Club auf Rekordjagd: Trifft der FCN gegen die Roten Teufel?

19.12.2016, 06:00 Uhr
Ecke, Kopfball, drin — auch so erzielt der 1.FC Nürnberg Tore. Die meisten allerdings fallen, wenn die Clubspieler mit rechts abziehen, weiß Opta-Mitar­beiter Lukas Auge.

© Sportfoto Zink/DaMa Ecke, Kopfball, drin — auch so erzielt der 1.FC Nürnberg Tore. Die meisten allerdings fallen, wenn die Clubspieler mit rechts abziehen, weiß Opta-Mitar­beiter Lukas Auge.

 Der Fan des 1. FC Nürnberg arbei­tet bei Opta. Pro Bundesligapartie erfasst die Statistik-Zentrale 2000 Ereignisse.

Ob der Club auch heute wieder einen Treffer erzielen wird, steht in den Sternen. Geht es nach Trainer Alois Schwartz, dann ist der Rekord bereits beschlossene Sache. Denn der Club-Coach will die 25 Punkte voll machen. Während Burgstaller und Co. sich auf dem Rasen abrackern, sitzten andere 90 Minuten vor dem Bildschirm und fiebern mit - oder sind anderweitig beschäftigt.

Zum Beispiel Karen Davies, Michael Bong oder Maximilian Katterloher. Sie und zählen. Was sie zählen? Alles! Alles, was noch am selben Abend der Kommenta­tor des Fußballspiels an Statistik an den Zuschauer weitergibt. Oder was direkt nach dem Spiel im Internet nachzulesen ist. Oder am nächsten Tag, aufbereitet, in der Zeitung. Fuß­ballstatistiken eben.

Alles was passiert, landet sofort im System

Davies, Bong und Katterloher arbei­ten in einem Großraumbüro in Mün­chen. Hier hat die Statistik-Zentrale Opta seinen Sitz, eine englische Firma, die für die Deutsche Fußball-Liga Daten erfasst. Vier Per­sonen sind während der 90 Minuten in Unterföhring am Ball. Zwei Analys­ten (einer pro Team) und zwei "Che­cker", die bei strittigen Szenen noch einmal nachkontrollieren. Auf einem der Monitore läuft das Spiel, wie es der TV-Zuschauer sieht. Zusätzlich sehen die vier das Spiel noch aus der Vogelperspektive.

Alles, was passiert, landet sofort im System. Freistoß, Eckball, Abseits - alles wird mit nur einem Mausklick über eine Maske erfasst. Klingt ein­fach? Ist es bei 75 Aktionen, zwischen denen Opta unterscheidet, aber nicht. Ecken und Tore sind leichter aufzu­nehmen, Zweikämpfe dagegen nicht.

Was ein Zweikampf ist? Das kann auch Raphael Reiners nicht in einem Satz erklären, "immerhin haben wir das mal auf mehreren Seiten und nach Diskussionen mit Schiris und Fachleu­ten ausgearbeitet", sagt der Leiter der Datenerfassung. Oft sind die Szenen knifflig. "Vor allem die Frage, ob es ein Zweikampf war - oder ein Spieler keine Chance auf den Ball hatte."

FCN trifft und trifft

Fünf unterschiedliche Zweikampf­typen, von einem Tackling (in der Luft oder am Boden) bis zu einem gelunge­nen Dribbling, unterscheiden die Opta-Mitarbeiter in der Datenerfas­sung. Von denen hat Opta rund 50 - und diemeisten sind samstagnachmit­tags hier. Dann sind die 70 Bild­schirme im Büro voll besetzt, von Be­rufstätigen, die sich etwas dazuverdie­nen, und von Studenten.

Was die benötigen? "Affinität für Fußball", sagt Reiners, "und eine schnelle Auffassungsgabe". Denn Zurücklehnen ist während des Spiels nicht möglich - erst recht nicht, wenn die Partien torreich enden - wie beim 1. FC Nürnberg. 28 Tore hat der Club in 16 Saison­spielen bislang geschossen, nur drei andere Teams waren besser. Spitze ist der Club saisonübergreifend, denn: In den vergangenen 37 Spielen in der Zweiten Liga hat der Club jedes Mal getroffen - und kann damit am Mon­tag gegen den 1.FC Kaiserslautern eine Serie knacken, weiß Opta-Mit­arbeiter Lukas Auge.

100 Seiten für ein Spiel

Lukas’ Auge erfasst bei Opta zwar keine Daten, sondern sorgt vielmehr dafür, dass die Daten bei den Kunden landen. Zu denen zählen die Deutsche Fußball-Liga genauso wie der Privat­sender Sky - oder die Nürnberger Nachrichten. Wie zum Club-Tor­rekord in spe.

Club auf Rekordjagd: Trifft der FCN gegen die Roten Teufel?

© privat

Und das muss schnell gehen. Schon direkt nach dem Abpfiff steht die Sta­tistik bereit. Am Tag nach dem Spiel wird immer noch einmal kontrolliert, verrät Raphael Reiners. "Dann sieht sich ein Mitarbeiter die 90 Minuten an und checkt die Statistik komplett gegen." Für Vereine oder Verbände ergeben sich daraus schon mal 100 Seiten Zah­len und Fakten (aufbereitet) - für nur eine. "Die Daten können Trainer und Scouts beispielsweise zur Spielanaly­se verwenden", weiß Lukas Auge, der bei Opta dual Sportmanagement stu­diert.

Die Laufleistung wird bei Opta nicht gemessen. Das übernimmt eine Firma, mit der die Datenerfasser aus München zusammenarbeiten. Auch äl­tere Daten hat die Firma eingekauft - um möglichst weit zurückrechnen zu können. Beispiel gefällig? Seit 63 Jah­ren landete die Sp Vgg (Greuther) Fürth in der Abschlusstabelle nicht mehr vor dem 1.FC Nürnberg (1952/53 in der Oberliga Süd).

Mit rechts klappt's besser: Die Club-Statistiken in der Übersicht

Minimalistisch: In knapp der Hälfte der Partien (16 von 37) reich­te dem Club ein Treffer, um die Serie fortzuführen. Respekt: In 37 Spielen hat der FCN insgesamt 74 Tore erzielt. Ruhig Blut: 31 Treffer fielen nach Standardsituation, davon: 4 Strafstöße, 13 Ecken, 11 Freistöße (2 davon direkt), 3 Einwürfe. Kopfsache: 19 Tore klappten mit links, 42 mit dem rechten Fuß und 10 per Kopf (plus Eigentore). Fernweh: Zu Hause traf der Club 34 Mal - auswärts 40 Mal. Österreich gleich torreich: Die meisten Tore, nämlich 20 Stück, hat in dieser Zeit Guido Burgstaller geschossen. Spätstarter: Die meisten Tore gelangen dem 1. FC Nürnberg in der Schlussviertelstunde: 26. Lieblingsgegner: Gegen Union Berlin hat es in besagtem Zeitraum häufig geklappert: Elf Mal hat der Club in drei Spielen getroffen.

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