"Es gibt Wichtigeres": Ringer aus Erlangen verzichten auf Saison

27.8.2020, 12:44 Uhr
2019 ging es in der Jahnhalle noch richtig zu Sache. In diesem Jahr werden die Erlanger Ringer keine Wettkämpfe austragen.

2019 ging es in der Jahnhalle noch richtig zu Sache. In diesem Jahr werden die Erlanger Ringer keine Wettkämpfe austragen.

Seinen Sport liebt er trotzdem. Max Strampfer sagt das lieber zweimal. Niemand soll auf die Idee kommen, der Abteilungsleiter des TV 48 Erlangen hätte keine Lust mehr auf Ringen. An offiziellen Kämpfen aber wird der Turnverein, der in der Bayernliga in einer Wettkampfgemeinschaft (WKG) mit Röthenbach antritt, in diesem Jahr dennoch nicht teilnehmen.


Harmonische Gemeinschaft: Ringen in Erlangen


Die neue Runde sollte am ersten September-Wochenende beginnen. Doch unabhängig davon, ob das überhaupt genehmigt wird: Die Abteilungsleiter aus Erlangen und Röthenbach haben nach Rücksprache mit den Athleten beschlossen, nicht zu melden. "Es gibt aktuell Wichtigeres", sagt der 29-Jährige angesichts einer noch lange nicht ausgestandenen Pandemie. "Ringen ist einfach zu unwichtig, auch wenn es mein Lieblingssport ist."

Niemand in der WKG finanziert den eigenen Lebensunterhalt durchs Ringen. Und auf eine Saison unter Corona-Auflagen hatten die Erlanger sowieso keine Lust: "Wettkämpfe müssen ohne Zuschauer stattfinden, dazu war unklar, wie der Abstand eingehalten wird", sagt Strampfer. "Ich habe keinen Sinn darin gesehen, dass wir das den Jungs antun." Bis zum 31. Juli mussten sich die Vereine melden. Viele haben es nicht getan. Der Bayerische Ringer-Verbands musste deshalb sogar Bayern- und Landesliga zusammenlegen.

Sportlich hat die Nicht-Teilnahme keine Auswirkungen, 2021 darf die WKG wieder in der Bayernliga starten. Im Vorjahr hatten die Erlanger sogar die Chance auf den Aufstieg, vermasselten es aber am letzten Spieltag. Eigentlich wollten sie angreifen, nun bleibt nur das Training. "Da es keine Turniere oder Kämpfe gibt, ist es schwieriger, sich zu motivieren", gibt Strampfer zu, "doch es geht allen so, es nützt nichts". Zumindest wollte bislang niemand aus der Mannschaft mit dem Ringen aufhören.

"Hinhaltetaktik der Politik"

Die nächsten Wochen und Monate verbringen die Erlanger deshalb mit Training — auch wenn dieses bei allen Ringerklubs in Bayern noch anders aussieht als früher. Denn als einzige Sportart dürfen die Ringer noch immer nur in Kleingruppen mit je vier Sportlern plus einem Trainer trainieren. Florian Geiger kann sich herzlich über diese Vorgabe aufregen, der Vizepräsident Sport des Bayerischen Ringer-Verbands kann und will nicht verstehen, warum viele wieder normal trainieren dürfen, während die bayerischen Ringer weiterhin mit der Staatsregierung um Fortschritte kämpfen müssen.


Bund will Großveranstaltungen bis Ende des Jahres verbieten


"Es geht um die reine Kontaktzeit", erklärt Geiger, beim Ringen ist das mit dem Abstandhalten ja doch etwas schwierig, "wir tragen aber beim Training Schuhe, zu 95 Prozent enganliegende Funktionskleidung und haben eine Matte, die sich gut reinigen lässt". Dass da einigen Klubs allmählich die Lust vergeht, kann der Verbandsfunktionär verstehen. Die Entscheidung vieler Vereine, nicht zu melden für die neue Saison, hat er deshalb so erwartet, "eine klare Aussage der Staatsregierung wäre besser als diese Hinhaltetaktik." Auch die Erlanger Ringer hatten darauf keine Lust mehr.

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