Siegen oder Fliegen

Sind die Ice Tigers jetzt routiniert genug?

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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6.4.2022, 12:15 Uhr
Noch nicht effizient genug: Daniel Schmölz und Tyler Sheehy bestürmen Mirko Pantkowski. 

© Sportfoto Zink / Thomas Hahn, Sportfoto Zink / ThHa Noch nicht effizient genug: Daniel Schmölz und Tyler Sheehy bestürmen Mirko Pantkowski. 

Bevor es ernst wurde, hatte Tom Rowe bereits mit Neuseeland telefoniert. Er kenne da eine Schlafforscherin, erzählte der Cheftrainer der Nürnberg Ice Tigers am Montag. Und weil seine Mannschaft in dieser Woche in vier Tagen voraussichtlich dreimal Eishockey spielen, dazwischen Düsseldorf fahren müsse und in der Nacht noch zurück, habe er mit der Spezialistin am anderen Ende der Welt eine Art Schlafplan für seine Spieler erarbeitet. Rowe hatte da noch nicht wissen können, dass sich am Dienstag der Playoff-Gegner, Pardon, besonders ausgeschlafen in der Arena präsentieren würde.

Weil die Düsseldorfer EG diesmal nicht nur konsequent den Spielaufbau der Ice Tigers sabotierte, sondern auch Euphorie und Spielfreude der jungen Mannschaft; weil sie aus zwei Chancen im ersten Drittel zwei Treffer machte; und weil sie nach Marko Friedrichs Anschluss auch dank ihres souveränen Torhüter Mirko Pantkowski keine weiteren Treffer der Gastgeber zuließen, spielt Rowes Schlafplanung vielleicht gar keine Rolle mehr. Nach dem 2:3 (0:2, 2:1, 0:0) vom Dienstag muss sein Team am Donnerstag (19.30 Uhr/MagentaSport) das zweite Spiel gewinnen, um den Fans in Nürnberg 24 Stunden später in Nürnberg eine dritte und dann in jedem Fall entscheidende dritte Partie zu gönnen.

Die DEG spielt für ihren Trainer

Am Dienstagabend sprach Rowe die Unerfahrenheit vieler seiner Spieler an. Nicht nur für junge deutsche Spieler wie Fleischer und Karrer war es das erste wichtige Playoff-Spiel, auch MacLeod, Sheehy und Welsh haben in Nordamerika bislang immer zugesehen, wenn die Spiele intensiver, härter und bedeutender wurden. Routiniers wie Stoa, der nach seiner Verletzung frühestens im Viertelfinale wieder zum Einsatz käme, und Bodnarchuk (gesperrt) fehlten den Ice Tigers gerade in den nervösen Anfangsminuten.

Für Rowe war das keine Entschuldigung, viel mehr wertete der 65 Jahre alte US-Amerikaner die Reaktion seiner Mannschaft als Hoffnungsschimmer. Rowe erwähnte auch die Ansprache seines Kapitäns nach dem Rückschlag. „Patrick war großartig in der Kabine. Er hat die Jungs aufgerichtet und gesagt, dass wir die Serie in Düsseldorf ausgleichen. Diese Mannschaft ist immer wieder zurückgekommen. Wir dürfen nur nicht wieder so zaghaft beginnen.“ Chancen erkämpften sie sich bis in die Schlusssekunden. Neben dem unermüdlich arbeitenden Friedrich (29.) traf aber nur Daniel Schmölz (24.) ins Tor.

Die Gäste sprachen danach von einer ganz eigenen Motivation. Die DEG spielte für Trainer Harold Kreis, der die Woche wegen eines familiären Notfalls in Kanada verbringt. „Wir hoffen, sagte Verteidiger Bernhard Ebner, „dass wir weiterkommen. Damit er noch Teil der Playoffs sein kann.“ Am Freitag soll Kreis zurückkommen. Für das Spiel in Nürnberg würde es reichen.