolregion Nürnberg", sagt Ullmann. "Aber das ist halt, naja, schwierig."

Aufbausaison 2021

Als Teamchef kümmert sich der Hilpoltsteiner Unternehmer aber nicht nur um die Finanzen, das Sponsoring sowie die Zusammenstellung und Betreuung der Mannschaft. Mit dem Team stellt er darüber hinaus den Wettkampfkalender zusammen. Für 2021 beispielsweise sind insgesamt Starts bei rund 30 Rennen geplant. Schwerpunkte werden dabei Festivals, Mehrtagesrennen sowie die sogenannte Mountainbike-Challenge, eine Marathon-Rennserie in Deutschland, Österreich und Italien, sein.

Dieses Jahr will das MTB-Team Wilier Force Germany als "Aufbausaison" nutzen und daher bei den Zielen "eine Stufe zurückschalten." Nach einem sehr erfolgreichen Jahr 2019 habe die vergangene Saison "einigen Fahrern doch recht zugesetzt", so Ullmann. Begrenzte Trainingsmöglichkeiten, wenige, aber dafür sehr hochkarätig besetzte Ren-nen und in der Folge suboptimale Ergebnisse hätten teils "am Selbstvertrauen und Können" genagt. "Wir wollen uns deshalb heuer erst einmal neu sortieren, mental wieder reinkommen und sehen, wo wir stehen."

Kommentar: Nehmt den Sport endlich ernst!

Bei der Frage, ob es Wettkämpfe geben wird, ist Tobias Ullmann optimistisch. Er vertraut auf die ausgetüftelten Konzepte der Veranstalter. "Heuer werden viele Rennen stattfinden", wenn auch vielleicht anders als gewohnt. Überhaupt blickt er optimistisch in die Zukunft. Selbst wenn es hart auf hart käme: "Wir überleben notfalls auch noch so ein Jahr im Sport." Woher diese Zuversicht kommt? Die Radbranche insgesamt habe 2020 "unheimlich profitiert". Und wenn man sich bei den Rennen, aber auch auf den diversen Social-Media-Kanälen gut verkaufe, dann sieht er auch in Sachen Sponsoring keine Probleme. Was sicher zusätzlich zur Beruhigung beiträgt: Der laufende Vertrag mit Hauptsponsor Wilier gilt auch noch für 2022.

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