Gesichert und motiviert: DFB-Elf bereitet sich vor
1.9.2020, 11:20 UhrIm schwarzen Rolli und mit weißer Corona-Maske marschierte Joachim Löw direkt ins Teamhotel. Für die Idylle im noblen Stuttgarter Vorort Degerloch hatte der Bundestrainer keine Zeit. Unter strengen Hygienevorschriften beendete der Bundestrainer am Montag die unfreiwillige Rekordpause der Fußball-Nationalmannschaft nach fast zehn Monaten ohne Länderspiel.
Nations-League-Kader: Löw nominiert drei Neulinge
Die gravierenden Einschränkungen in Zeiten der Pandemie waren für Löw deutlich spürbar. Polizei patrouillierte in den engen Straßen, die Nationalelf wirkte besser bewacht als der Reichstag am Wochenende. Riesige grüne Planen versperrten den Blick auf das DFB-Quartier. Wo sich sonst Autogrammjäger am Hoteleingang drängen, verfolgte diesmal ein Dutzend Fans die Ankunft der Nationalspieler mit gehörigem Sicherheitsabstand. Ein Junge schaffte es trotz der Corona-Regeln ganz nah ran und bekam ein Selfie mit Kai Havertz.
Mit Sané, ohne Gnabry
"Sie können sich alle vorstellen, dass wir uns unglaublich freuen, dass auch wir wieder eingreifen können", sagte Löw. Noch vor dem ersten Training am frühen Montagabend im Sportpark der in die Oberliga abgestürzten Stuttgarter Kickers war aber zunächst die medizinische Abteilung um Chefarzt Tim Meyer gefordert. Für den Bundestrainer und seine 22 Spieler stand gleich der erste Corona-Test an – nur bei negativem Ergebnis ist Gruppenkontakt erlaubt.
Auch Löw brauchte die Genehmigung des Doktors, um die Vorbereitung auf die Spiele der Nations League gegen Spanien am Donnerstag (20.45 Uhr/ZDF) in Stuttgart und am Sonntag (20.45 Uhr/ARD) in Basel gegen die Schweiz zu beginnen. Auf dem Trainingsplatz fehlten bekannte Gesichter. Löw nominierte die vier Münchner Champions-League-Sieger Manuel Neuer, Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Serge Gnabry nicht. Auch die Leipziger Halbfinalisten Lukas Klostermann und Marcel Halstenberg bekommen eine Pause.
"Da müssen wir einfach vorausschauend denken und handeln. Im nächsten Jahr an der EM werden wir alle gemessen", begründete Löw den freiwilligen Verzicht auf die Stammkräfte. Die Münchner Leroy Sané und Niklas Süle sind nach ihren Kreuzbandrissen wieder dabei. Vor ihrem Debüt im Nationaltrikot stehen Hoffenheims Torwart Oliver Baumann, der Gladbacher Florian Neuhaus und Robin Gosens von Atalanta Bergamo.
Acht Spiele in elf Wochen
Das bislang letzte Länderspiel bestritt die DFB-Auswahl am 19. November 2019 beim 6:1 in der EM-Qualifikation gegen Nordirland. Die geplanten Tests im März in Spanien und gegen Italien in Nürnberg fielen wegen der Pandemie aus.
Ter Stegens Ausfall trifft auch Löw: DFB-Notstand in der Nations League?
Die Wiederaufnahme des Spielbetriebs ist auch für DFB-Direktor Oliver Bierhoff eine große Erleichterung. "Wenn wir keine Länderspiele haben, bedeutet dies natürlich einen unglaublichen wirtschaftlichen Verlust für den DFB", sagte er der ARD. "Wir haben in der Vergangenheit gut gewirtschaftet, so dass wir möglicherweise nicht wie manche Unternehmen eine Finanzspritze brauchten, wir könnten ein, zwei Jahre schon auch mit Schwierigkeiten leben, aber das ist schon heftig gewesen."
Löw will sportlichen Schwierigkeiten mit einem Mammut-Programm von acht Spielen in elf Wochen bis Mitte November trotzen und legt den Fokus bereits auf den Sommer 2021: "Die alleroberste Priorität hat die EM im nächsten Jahr. Ich weiß, dass man nur siegen kann, wenn man geistig und körperlich frisch in das Turnier gehen kann. Nächstes Jahr die EM steht über allem."
Gerade noch erstklassig
Dennoch will Löw die Nations League natürlich seriös bestreiten. Gerade nach dem Abstiegsdebakel vor zwei Jahren. "Die sportliche Wichtigkeit ist bei den Spielen natürlich gegeben, wir spielen gegen Spanien und die Schweiz. Die Nations League ist ein sehr guter Wettbewerb, die Mannschaften sind auf sehr hohem Niveau. Das ist auch gut für unsere Entwicklung der jungen Spieler."
Testspiele gegen Türkei und Tschechien: Löw hofft auf Fan-Rückkehr
Beim Premierenwettbewerb 2018 blieb die deutsche Auswahl in je zwei Spielen gegen Frankreich und die Niederlande ohne Sieg. Nur weil die A-Liga von der Uefa von zwölf auf 16 Teams aufgestockt wurde, startet die deutsche Mannschaft weiter in der höchsten Wettbewerbsklasse.
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