Die Playoffs rufen: Bamberg schlägt auch Vechta

15.6.2020, 19:41 Uhr
Retin Obasohan von Brose Bamberg und Matic Rebec von Rasta Vechta in Aktion.

© Heiko Becker / Pool / Sportfoto Zink Retin Obasohan von Brose Bamberg und Matic Rebec von Rasta Vechta in Aktion.

Beim Finalturnier der Basketball-Bundesliga reichte es an diesem Montagnachmittag in der Münchner Rudi-Sedlmayer-Halle – auf dem Papier tatsächlich ein Bamberger Heimspiel – allerdings auch ohne die besondere Kraft von Freak City zum Sieg gegen Rasta Vechta. Unter den Augen von drei Klub-Verantwortlichen aus Vechta, vier aus Bamberg, zwei beschäftigungslosen Sanitätern und dem Hygienebeauftragten Dr. Florian Kainzinger besiegten die nominellen Gastgeber die Zimmernachbarn aus dem Quarantäne-Hotel deutlich mit 100:82 (32:19, 26:21, 15:21, 27:21) und treffen dadurch im Viertelfinale auf Oldenburg.

In der vergangenen Saison hatte Vechta, der Außenseiter aus der niedersächsischen Provinz, mit seinen couragierten Auftritten gleich zwei Bamberger Trainern den Job gekostet. Vor allem die Niederlagen daheim in der Arena an der Forchheimer Straße hatten sie in Oberfranken als Demütigung empfunden. Vor dem Wiedersehen in München standen in dieser Spielzeit ebenfalls zwei Siege für Vechta in der Bilanz, aber nach der Corona-Zwangspause ist natürlich auch im Basketball vieles anderes.

Rasta Vechta gehört zu den Vereinen, denen während der Unterbrechung gleich mehrere Leistungsträger abhanden kamen. Als sich beim Turnier dann auch noch der frühere Nürnberger Josh Young verletzt abmeldete und die wenigen verbliebenen Kollegen aufgrund des intensiven Spielplans mit jedem Auftritt müder wurden, war nicht mehr viel übrig von diesem sonst so aggressiv verteidigenden und selbstbewusst auftretenden Underdog.

Bei Brose Bamberg, wo es ihnen gelungen ist, sogar Jordan Crawford von einem weiteren Flug über den Atlantik zu überzeugen, wussten sie diese Situation gegen den bis dahin sieglosen Gegner auszunutzen. Schnell führte die Mannschaft von Roel Moors mit 7:0, beim Stand von 16:5 beantragte sein Gegenüber die erste Auszeit. Viel besser erging es den Spielern von Pedro Calles aber auch danach nicht.

Bamberg präsentierte sich hellwach

Im Gegensatz zum Totalausfall gegen Ludwigsburg präsentierte sich Bamberg von Beginn an hellwach, verteidigte aggressiv und bewegte den Ball gut. Der langjährige NBA-Profi Crawford traf fast nach Belieben und schuf Raum für seine Nebenmänner, Christian Sengfelder hatte zum ersten Mal seinen Rhythmus gefunden, bei Assem Marei blitzten nach langer Zeit mal wieder seine Qualitäten in Korbnähe auf, Paris Lee beschränkte sich darauf, die Angriffe seines Teams zu orchestrieren.

Während Moors selbst beim Sieg gegen Frankfurt noch eine Auszeit genutzt hatte, um das Spiel seiner Mannschaft als "Bullshit" zu klassifizieren, konnte er diesmal fast über die gesamte Spielzeit zufrieden sein mit dem Auftritt. 58:40 stand es, als Vechtas Luc van Slooten den Ball mit der Halbzeitsirene per Notwurf in die sogenannte passive Zone der Halle schleuderte, auch nach dem Seitenwechsel kam nur bedingt Spannung auf. Trevis Simpson und Matic Rebec brachten Vechta noch einmal bis auf zehn Punkte heran, Ishmail Wainright, vergangene Saison in Nürnberg noch verhinderter Aufstiegsheld, wühlte unter den Körben, doch Mitte des Schlussabschnitts mussten auch sie anerkennen, dass es nicht mehr für den Einzug ins Viertelfinale reichen würde.

Bambergs Basketballer haben dagegen weiter die Chance, sich Ende des Monats den Titel des Geistermeisters zu holen. Am Donnerstag um 20.30 Uhr (Rückspiel am Samstag um 16.30 Uhr) treffen sie auf die favorisierten Baskets aus Oldenburg, die beim Turnier bislang allerdings nur gegen den strauchelnden amtierenden Meister Bayern München überzeugen konnten. "Auch sie haben bei diesem Turnier schon zwei verschiedene Gesichter gezeigt", stellte Moors fest, der in seinem ersten Bamberger Jahr ja ein Experte für Mannschaften mit zwei Gesichtern geworden ist.

Auf "eine gute Art und Weise" wollte er die Partie am Montag gewinnen, berichtete der Trainer bei der Pressekonferenz, um "die nächste Phase der Entwicklung" zu erreichen. Ob das tatsächlich gelungen ist, lässt sich allerdings noch nicht seriös bewerten, in dieser Verfassung war Vechta kein echter Prüfstein. Wahrscheinlich hätten an diesem Tag sogar Bambergs Maskottchen und Hallensprecher einen Korb erzielt.

Bamberg: Crawford 21 Punkte, Sengfelder 18, K. Taylor 14, Marei 10, Obasohan 9, Seric 6, Weidemann 5, McLean 5, Heckel 5, Lee 4, Plescher 3, Harris.
Vechta: Simpson 28, Rebec 16, Herkenhoff 10, Zyskowski 10, Wainright 9, Reischel 6, Van Slooten 2, DiLeo 1, Kessens.

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