Brack packt an! Neuer HCE-Coach spricht über seine Pläne

7.2.2020, 16:30 Uhr
Ein Vollgas-Trainer, auch mit 66 Jahren: Rolf Brack gibt beim HCE ein strammes Programm vor.

© Sportfoto Zink / OGo Ein Vollgas-Trainer, auch mit 66 Jahren: Rolf Brack gibt beim HCE ein strammes Programm vor.

Seit Dienstag ist der 66-Jährige als Nachfolger des beurlaubten Adalsteinn Eyjolfsson Interims-Chefcoach beim HC Erlangen. Nach seiner zweiten Trainingseinheit berichtete Brack der NZ über seine ersten Eindrücke und seine Pläne für die nächsten gut drei Monate beim HCE.

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NZ: Herr Brack, jetzt am Anfang müssen Sie sich eine Menge neuer Namen einprägen, wie gerade im Training zu beobachten war?

Rolf Brack: Ich habe ja bei der Pressekonferenz im Spaß gesagt, dass ich bis zum Spiel in Kiel am Sonntag alle Namen weiß. Das war nicht ernst gemeint, ich kenne natürlich alle Namen. Es kam ja raus, dass wir uns seit zwei Monaten mit dem Thema beschäftigt haben. Seit der Zeit habe ich alle Spiele verfolgt und akribisch ausgewertet. Mit Daniel Mosindi habe ich noch ein Problem, das ist der einzige, den ich noch nicht so drauf habe. Aber wenn es zwei Nikos gibt, besteht Verwechslungsgefahr- das der eine "Bü" (Büdel) heißt, habe ich tatsächlich heute zum ersten Mal mitgekriegt.

 

"Lieber ist es ein bisschen zu viel als zu lasch" 

NZ: Welchen Eindruck haben Sie nach zwei Einheiten von der Mannschaft?

Brack: Einen positiven Eindruck, was Konzentration und Aufmerksamkeit angeht. Bei der Videorückbetrachtung, und was Details im Training angeht, bin ich ein sehr fordernder, vielleicht auch überfordernder Trainertyp, der sagt: Lieber ist es ein bisschen zu viel als zu lasch und zu wenig korrekturorientiert. Bei diesen zwei Einheiten haben wir eine halbstündige Video- und Philosophiegeschichte gemacht, da waren alle aktiv und mitarbeitswillig.

Die Breite des Kaders ist klar erkennbar, wir haben immer mindestens 13, 14 Feldspieler, so dass wir auch sehr komplex trainieren können. Dass es keine Verletzten gibt, finde ich auch ein sehr gutes Zeugnis dafür, dass wir hier aus dem Vollen schöpfen können. Bei einem Trainerwechsel ist das immer nicht ganz so unproblematisch, weil das Belastungsregime, die Art der Übungen, auch die Motivation betrifft, weil sich jeder zeigen will. Da ist es auch immer ein Gradmesser, ob mal einer schneller umknickt oder überpowert. Was den Kopf angeht, besteht keine Verletzungsgefahr, sollen die jetzt auch ruhig mal zwei, drei Tage an der Überforderungsgrenze sein und dann auch durch Wiederholungen der Dinge, die vielleicht auch zu 50 Prozent überraschend und neu sind, dahin kommen, dass es vom Kopf in den Bauch geht und Automatismen entstehen.

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NZ: Die Situation ist derzeit nicht einfach, es sind nur vier Punkte nach unten bis zum ersten Abstiegsplatz. Kommt da jetzt als erstes das Spiel gegen Kiel gelegen, weil niemand etwas erwartet?

Brack: Es ist natürlich immer so, dass ein neuer Trainer einen Motivationsschub oder frische Luft, Rückenwind bringt, dass der vor allem in den ersten drei, vier Tagen extrem vorhanden ist. Der verliert sich natürlich auch nicht gleich wieder - da ist ein Spiel gegen Kiel vielleicht nicht das Dankbarste. Andererseits geht man da mit einer realistischen Erwartung ran. Ich bin auch kein pessimistischer Typ, aber ich finde, wenn jemand sagt, es gibt keine Abstiegsproblematik, ist der auf dem falschen Dampfer, denn Ludwigshafen-Friesenheim hat dieses Jahr die Fähigkeit, annähernd doppelt so viele Punkte zu machen wie letzte Saison - da sind sie mit 14 nicht abgestiegen. Dieses Jahr gehe ich davon aus, dass 25 Punkte notwendig sein werden, um nicht auf die anderen angewiesen zu sein. Denn die Eulen haben jetzt schon schlechte Spiele gewonnen, haben die engen Spiele immer mehr gewonnen, haben einen Riesengeist in der Mannschaft, gelten als unabsteigbar. Dann hat man Stuttgart, da ist der Kader ähnlich stark wie unserer. Minden, Lemgo oder Göppingen mit aktuell 15 Punkten - im Moment sind wir Elfter, da sind nur minimale Unterschiede. Und jetzt kommen drei Vier-Punkte-Spiele, in denen man alles tun muss, um nach diesen drei Spielen vier Punkte mehr zu haben.

Blauäugikeit im Abstiegskampf? Der Neue warnt den HCE 

NZ: Das nächste Heimspiel gegen Balingen wird natürlich pikant!

Brack: Balingen wird ganz pikant. Da war ich zehn Jahre, da sind noch so zentrale Spieler wie Strobel - das wird vielleicht schwerer, als es ohne diese Konstellation ohnehin geworden wäre. Auch weil sie so unberechenbar sind. Diese Liga ist gefährlich - Gummersbach hätte auch nicht gedacht, dass sie absteigen. Ich finde, man muss es einfach auf dem Schirm haben, alles andere wäre blauäugig.

 

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