Favoritensieg in der Arena

20:30! Gegen Kiel kann der HCE nur 23 Minuten mithalten

25.9.2021, 20:28 Uhr
Auch mit vereinten Kräften reicht es nicht: Nico Büdel und Petter Overby geben alles, können den früheren Erlanger Steffen Weinhold und den THW Kiel aber nicht stoppen.

© Sportfoto Zink / Oliver Gold, Sportfoto Zink / OGo Auch mit vereinten Kräften reicht es nicht: Nico Büdel und Petter Overby geben alles, können den früheren Erlanger Steffen Weinhold und den THW Kiel aber nicht stoppen.

Die prominenten Gäste hatten dann offenbar auch einige bisher eher zurückhaltende Handball-Fans ihre Befürchtungen aufgeben lassen. Eine halbe Stunde vor Anwurf der Partie HC Erlangen gegen den THW Kiel hatten sich vor der Arena Nürnberger Versicherung lange Schlangen gebildet, am Ende waren es 4533 Zuschauer, die dieses besondere Spiel sehen wollten; eine Saisonbestmarke war das natürlich im dritten Heimspiel, nach und nach scheint das Publikum zurückzukehren.

Dass dieses Publikum auch demnächst wiederkommt, wenn weniger klangvolle Namen in Nürnberg zu Besuch sind, dafür wollte die Mannschaft von Michael Haaß trotz ihrer sehr offensichtlichen Außenseiterrolle sorgen. Kiel startete fast ausschließlich mit Weltklassespielern, Erlangen wollte mit Selbstvertrauen, Leidenschaft und der bisher besten Deckung der Liga dagegenhalten.

Das funktionierte 23 Minuten lang erstaunlich gut, dann setzte sich der Favorit aber immer weiter ab - und nach 60 Minuten mit 30:20 (14:7) durch.

Stimmung in der Arena

"Es muss sehr viel passen", sagte Haaß im Vorfeld dazu, wie die große Überraschung klappen könnte gegen den deutschen Meister, und meinte eigentlich: alles. Tatsächlich passte zu Beginn sehr viel. Der HCE blockte den ersten Wurf von Sander Sagosen und ging durch den Tempogegenstoß von Hampus Olsson in Führung. Sofort war Stimmung in der Arena.

Die ersten drei Auftritte hatten Erlangens Bundesliga-Handballer genutzt, um ein enormes Selbstbewusstsein zu entwickeln, das machte sich zunächst vor allem in der Deckung bemerkbar. "Beton anrühren" wollte Kreisläufer Sebastian Firnhaber, das funktionierte: Nach neun Minuten hatten die Kieler erst drei Tore erzielt. Es war trotzdem die erste Führung der Gäste, weil sich der HCE im Angriff zu viele technische Fehler leistete. Allein zwölf waren es in der ersten Halbzeit - zu viele, um eine bestens eingespielte Spitzenmannschaft wie Kiel aus dem Gleichgewicht zu bringen.

Bis zum Stand von 7:7 glichen sie das durch Einsatz, einen nach seiner Vertragsverlängerung hervorragend aufgelegten Klemen Ferlin und eben eine sehr gute Deckung aus, dann zogen die unbeeindruckten Kieler gnadenlos davon. Mit der Schlusssirene der ersten Hälfte erzielte Magnus Landin quasi aus dem Spielertunnel das 14:7 - dabei waren die Chancen da für Erlangen, um die Begegnung ausgeglichen zu gestalten.

Eine kleine Rudelbildung zum Abschluss

Aufgeben wollte der HCE deswegen aber natürlich nicht. Sie wollten ja die Fans davon überzeugen, möglichst zahlreich wiederzukommen und eine Mannschaft zu unterstützen, die in dieser Saison richtig Spaß machen kann. Haaß brachte nach dem Seitenwechsel Johannes Sellin und der sorgte direkt dafür, dass noch einmal Hoffnung aufkam in der Nürnberger Arena. Am Ende seines Tempogegenstoßes stand es "nur" noch 8:15, vor allem hatte aber Sagosen seine zweite Zweiminuten-Strafe kassiert und spielte fortan auf Abruf.

Sebastian Firnhaber war hochmotiviert gegen seinen Ex-Klub, mit fortschreitender Spieldauer machte sich der Qualitätsunterschied aber bemerkbar.

Sebastian Firnhaber war hochmotiviert gegen seinen Ex-Klub, mit fortschreitender Spieldauer machte sich der Qualitätsunterschied aber bemerkbar. © Sportfoto Zink / Oliver Gold, Sportfoto Zink / OGo

Es wiederholte sich die Geschichte der ersten Hälfte. Kiel schüttelte sich kurz - und spulte dann gnadenlos sein Programm ab. Während Ferlins Quote unerbittlich sank und er bald durch Martin Ziemer ersetzt wurde, steigerte sich Niklas Landin gegenüber auf 35 Prozent. Nach 53 Minuten klatschen sich die Kieler beim Stand von 26:18 auf der Bank siegessicher ab.

Der HCE hatte viel probiert. Haaß hatte Büdel und Leben die Angriffe orchestrieren lassen, sie hatten zwischenzeitlich mit sieben Feldspielern agiert, das Personal auf allen Positionen einmal durchgetauscht, in der 56. Minute brachte Sellin sogar noch den so gleichmütig wirkenden Niklas Landin aus der Fassung, die anschließende Rudelbildung blieb aber der letzte Aufreger an diesem Tag. Es hatte nicht alles gepasst.

Erlangen: Ferlin, Ziemer; Steinert 6/2, Firnhaber 3, Jeppsson 3, Olsson 2, Metzner 2, Jaeger 1, Sellin 1, Büdel 1, Bissel 1, Link, Leban, Overby, Marschall.

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