Fußball-EM

EM-Vorschau: Ein Erlanger stellt Frankreich vor

15.6.2021, 06:00 Uhr
EM-Vorschau: Ein Erlanger stellt Frankreich vor

© Foto: privat

Bevor der 29-Jährige der Arbeit bei Adidas wegen aus Südfrankreich in die Region gezogen und von Abteilungsleiter John Fröhlich als Außenverteidiger zum Kreisligisten geholt wurde, hat er für mehrere französische Amateur-Klubs gespielt. Auf dem Äquivalent der Kreisliga, sagt er. Carnemolla kommt aus dem Dorf Saint-Mamert-du Gard bei Nîmes, gelegen zwischen Montpellier und Marseille, einer Gegend, in der die Fußball-Begeisterung besonders groß ist. Carnemolla ist deshalb neben Olympique Nîmes (mit Krokodil als Wappentier) auch glühender Anhänger von Olympique Marseille.


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Wie unterscheidet sich der Fußball in Deutschland und Ihrem Herkunftsland?

Was mich in Deutschland wirklich beeindruckt hat, ist die Qualität der Stadien und der Sportplätze. Fast jedes Dorf um Erlangen hat eine wirklich schöne Anlage. Die Qualität der Infrastruktur ist schon in der Kreisklasse sehr gut. In der Kreisliga hatten wir bei jedem Spiel drei Schiedsrichter und auch Mannschaften aus kleinen Orten haben gute Spieler. Das Level kommt mir etwas höher vor als in Frankreich. Aber dort gibt es mehr Sportarten, die es in Sachen Popularität mit Fußball aufnehmen können. Aber zumindest da, wo ich herkomme, ist Fußball die Nummer eins. Es ist der Sport für jeden, egal ob reich oder arm.

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EM-Vorschau: Ein Erlanger stellt Frankreich vor

© Foto: Franck Fife/afp

Auf jeden Fall Zidane. Das war der Spieler, zu dem damals jeder aufgeschaut hat. Außerdem kam er gebürtig aus Marseille, er ist dort heute noch eine Legende, sein Bild prangt auf Hauswänden. Heute ist das Vorbild sicher Kylian Mbappé, er kommt auch aus einem Vorort von Paris und ist ein lokaler Held. Die Kinder schauen zu ihm auf. Bei den Älteren ist außerdem noch Karim Benzema sehr beliebt. Alle freuen sich, dass er zurück im Team ist.

Wie ist die Lage des Amateurfußballs in Ihrem Herkunftsland?

Die Region in Frankreich, aus der ich komme, ist ländlich. Dort kämpfen die Amateurvereine eher darum, zu überleben, nur den reichen geht es gut. Die Infrastruktur ist nicht so gut. Traditionell hatten wie in Deutschland viele Dörfer ihren eigenen Klub, doch viele haben ihre Vereine zusammengelegt, um mithalten zu können. In Deutschland ist Amateurfußball wirklich wichtig, die Klubs bekommen Unterstützung. Das Drumherum unterscheidet sich aber nicht so sehr. Wir sagen auch, dass es immer drei Halbzeiten gibt, die normalen zwei und die dritte. In der sind wir bei meinem Dorfklub immer mit dem ganzen Team an die Bar gegangen und waren dort sehr willkommen.


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Wie sind die Chancen gegen Deutschland?

Schwer zu beantworten, ich habe durchaus Sympathien für das deutsche Team. Ich habe das Gefühl, dass sie sich zuletzt wieder aufgebaut haben. Viele Ältere sind gegangen und wurden durch Jüngere ersetzt. Es fühlt sich wie ein Übergang an, aber die Mannschaft ist individuell stark besetzt. Sie können immer gewinnen. Die Franzosen schätze ich als sehr stark ein, sie scheinen einen großen Teamgeist zu haben, die Spieler sind alle Freunde. Spieler wie Antoine Griezmann schaffen mit ihrem Humor eine tolle Atmosphäre. Die Chancen liegen etwa 60 zu 40 für Frankreich.

Wie weit kommt Ihr Heimatland?

Ich hoffe, bis ins Endspiel. Ich glaube, sie haben das stärkste Team, das möglich ist. Verglichen mit der Mannschaft, die vor drei Jahren Weltmeister geworden ist, ist der Kader mindestens so gut wie damals. Es ist ein Team, mit dem man ein Turnier gewinnen kann. Aber natürlich weiß man nie, das Niveau bei der Europameisterschaft ist dieses Jahr sehr hoch.

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