Bayern-Kater in Katar: Ein infizierter Müller - und jetzt?

12.2.2021, 15:44 Uhr
Bayern-Kater in Katar: Ein infizierter Müller - und jetzt?

© Fabian Bimmer / AFP

Erschöpft schlurften die stolzen Sixpack-Bayern ohne Thomas Müller am leeren Flughafen im dunklen München zum Mannschaftsbus. Nach einer ausgiebigen Foto-Session im Flieger mit einem Küsschen für die nächste Trophäe durch Weltfußballer Robert Lewandowski sehnten die Münchner Stars nach einem Stück Fußball-Geschichte am Ende einer höchst turbulenten Woche zwei freie Tage herbei. Im Gegensatz zur verrückten Anreise mit einer Nacht am Berliner Flughafen glückte wenigstens der Rückflug, den Müller nach seinem positiven Corona-Test erst viel später in einer eigenen Maschine aus Katar antreten konnte.

"Viel Unruhe"

Die Sorgen um Müller, nach Leon Goretzka und Javi Martínez der nächste Corona-Fall beim Triplesieger, ein verletzter Serge Gnabry und ein bis auf weiteres aus privaten Gründen fehlender Jérôme Boateng trübten die Freude nach dem Gewinn der Klub-WM durch das 1:0 gegen UANL Tigres. "Das Spiel war für uns alle schon am Limit, auch für mich an der Außenlinie", räumte Trainer Hansi Flick nach Tagen mit "viel Unruhe" ein. Seinen im Jahr 2020 schon in Meisterschaft, Pokal, Königsklasse und zwei Supercups triumphierenden Mentalitäts-Champions um Matchwinner Benjamin Pavard schenkte er bis zum Training am Sonntag ein wenig Erholung.

"Aber ansonsten, glaube ich, ging es ihm ganz gut"

Sportvorstand Hasan Salihamizdic machte dagegen im WM-Ort für 2022 Überstunden, um die Rückkehr des nachdenklichen Müllers in die Heimat zu organisieren. In Bayern muss der Vizekapitän in häusliche Quarantäne. Er wird die Liga-Spiele gegen Arminia Bielefeld am Montag und fünf Tage später gegen Eintracht Frankfurt verpassen. "Es geht einem einiges durch den Kopf, aber ansonsten, glaube ich, ging es ihm ganz gut", berichtete Flick.

Schwerer wöge das Fehlen des lautstarken Antreibers zum Start im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League bei Lazio Rom am 23. Februar. Nach einem Muskelfaserriss im linken Oberschenkel muss auch bei Serge Gnabry die Genesung abgewartet werden. Wie auch bei Boateng, der das Finale wie Müller verpasst hatte. "Wir haben das Ding auch für Thomas geholt und für alle anderen, die nicht dabei sein konnten", sagte Anführer Joshua Kimmich.

Als Baumeister des Erfolgs hat Hansi Flick, dem die Strapazen der Tage am Persischen Golf deutlich anzumerken waren, keine richtige Verschnaufpause. Der 55-Jährige muss ausloten, wie er die personellen Engpässe überbrückt und wie er die genesenen Goretzka und Martínez idealerweise schon für das Bielefeld-Spiel in Form bringt. Aufatmen konnte Flick wenigstens, dass die weiteren Corona-Tests in der Mannschaft kurz nach dem positiven Müller-Ergebnis negativ waren.

Professionelle Ausnahmen

Deswegen und wegen der strengen Hygienemaßnahmen müssen keine weiteren Fußball-Profis, die als Freiluftsportler von den Gesundheitsämtern häufig anders eingestuft werden als Hallensportler, in Quarantäne. Für sie gilt wie für andere auch eine Ausnahme, wenn sie sich "zwingend notwendig zum Zweck ihrer Berufsausübung" in ein Risikogebiet begeben, besagt die Einreise-Quarantäneverordnung. Diese "zwingende Notwendigkeit" ist vom Arbeitgeber zu bescheinigen.

Der Verein betonte, dass er das weitere Vorgehen mit den "zuständigen Behörden" abgestimmt habe. Dass Katar anders als etwa Südafrika, England oder Brasilien nicht als Virusvarianten-Gebiet eingestuft wird, erleichterte die weiteren Planungen um Müller zumindest etwas. "Ich hoffe, dass er schnell zurück ist", sagte Robert Lewandowski.

Zurück aus dem Risikogebiet

Für den Offensivspieler war ein separater Flieger in die Heimat geplant. Nach Angaben des Auswärtiges Amtes bestehen aufgrund der Covid-19-Pandemie Reisebeschränkungen. "Bei der Einreise aus Risikogebieten besteht die Pflicht zur digitalen Einreiseanmeldung, eine Testpflicht auf das Coronavirus und abhängig von der Regelung des Bundeslandes eine Quarantänepflicht", heißt es weiter. Katar selbst wird vom Robert Koch-Institut seit dem 15. Juni 2020 als Risikogebiet geführt. Pandemiebedingt gelten allgemein Einreisebestimmungen für Deutschland. Da Müller in Bayern lebt, müssen zudem die konkreten Regelungen im Freistaat beachtet werden. Nach seiner Rückkehr muss er wegen des positiven Corona-Tests erstmal in Quarantäne.

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