Coronavirus: Das Kleeblatt setzt das Training aus

15.3.2020, 17:20 Uhr
Coronavirus: Das Kleeblatt setzt das Training aus

© Foto: Wolfgang Zink

Am Samstag wartete die Zweite Bundesliga mit der nächsten Corona-Hiobsbotschaft auf: Stefan Thesker, Profi bei Holstein Kiel und am 8. März noch gegen die Spielvereinigung im Einsatz, war positiv auf das Virus getestet worden. Das Team aus dem hohen Norden befindet sich deshalb samt Trainerstab in Quarantäne. Von den Kleeblatt-Profis weist nach Vereinsangaben kein Spieler Symptome auf. "Wir werden von uns aus auch keine Tests durchführen", sagt Geschäftsführer Rachid Azzouzi.

Unabhängig davon hat der Verein nach dem kurzfristigen Ausfall der Partie gegen den HSV und wegen der festgelegten Pause im Spielbetrieb Maßnahmen im Kampf gegen das Virus ergriffen. Der Trainingsbetrieb bei den Profis ist vorerst bis zum 23. März ausgesetzt. Die Spieler haben individuelle Trainingspläne mit nach Hause bekommen. Darüber hinaus gibt es Handlungsanweisungen, um das Infektionsrisiko gering zu halten. Gemeinsame Playstation-Abende oder Mannschaftsessen sowie Reisen sind untersagt. Die verletzten Spieler werden weiterhin am Trainingszentrum versorgt.

Auch im Nachwuchs-Leistungszentrum ruht der Ball. Der Bayerische Fußball-Verband hat am Freitag den Spielbetrieb bis 23. März eingestellt. Internatsspieler wurden nach Hause geschickt, die Fußballschule der SpVgg legt eine Pause ein. Alle anderen Abteilungen im Verein ruhen ebenfalls. Trainer Stefan Leitl war am Wochenende zu Hause bei der Familie. Er musste sich wie viele andere Eltern in Bayern darum kümmern, die Betreuung des schulpflichtigen Nachwuchses in den nächsten Wochen zu organisieren.

Mit Spannung werden die Ergebnisse der heutigen DFL-Sondersitzung in Frankfurt erwartet. Von Fürther Seite werden die Geschäftsführer Azzouzi und Holger Schwiewagner vor Ort sein. "Wir werden alles diskutieren, was die Vereine sportlich und wirtschaftlich betrifft. Die DFL ist am Ende die Dachorganisation und die 36 Vereine entscheiden", sagt Azzouzi. Sollte das Saisonende mit einer Abschlusstabelle Stand jetzt vorzeitig beschlossen werden, droht eine Klagewelle. Wenigstens alle Vereine im Relegationsbereich und auf den Abstiegsplätzen werden das nicht hinnehmen.

Die Saison zu Ende zu spielen – eventuell ohne Zuschauer – wäre wohl nur denkbar, wenn die Europameisterschaft abgesagt oder verschoben wird. In zwölf Stadien und Ländern soll das Turnier ausgetragen werden. Bei der aktuellen Pandemie eigentlich undenkbar. "Die EM geht aktuell rein reisetechnisch gar nicht. Das könnte eine Möglichkeit sein, die Saison zu Ende zu spielen. Aber es ist schwer, irgendetwas vorherzusagen. Vielleicht geht die Bundesliga dann bis Juli, September oder Dezember", sagt Azzouzi. "Wir würden es natürlich begrüßen, wenn wir die Saison zu Ende spielen könnten. In der Summe müssen alle Maßnahmen aber gesellschaftlich vertretbar und machbar sein." Azzouzi denkt auch an die vielen Mitarbeiter im Verein, die am Wochenende nicht auf dem Rasen stehen. "Der Fußballer an sich hat finanziell das große Problem auf die Schnelle nicht. Wir müssen uns um die Menschen drumherum kümmern, den Platzwart, den Caterer, die Mitarbeiter in der Geschäftsstelle. Ich habe mal gelesen, dass 50 000 Menschen rund um den Profifußball arbeiten."

Wie Solidarität in diesem Fall aussehen kann, konnte der 49-Jährige am Sonntag noch nicht genau sagen. "Wir müssen jetzt die Sitzung abwarten. Ob auch die Spieler sich beteiligen werden – so weit sind wir nicht." Zumindest habe er schon viel Solidarität vereinsintern erfahren. Sowohl von den Fans, die auf die Rückerstattung ihrer Eintrittsgelder zum Teil verzichten als auch von Sponsoren, die trotz der Ausfälle ihre finanziellen Zusagen halten wollen.

"Im Moment geht es, bei aller Rücksicht auf und Vorrang für das Gesamtwohl der Gesellschaft auch darum, dass der Fußball überlebt. Wir werden hoffentlich die richtigen Lösungen finden", sagt Azzouzi. "Bedrohlich würde es, wenn die Zuschauereinnahmen und das TV-Geld entfallen werden."