Dreimal MVP: Nicola Scerbakov ist in Schwaig angekommen

23.11.2020, 14:07 Uhr
Zuletzt dreimal MVP: Nikola Scerbakov ist beim SV Schwaig angekommen. 

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Zuletzt dreimal MVP: Nikola Scerbakov ist beim SV Schwaig angekommen. 

So richtig freuen konnte sich Nikola Scerbakov am Samstagabend nicht. Der Neuzugang des SV Schwaig wurde nach dem Spiel gegen Grafing zwar zum dritten Mal in Folge als MVP, als wertvollster Spieler des Spiels, ausgezeichnet – als er die Trophäe dafür überreicht bekam, konnte der 25-Jährige aber nur gequält lächeln. „Es macht die Niederlage ein bisschen weniger schlimm“, sagt Scerbakov am Tag danach, an dem sich dieses 1:3 immer noch seltsam anfühlt. „Jeder ist enttäuscht, es fühlt sich schlecht an.“

Denn so deutlich das Ergebnis klingt, war das Spiel zwischen den Tabellenvierten und dem Dritten der 2. Volleyball-Bundesliga nicht. Den verlorenen ersten Satz glichen die Schwaiger sofort wieder aus, im vierten führten sie bereits mit 14:8 und alle rechneten bereits mit einem spannenden fünften und entscheidenden Durchgang. Dann aber brachen die Schwaiger ein und Grafing gewann das Spiel. „Ich weiß auch nicht, was da los war“, sagt Scerbakov, die Enttäuschung ist ihm auch viele Stunden nach dem letzten Ballwechsel noch anzuhören. „Wir müssen uns das erst einmal auf Video anschauen und analysieren.“

Als Kind nach Kroatien

Doch lange aufhalten will er sich mit dem verlorenen Spiel nicht – dafür hat Nikola Scerbakov auch schon zu viel erlebt. 1995 wurde er in der Ukraine geboren, die Mutter war eine sehr gute Volleyballspielerin. Mit ihr zog er bereits als kleiner Junge nach Kroatien, „sie hat mit Osijek Europapokal gespielt“, erinnert sich Scerbakov. Irgendwann wollte er nicht mehr zusehen, sondern selbst spielen – und wurde ebenfalls ein sehr guter Volleyballspieler.

Mit dem kroatischen Spitzenklub OK Mladost Ribola Kastela gewann er mehrmals den Meistertitel in der ersten Liga, auch das Trikot der Nationalmannschaft durfte er sich mehrmals überstreifen. Doch nach diesen Erfolgen suchte er eine neue Herausforderung, „ich mag es zu reisen und Neues zu entdecken“, sagt Scerbakov. „Und Volleyballspielen ist ein witziger Weg, um neue Menschen und neue Länder kennenzulernen.“


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Also ging er nach Zypern zu Apoel Nikosia, einem Klub, dessen Fußballer regelmäßig auch international spielen. „Das war ein riesiger Verein mit sehr vielen Fans, die uns hin und wieder auch mit Fahnen und Trommeln unterstützt haben“, erzählt Scerbakov. Danach ging er nach Frankreich, wo er zuletzt zwei Jahre für Calais in der dritten und vierten Liga spielte.

In diesem Sommer kam dann der Anruf aus Schwaig. Der SVS war nach dem Abgang von Daniel Schmitt auf der Suche nach einem neuen Zuspieler, dabei halfen die vielfältigen Kontakte von Trainer Milan Maric. Einer dieser Kontakte empfahl ihnen, doch mal einen Blick auf diesen Weltenbummler zu werfen, erzählt Abteilungsleiter Hans-Peter Ehrbar. „Dann schaut man sich Videos an und hört sich in der Szene um.“

Das Fitness-Studio fehlt

Sie hörten nur Gutes über den Mann, der bereits mit dem langjährigen Schwaiger Perica Stanic im kroatischen Mladost Kastela zusammengespielt hatte. Seit dem Sommer hat Nikola Scerbakov sein Zuhause in der Hafenstadt Calais gegen eine Wohnung in Schwaig eingetauscht – und fühlt sich wohl, auch wenn das Ankommen in einem fremden Land in Zeiten einer Pandemie schwieriger ist.

Außerhalb der Volleyballhalle hat er noch nicht viele Menschen kennenlernen können, stattdessen ist er viel in Schwaig unterwegs. Seit das Fitness-Studio nicht mehr zu seinem Morgen-Ritual gehört, verbringt er noch ein bisschen mehr Zeit in seiner Wohnung. Zumindest darf er als Profi am Wochenende noch nach negativem Corona-Test Volleyball spielen – was sonst nur noch den Frauen des TV Altdorf in Liga zwei gestattet ist, die am Sonntagnachmittag allerdings 2:3 gegen den Tabellenletzten Waldgirmes verloren.

Mit 19 Punkten sind die Schwaiger nach der Niederlage vom Wochenende weiterhin Vierter, „wir können mit den Besten mithalten“, hat Scerbakov festgestellt. Es liegt auch an ihm, dem dreimaligen MVP. „Die Auszeichnung bedeutet, dass ich auf dem Platz vieles richtig mache“, sagt er. „Mir wäre trotzdem lieber gewesen, wir hätten gewonnen.“

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