Club-Gegner Frankfurt: Die "Ballermänner" vom Main

26.10.2018, 11:00 Uhr
Frankfurts Vollstrecker: Hat Luka Jovic, der Adler-Artist und Fünfach-Torschütze gegen die Düsseldorfer Fortuna, noch mehr Treffer im Tank?

© dpa / Arne Dedert Frankfurts Vollstrecker: Hat Luka Jovic, der Adler-Artist und Fünfach-Torschütze gegen die Düsseldorfer Fortuna, noch mehr Treffer im Tank?

 

 So ist die Lage: Nach einem Stotterstart mit nur einem Sieg aus den ersten fünf Bundesligaspielen kam die Frankfurter Eintracht zuletzt immer besser in Fahrt, verbesserte sich mit drei Siegen in Serie auf Platz sieben. Im DFB-Pokal hatte sich der Titelverteidiger zuvor in der ersten Runde mit einer 1:2-Pleite beim SSV Ulm 1846 bis auf die Knochen blamiert. In der Europa League tankten die Hessen mit Siegen gegen die europäischen Hochkaräter Olympique Marseille (2:1) und Lazio Rom (4:1) ordentlich Selbstvertrauen. Schon vor dem Match gegen Apollon Limassol hatten sie klar Kurs in Richtung K.o.-Runde genommen.

Jovic, Jovic, Jovic, Jovic, Jovic 

Beeindruckend: Das nennt man wohl Goldener Herbst. 17 Tore haben die Frankfurter "Ballermänner" bei ihren jüngsten vier Pflichtspielsiegen erzielt. In der Bundesliga hat aktuell nur Dortmund (27 Tore) häufiger und lediglich Mönchengladbach genauso oft (19 Tore) getroffen wie die "Adler". Besonders spektakulär: Der Fünferpack des 20-jährigen Sturmjuwels Luka Jovic, der am letzten Spieltag Fortuna Düsseldorf beim 7:1 fast im Alleingang auseinandergenommen hat. Mit fünf Treffern und sechs Vorlagen führt mit Sebastien Haller ein weiterer Frankfurter die Scorer-Wertung der Liga an.

Ausbaufähig: Aktuell gibt es kaum etwas zu bemängeln am Auftreten der Frankfurter, die einen echte Lauf haben. Gelegentliche Schwächen im Spielaufbau kompensieren sie mit hoher Effizienz in der Chancenverwertung. Mit 42,2 Prozent kann die Eintracht derzeit den zweitbesten Wert hinter Dortmund (49,1) vorweisen. Wirklich ausbaufähig ist die Heimbilanz; nur zwei der bisherigen vier Partien vor eigenem Publikum wurden gewonnen.

Ätschbätsch, ihr Buchmacher!

Im Fokus: Adi Hütter könnte man getrost als den "Trainer der Stunde" im Oberhaus bezeichnen. Vor Saisonbeginn galt der 48-jährige Österreicher, der nur Insidern ein Begriff war, bei Wettanbietern als Favorit in Sachen erste Trainerentlassung. Das Pokal-Aus in Ulm und eine 0:5-Heimpleite gegen den FC Bayern schienen diese fragwürdige Mutmaßung zu befeuern. Mittlerweile ist die Handschrift des früheren Meistercoachs von RB Salzburg und Young Boys Bern in der Main-Metropole gut erkennbar. Die Fußstapfen, in denen er wandelt, sind groß: Im Sommer folgte er auf den nach München abgewanderten Pokalsiegertrainer Niko Kovac.

 Die Bilanz: 73 Pflichtspielduelle hat es bisher zwischen den beiden süddeutschen Traditionsvereinen gegeben; die Frankfurter haben mit 31 Siegen und 19 Niederlagen bei 23 Remis und einem Torverhältnis von 118:93 deutlich die Nase vorne. Auch die Bundesliga-Heimbilanz gegen die Hessen, die am Sonntag (13.30 Uhr, Live-Ticker auf nordbayern.de) im Max-Morlock-Stadion gastieren, ist negativ: zwölf Siege, zehn Remis, 15 Niederlagen, 51:53 Tore. Bei den sechs Duellen im DFB-Pokal führt der Club die Statistik an (3-1-2, 12:10). Sowohl beim Pokalsieg 2007 als auch 1962 schaltete der FCN im Halbfinale die Eintracht aus. Das letzte Aufeinandertreffen gab es vor gut zwei Jahren in der Relegation zur Bundesliga; der Zweitligadritte 1. FCN scheiterte nach einen 1:1 in Frankfurt mit 0:1 daheim.

Chandler und mehr! 

Man kennt sich: 95 Mal ist Thimothy Chandler zwischen 2011 und 2014 für den Club in der Bundesliga aufgelaufen und hat dabei vier Tore erzielt. Eigentlich für die Amateure geholt, reifte der aus dem Eintracht-Talentschuppen hervorgegangene Außenverteidiger in der Noris zum Stammspieler und US-Nationalspieler. Nach dem Abstieg des FCN wechselte der heute 28-Jährige zusammen mit Makoto Hasebe zurück nach Frankfurt. Chandler ist seit einer Knie-OP im August außer Gefecht. Der japanische Nationalspieler Hasebe (34) kam 2013/14 verletzungsbedingt nur zu 14 Einsätzen beim Club. Ihren dritten Ex-Nürnberger Danny Blum haben die Hessen Ende August an den spanischen Zweitligisten UD Las Palmas ausgeliehen. Ex-Nationalspieler Nicolai Müller, seit dieser Saison bei der Eintracht, sammelte beim fränkischen Nachbarn SpVgg Greuther Fürth erste Erfahrungen als Profi. Auch auf der Trainerbank der Hessen sitz ein alter Bekannter. Armin Reutershahn ist heute zweiter Co-Trainer bei Eintracht Frankfurt. Von 2009 bis 2013 war er beim Club Co-Trainer von Dieter Hecking und Michael Oenning.

Und sonst so? Wahrscheilich bleibt es ein Rekord für die Ewigkeit: Der absolute Dauerbrenner der Bundesliga ist ein Frankfurter. Zwischen 1972 und 1991 bestritt Karl-Heinz "Charly" Körbel 602 Spiele im Oberhaus, allesamt natürlich für die Eintracht. Eine derartige Vereinstreue ist längst aus der Mode gekommen. Unter den derzeit aktiven Kickern kommt ihm Claudio Pizarro mit 450 Einsätzen am nähesten; der 40-Jährige wird Körbels Marke freilich nicht mehr knacken können. 

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