Auf dem Abstellgleis: Empörung in Sachen Mielitz

21.7.2016, 14:34 Uhr
Trotz laufenden Vertrags soll der bisherige Fürther Stammkeeper Sebastian Mielitz (hier in Derby-Bodenlage beim 1:2 in Nürnberg) das Kleeblatt verlassen. Das verstehen einige Fans nicht.

© Sportfoto Zink / WoZi Trotz laufenden Vertrags soll der bisherige Fürther Stammkeeper Sebastian Mielitz (hier in Derby-Bodenlage beim 1:2 in Nürnberg) das Kleeblatt verlassen. Das verstehen einige Fans nicht.

Wenn es am Donnerstag ins Trainingslager geht, darf Sebastian Mielitz (27) nicht dabei sein. Stattdessen kann sich der bisherige Stammtorhüter bei der U23 fit halten. Kleeblatt-Manager Ramazan Yildirim macht keinen Hehl daraus, dass keiner der Verantwortlichen bei der Spielvereinigung möchte, dass er seinen noch ein Jahr gültigen Vertrag aussitzt.

Das erregt die Gemüter unter den Anhängern. Während diejenigen, die Mielitz in der gesamten Saison für keinen guten Torhüter hielten, die sportliche Entscheidung begrüßen, werfen andere dem Verein eine barsche Vorgehensweise vor.

"Wer weiß, was da vorgefallen ist intern"

Auf der Facebook-Seite der FN kommentieren auch einige Mielitz-Kritiker. "Das Torverhältnis spricht ja nicht gerade für ihn. Aber SM hat auch viele Haltbare reingelassen. Das hat die Abwehr auch nicht gerade gestärkt", analysiert etwa Harald Puscher. Bernd Köppinger mutmaßt: "Wer weiß, was da vorgefallen ist intern. Alleine wegen seiner Leistung in der Saison kann es nicht sein, dass er gehen muss."

Auf der Internetseite der FN hingegen wird vor allem das Vorgehen des Vereins hinterfragt. User "Friedensreich Krieg" schreibt: "Mielitz ist sicher kein alles überragender Torwart. Aber er hat sich absolut nichts zuschulden kommen lassen, was eine derartig schofle Behandlung rechtfertigt." "Soeren1717" kann sich ein ähnliches Vorgehen in der "normalen" Berufswelt nicht vorstellen: "Puh, klar sind die Sitten rau im Profifußball - aber mit so expliziten Aussagen dürfte das eine deftige Schlappe vorm Arbeitsgericht geben. 'Ich erwartete da Kooperation' – wenn mir das jemand in einer ähnlichen Situation hinknallt, würde ich ihn erst einmal nach Kooperationsbereitschaft fragen, zum Beispiel eine Abfindung, die mindestens das entgangene Gehalt aufwiegt."

Es ist eine erfrischend ehrliche Empörtheit, die die Leser in den Kommentarspalten zum Ausdruck bringen. Und dennoch überrascht die Größe, die die Personalie Mielitz angenommen hat. Denn, ja, es geht um die Personalie, und nicht um den Menschen Mielitz. Der in der Cottbuser Torwartschule gestählte Keeper wusste genau, wo er hin wollte - und worauf er sich einließ: auf den Zirkus Profifußball, in dem es viel Geld zu verdienen gibt, wo aber auch schnell das Ende da sein kann, weil ein Vorgesetzter findet: Die Leistung stimmt nicht.

Und wo waren denn die Kommentare zur Meldung, dass sich Stefan Thesker, Tom Trybull, Tim Bodenröder und der dauerverletzte Zhi-Gin Lam - ein tragisches Talent - trotz laufender Verträge neue Vereine suchen sollten? Wer hat die Spielvereinigung bedauert, als der bärenstarke Rechtsverteidiger Daniel Brosinski im Sommer 2014 seinen Wechsel zu Erstligist Mainz 05 förmlich erzwang oder Goran Sukalo im Winter um die Chance bat, noch einmal einen Eineinhalbjahresvertrag bei 1860 München zu unterschreiben?

"Damit muss jeder Profi rechnen"

"Ich kann es auch nicht verstehen", wundert sich Stefan Heißi auf Facebook, "aber wie oft stellen denn Spieler ihre Vereine, an die sie noch vertraglich gebunden sind, aufs Abstellgleis und erzwingen ihren Wechsel?" Stefan Saaber gibt ihm die Antwort: "So ist das Profigeschäft eben! Damit muss jeder Profi rechnen."

Sebastian Mielitz machte gegenüber den Lokaljournalisten den Eindruck eines hochanständigen Sportsmanns. Das Urteil des Kleeblatt-Managements stellt seinen Charakter mit keiner Silbe in Frage. Sportlich war es ein Versuch, den auch diese Sportredaktion als gelungen betrachtet. Vor einem Jahr sah man ihm die mangelnde Spielpraxis an, doch er mauserte sich zu einem ordentlichen Zweitliga-Torhüter.

Auch ein Signal an die Nachfolger

Die Chance, bis zum Vertragsende Juni 2017 den nächsten Schritt zu machen, sprich: die Körpersprache zu verbessern und hin und wieder "Unhaltbare" zu halten, bekommt er in Fürth nicht mehr. Weil man denkt, dass es Balazs Megyeri und Sascha Burchert besser machen, ist diese Entscheidung nicht nur ein Signal an ihn. Seine Nachfolger werden sich daran messen lassen müssen.

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