Kleeblatt-Junioren

"Das ist schon Wahnsinn": SpVgg Greuther Fürth in der U17 Bundesliga

15.9.2021, 06:00 Uhr
"Du musst die Jungs führen": Tobias Gitschier ist U17-Trainer beim Kleeblatt.  

© Sportfoto Zink / Oliver Gold, Sportfoto Zink / Oliver Gold "Du musst die Jungs führen": Tobias Gitschier ist U17-Trainer beim Kleeblatt.  

Mit der Ausbeute von vier Punkten aus den ersten drei Saisonspielen kann sich Trainer Tobias Gitschier einigermaßen anfreunden: bei Ligafavorit Mainz gepunktet, gegen Unterhaching nach schwächerer Leistung verloren und am Sonntag den Derbysieg geholt.

"Es ist wie jede Saison. Wir haben einen großen Umbruch in der Mannschaft und fangen immer wieder bei Null an", sagt Trainer Gitschier zur Ausgangssituation. Corona hat auch im Jugendfußball einiges auf den Kopf gestellt. Sichtungen fielen aus, die Saison wurde vorzeitig abgebrochen, eine Bewertung von Spielern und die Beantwortung der Frage, ob sie in Fürth eine Zukunft haben, wurde erschwert. "Wenn man einen Vorteil aus der ganzen Situation sehen will, dann, dass wir nach dem Saisonabbruch bereits vor Pfingsten mit dem neuen Kader arbeiten können", meint Gitschier.

"In der aktuellen Konstellation geht es einfach nur ums Gewinnen"

Früh entschied sich die Spielvereinigung, die älteren Jahrgänge eine Mannschaft nach oben zu schieben. Die U17 besteht zum Großteil aus der alten U16, verstärkt durch vier externe Zugänge. So rutschte bedingt durch die Pandemie sicherlich der eine oder andere Spieler mit nach oben, der es unter normalen Rahmenbedingungen schwerer gehabt hätte.

Was Gitschier Sorgen bereitet, ist die harte Regelung mit sieben Absteigern, um aus einer 21-er Liga in der Saison 2022/23 wieder eine reguläre 14er-Staffel zu formen. "Das ist schon Wahnsinn. Klar sind wir zu viele Teams in der Liga, aber im Vordergrund steht bei uns die Ausbildung und nicht unbedingt die Platzierung. In der aktuellen Konstellation geht es einfach nur ums Gewinnen."

Ein ganzheitlicher Ausbildungsgedanke lässt sich bei 21 Ligaspielen und in der Folge sieben Absteigern schwer verwirklichen. Nur wer von Beginn an funktioniert, hat die Chance, ordentlich Spielzeit zu sammeln und sich auf der Bühne zu präsentieren. "Man kommt schnell in einen Strudel rein, wenn es nicht läuft. Wir müssen brutal liefern, was am Ende auch auf Kosten der Spielerentwicklung gehen kann. Zum Glücke habe ich die Rückendeckung der sportlichen Leitung meinen fußballerischen Ansatz auch unter dieser Drucksituation durchzuziehen. Dies versuchen wir Woche für Woche umzusetzen, jedoch kann ich in engen Spielen nicht einfach mal den einen oder anderen Akteur ausprobieren und einwechseln", weiß Gitschier.

Mit Mainz, Hoffenheim, Stuttgart, Bayern München und Augsburg sieht Fürths Trainer fünf Teams in der Liga, die dem Rest überlegen sein müssten. "Im Endeffekt ist aber wieder alles möglich. Kaiserslautern gewinnt 5:0 gegen Hoffenheim und auch wir haben in Mainz verdient ein 2:2 geholt und müssen am Ende sogar das Spiel gewinnen." Möglich ist auch alles in die Gegenrichtung. Die 1:2-Niederlage gegen Unterhaching am zweiten Spieltag nervt Gitschier immer noch. Hinten reinstellen und weite Bälle schlagen, führt selbst in einer Junioren-Bundesliga manchmal zum Erfolg. "Dieses Spiel tut richtig weh", sagt Gitschier.

Seit Juli 2016 betreut der mittlerweile 35-Jährige die U17 der Spielvereinigung. Und so wie er sich nahezu jede Saison mit einem neuen Kader anfreunden muss, weiß Gitschier mittlerweile ganz genau, was die pubertierenden Kicker brauchen und was nicht. "Es ist wie auf der Playstation. Der Trainer hält den Joystick in der Hand", sagt Gitschier. Ganz so lautstark wie sein Kollege Daniel Paulus vom 1. FC Nürnberg im Derby geht Gitschier nicht zu werke, die Ansagen sind dennoch unmissverständlich.

"Du musst die Jungs führen, sonst geht es relativ schnell den Bach hinunter. Es braucht klare Vorgaben und Prinzipien. In diesen Bereichen sollen die Spieler jedoch selbständige Entscheidungen treffen." Gegen Nürnberg spielte die Hintermannschaft bei den Abstößen mitunter ein wenig Harakiri - mit der Erlaubnis des Trainers. Denn der will, dass seine Jungs "zocken und Situationen spielerisch lösen. Ich weiß, dass das auch mal in die Hose gehen kann." Fünf Minuten vor Spielschluss, mit einer knappen 1:0-Führung im Rücken, dürfen sein Jungs aber gerne auch mal einen Ball weit schlagen. Dazu braucht es dann keinen Joystick, sondern nur ein bisschen Köpfchen auf dem Feld.

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