Hamburger Stadtderby mit Club-Note: Tritt, Rot, Schiri-Lob

2.3.2021, 13:56 Uhr
Burgstaller am Boden, Aytekin regelt die Angelegenheit: Das Hamburger Stadtderby unter fußballfränkischer Beteiligung.

© Christian Charisius, dpa Burgstaller am Boden, Aytekin regelt die Angelegenheit: Das Hamburger Stadtderby unter fußballfränkischer Beteiligung.

Man sah am Montagabend in Hamburg sehr viel fränkische Fußball-Geschichte. Und auch ein bisschen Gegenwart. Deniz Aytekin, zum Beispiel, Schiedsrichter aus Fürth, gab am Millerntor und beim Derby zwischen FC St Pauli und dem Hamburger Sportverein sein Saisondebüt nach langer Verletzungspause. Es war eine komplizierte Premiere für Aytekin, der trotzdem sehr souverän blieb bis in die Nachspielzeit hinein.
Man sah außerdem am Ende dieser Nachspielzeit eine freudetrunkenen Andreas Bornemann. Der war einst Sportvorstand beim 1. FC Nürnberg, musste aber gehen, als er sich weigerte, den Trainer Michael Köllner zu entlassen. Bornemann zog weiter und fand mit einiger Verspätung sein Glück beim FC St Pauli – mit dem er sich am Montag mal wieder über einen Derbysieg freuen durfte.

Treffen? Getroffen!

Ebenfalls voller Freude: Guido Burgstaller, der einst in Bornemanns Amtszeit für den 1. FC Nürnberg stürmte, dann aber bald verkauft werden musste. Beim FC Schalke 04 wurde auch Burgstaller zunächst glücklich, schaffte dann aber noch rechtzeitig den Absprung nach Hamburg. Dort ist Burgstaller wieder ein sehr überdurchschnittlicher Zweitliga-Torjäger geworden, auch wenn er im Derby nicht traf.

Dafür wurde er getroffen, was wiederum Aytekin auf den Plan rief. Der FC St. Pauli war nach 88 Minuten sehr verdient 1:0 in Führung gegangen und versuchte in der Folge den Vorsprung über die Zeit zu retten. Als Burgstaller das vor einem Einwurf für den HSV etwas zu offensichtlich und unfair tat, riss Tim Leibold der Geduldsfaden.

Auch Leibold hat eine gemeinsame Nürnberger Vergangenheit mit Bornemann und Burgstaller. Auf daraus entstandene Freundschaften aber wollte der Linksverteidiger Leibold in der Nachspielzeit keine Rücksicht mehr nehmen und trat Burgstaller aus dem Weg. Aytekin gab beiden die Gelbe Karte, ließ sich dann aber noch vom Videoschiedsrichter an einen Bildschirm bitten und gab danach Leibold Rot.

"Er ist normal ein Bomben-Schiedsrichter"

Das war sehr in Ordnung, auch wenn Leibold verständlicherweise nicht einverstanden war nach seinem Frustfoul. "Ach was, Fustfoul", sagte Leibold später bei Sky, "ich glaube, Herr Aytekin hat es so bewertet. Er ist normal ein Bomben-Schiedsrichter, der viele richtige Entscheidungen trifft." Tat Aytekin auch diesmal, weshalb Leibold seinem HSV jetzt erst einmal fehlen wird.

Schön ist das nicht, zumal der HSV wieder einmal dabei ist, den fest eingeplanten Aufstieg zu verspielen. Kein Sieg gelang in den jüngsten vier Spielen, zuletzt mussten sie zwei Niederlagen hintereinander hinnehmen. Nur sechs Punkte und Platz 14 in der Rückrunde, neun Punkte hinter dem besten Team – dem FC Sankt Pauli. Keine schöne Bilanz.

Rautentragende Straßenköter

"Wer uns kennengelernt hat, der weiß, dass wir in den nächsten Tagen den Kopf wieder aufrichten und weiter beharrlich bleiben für große Ziele", sagt dazu Trainer Daniel Thioune. "Ich weiß, dass wir Mentalität haben und vielleicht sind mehr Straßenköter bei uns drin. Wir werden anfangen, uns zu wehren."

Verwandte Themen


1 Kommentar