Es grüßt das Murmeltier: Ice Tigers führen und verlieren

9.3.2021, 23:00 Uhr
Eine Szene aus dem überzeugenden ersten Drittel: Eric Cornel versucht, Markus Keller aus spitzem Winkel zu überwinden. 

© Sportfoto Zink / Thomas Hahn, Sportfoto Zink / ThHa Eine Szene aus dem überzeugenden ersten Drittel: Eric Cornel versucht, Markus Keller aus spitzem Winkel zu überwinden. 

Wie sollte man auf die Gäste aus dem Risikogebiet reagieren? Distanz halten? Weil sich die Düsseldorfer Fans zuvor aber bereits Bier und Bratwürste hatten schmecken lassen, ihren Geschmackssinn also offensichtlich nicht auf einer Karnevalsitzung in Heinsberg eingebüßt hatte, waren sie willkommen in der Arena Nürnberger Versicherung. Auf dem Eis scheiterte Luke Adam, damals noch Düsseldorfer, an Torhüter Niklas Treutle und Patrick Reimer entschied das letzte Saisonspiel vor den Playoffs in der Verlängerung. Eine bessere Stimmung hatte man in der vollen Arena nur selten erlebt. Dass Markus Söder derweil Großveranstaltungen als erster Ministerpräsident verbot, bekamen nur wenige der mehr als 6000 Zuschauer mit.

Ein Jahr und einen Tag später waren wieder Gäste angereist - allerdings nicht aus einem Risikogebiet. In Augsburg lag die 7-Tage-Inzidenz am Dienstag bei 64, weshalb Kinder dort in die Schule gehen und ohnehin privilegierte Eishockeyspieler natürlich arbeiten dürfen. [Anmerkung des Autors: In einer ersten Version dieses Textes wurde ein falscher Inzidenzwert angegeben - dieser Fehler darf nicht passieren. Es tut mir leid.] An diesem Abend sogar unnötig lang. Die Ice Tigers gaben den Zusatzpunkt beim niveauarmen 2:3 (2:0, 0:2, 0:0, 0:1) generös an die Augsburger Panther ab.

Adam legt vor - und trifft selbst

Die Erinnerung an den 8. März 2020 schmerzt Eishockey-Fans in Nürnberg in vielerlei Hinsicht: kollektive Freude, Enge ohne Angst, gefühlte Freiheit im Fanblock und eine Mannschaft, die nach dem fünften Sieg in Folge voller Selbstbewusstsein in die Playoffs hätte starten können – wenn sie denn gedurft hätte. Mit den Playoffs brauchen sich die Ice Tigers im Frühjahr 2021 nicht mehr beschäftigen, das zeigte auch das vierte und letzte Spiel gegen Augsburger. In dieser kurzen DEL-Saison mangelt es Nürnberg dazu an Talent.

Wie schon das erste Aufeinandertreffen dominierte Nürnberg im ersten Drittel auf eine seltsam leichte Weise. Nach zehn Sekunden tauchte zwar Michael Clarke schon alleine vor Treutle auf. Aber nachdem sich die Gäste erste Regelübertretungen leisteten, trafen die Nürnberger im Power-Play: erst Daniel Schmölz, indem er einen Schuss von Adam kunstvoll so abfälschte, dass der Puck aufrecht stehend die Torlinie mit vollem Umfang überquerte (15. Minute), dann Adam selbst durch die Schoner von Torhüter Markus Keller (17.).

Pollock zielt - zu genau

Frank Fischöder schien alles richtig gemacht zu haben, indem er den 17-jährigen, gegen Schwenningen zuletzt so auffälligen Roman Kechter erneut nicht aufstellte. Die Rückkehr des zuletzt wegen muskulärer Probleme pausierenden Adam reichte offenbar schon, um die tatsächlich und aussichtsreich um die Playoffs kämpfenden Gäste zu kontrollieren. Im zweiten Abschnitt aber häuften sich die Unkonzentriertheiten wieder. Die Augsburger blieben hartnäckig und hatten in Brad McClure einen eher unwahrscheinlichen Helden. Der Kanadier ist die fünfte Nachverpflichtung der Panther in dieser Saison, seine Vorleistungen aber ließen kaum erwarten, dass er in seinem ersten DEL-Spiel gleich zwei Tore erzielen würde. Genau das machte er aber, zunächst, indem er einen ungefährlichen Schuss von Henry Haase gefährlich ablenkte (26.), dann direkt im Power-Play (36.). Auf der anderen Seite wollte den Ice Tigers noch nicht einmal in Überzahl etwas gelingen.

Nürnberg zwang sich selbst zu einer Leistungssteigerung. Mit jedem Wechsel erhöhte sich im Schlussdrittel der Druck wieder. Brett Pollock drückte den Puck von der Torlinie gegen den Pfosten (36.), ansonsten aber waren die Schüsse zu ungenau. Die Ice Tigers dominierten wieder, diesmal aber schwerfällig und mit maximalem Aufwand. Zuschauer hätten ihren Spaß an Gemeinschaft und Bier gehabt, nicht aber an diesem Eishockeykampf. Wie beim ersten Mal ging es in die Verlängerung, die bis zu einer fatalen Rückgabe von Pollock ereignislos verstrich. Adam Payerl nutzte den Platz zum Siegtreffer (64.). Bis zu letzten Szene war dieses Spiel der passende Gegenentwurf zum Eishockeyfest gegen die Düsseldorfer EG vor einem Jahr.

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