Caligiuri und Mavraj: Zwei unterschiedliche Anführer

13.7.2019, 05:57 Uhr
Caligiuri und Mavraj: Zwei unterschiedliche Anführer

© Foto: Wolfgang Zink

Da war diese eine Szene Ende Januar. Die Hand von Marco Caligiuri streift Ingolstadts Verteidiger Mergim Mavraj im Strafraum leicht im Gesicht. Der fällt ein wenig theatralisch, es gibt Elfmeter und der FCI gewinnt mit 1:0 gegen das Kleeblatt. Gesprochen haben Caligiuri und Mavraj, jetzt, da Letzterer wieder bei der Spielvereinigung Greuther Fürth spielt, noch nicht darüber. "Meine Hand hatte da nichts zu suchen. Kann man geben, muss man nicht. War unglücklich. Ich hätte mich nicht fallen gelassen, glaube ich", findet Caligiuri heute. "Ich habe für meine Mannschaft das Maximum rausgeholt und wir haben gewonnen", sagt Mavraj mit etwas Abstand und einem Schmunzeln. Es ging seinerzeit in Ingolstadt immerhin gegen den Abstieg.

Die Szene zeigt: Die beiden alten, neuen Führungsfiguren des Kleeblatts sind ganz unterschiedliche Charaktere. Da ist Mavraj, der auf dem Platz gestikuliert, schimpft, auch gegenüber seinen Mitspielern einmal lauter wird. Einer, der auch mal für eine Aktion der Marke "Wird man ja mal versuchen dürfen" gut ist, die seine Gegenspieler ärgert, seinem Team aber hilft.

Getrennt oder gemeinsam?

Und da ist Caligiuri, der seine Souveränität aus seiner Leistung und seiner Ruhe zieht. Am Ball, aber auch neben dem Platz. Ein klärendes Vieraugengespräch zieht der Kapitän einem Wortgefecht auf dem Rasen immer noch vor. Obwohl er findet, dass ihm dieses Bild vom stillen Anführer etwas zu sehr nachhängt. "Ganz so ruhig bin ich nicht. Im Stadion geht das gar nicht. Da muss man lauter werden und das steckt durchaus in mir drin", sagt er.

Caligiuri und Mavraj sollen gemeinsam mit Torwart Sascha Burchert das junge Kleeblatt-Team in der kommenden Saison führen. Caligiuri ist wie gehabt der erste Kapitän, Burchert sein Vize, Mavraj wurde vom Trainerteam zum dritten Spielführer ernannt. "Er ist sehr angesehen in der Mannschaft und hat in diesem Verein schon viel erlebt. Deshalb ist er für mich und Sascha ein wichtiger Ansprechpartner in der Saison. Und wir sind froh, ihn bei uns zu haben", sagt Caligiuri.

Es wird viel davon abhängen, wie die Führungsspieler harmonieren, auf und neben dem Platz. Denn das Kleeblatt-Team hat sich in diesem Sommer noch einmal verjüngt. Mit dem erst 16 Jahre alten Mert-Yusuf Torlak ist sogar ein Spieler im Trainingslager dabei, dessen Vater der 35 Jahre alte Caligiuri sein könnte. Der Kapitän spürt, dass er vielleicht mehr gebraucht wird als je zuvor. Aber aufdrängen will er seine Hilfe keinem Mitspieler. "Ich zwänge mich nicht in eine Vaterrolle rein. Ich händele das eher by the way. Wenn mir etwas auffällt, dann sage ich etwas", sagt Caligiuri: "Auch einem 16-Jährigen können kritische Worte guttun. Aber ich versuche eher, die Jungen starkzureden."

Doch natürlich sind die beiden Führungsspieler in der Innenverteidigung auch Konkurrenten. Dass sie gemeinsam auflaufen werden, ist zwar nicht unwahrscheinlich - aber auch nicht von vornherein selbstverständlich. Erreichen beide ihre Form der vergangenen Rückrunde, könnte es ein für die 2. Liga sehr starkes Duo werden - in Sachen Spieleröffnung sowieso. Bislang hat der Trainer Caligiuri und Mavraj nur eine Halbzeit lang gegen den ASV Zirndorf gemeinsam getestet. Ansonsten stellte er in der Vorbereitung den Erfahrenen in der Regel einen Jungen an die Seite: Caligiuri spielte mit Paul Jaeckel, Mavraj mit Maximilian Bauer. "Es ist nach wie vor ein offener Konkurrenzkampf. Es geht darum, sich den Platz zu erobern und zu halten", sagt Caligiuri.

Privates Zusatztraining

Auch mit einem Korsett aus drei Kapitänen braucht Fürth weitere Spieler, die Verantwortung übernehmen. Davon ist auch Caligiuri überzeugt. "Es ist wichtig, eine Achse zu haben", sagt er: "Aber dazu haben wir andere, die den nächsten Schritt machen sollen. Nur so kann es funktionieren."

Caligiuri wirkt in Bad Häring körperlich voll auf der Höhe. Er weiß, wann er sich herausnehmen muss, ist in den entscheidenden Einheiten und Testspielen aber hellwach in den Zweikämpfen und am Ball. Im Sommer hat er sich eine Woche auf Kreta völlig ohne Fußball gegönnt. Danach hat er sich mit einem sechstägigen Fitnessprogramm noch einmal zusätzlich zur normalen Vorbereitung fit gehalten. "Ich habe dieses Jahr mehr gemacht als die Jahre zuvor", sagt der Kapitän. Das merkt man ihm in den Trainingseinheiten und in den Testspielen bislang auch an. Keine Frage: Caligiuri hat auch mit 35 noch etwas vor.

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