Der Kapitän verlängert

Weil alles andere undenkbar wäre: Patrick Reimer bleibt bei den Ice TIgers

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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4.4.2022, 13:53 Uhr
Weil alles andere undenkbar wäre: Patrick Reimer bleibt bei den Ice TIgers

© Thomas Hahn, Sportfoto Zink

Am Freitagabend war es, wie es in Nürnberg schon so oft war und wie es immer sein sollte: Die Ice Tigers flogen übers Eis, dominierten, zauberten, vergaben Chancen, brachten sie sich selbst in Bredouille und den Gegner zurück ins Spiel. Und dann kam der Kapitän. Patrick Reimer verwandelte den entscheidenden Penalty zum 3:2 gegen Augsburg. Immerhin schon wieder mehr als 4000 Zuschauer in der Arena reagierten angemessen. Sehr viel lauter dürfte es in Zeiten der Maskenpflicht in keiner Sporthalle zugegangen sein.

Es war einer jener Momente, in denen sich niemand hätte vorstellen wollen, dass der Mann mit der Nummer 17 irgendwann nicht mehr für die Ice Tigers spielen könnte, kein Fan, kein Spieler - und Patrick Reimer wohl auch nicht. Drei Tage später verkündet der Klub, dass der Allgäuer auch noch eine elfte Saison in Nürnberg Eishockey spielen wird.

"Wir freuen uns sehr darüber, dass sich Patrick dazu entschieden hat, noch eine weitere Saison an seine einzigartige Laufbahn zu hängen. Patricks Anteil an unserer positiven Entwicklung ist nicht hoch genug einzuschätzen", ließ Sportdirektor Stefan Ustorf ausrichten. "Seine Leistungen auf dem Eis und sein Charakter in der Kabine sind ein elementarer Baustein für die Nürnberg Ice Tigers."

Silberheld, Rekordspieler

Zweifel an dieser Entwicklung ließen die Beteiligten nicht zu. Schon im Dezember beantwortete Reimer Fragen nach seiner Zukunft eindeutig. Und auch Sportdirektor Stefan Ustorf machte nicht den Fehler, den Status des Kapitäns in Frage zu stellen. Warum auch? Trotzdem zog sich der Prozess bis in die kurze Pause zwischen Eishockey-Alltag und dem Beginn der schönsten Zeit des Jahres. Erst am Wochenende soll Reimer den neuen Vertrag unterschrieben haben. Warum es dann doch so lange gedauert hat? "Der Zeitpunkt ist doch egal", sagte Reimer am Montag. "Wir beide, sowohl der Verein als auch ich, wussten immer, dass wir gemeinsam weiterarbeiten. Und jetzt bin ich einfach froh, dass es geklappt hat. Ich fühle mich superwohl und freue mich auf eine weitere Saison, wobei jetzt der Fokus natürlich auf etwas was anderem liegt."

Am Dienstag (19.30 Uhr) empfangen die Ice Tigers mit der Düsseldorfer EG jenen zweiten DEL-Klub, dessen Trikot Reimer lange getragen hatte, zum ersten von maximal drei Partien in der ersten Playoff-Runde. In acht Spielzeiten mit der DEG entwickelte er sich erst vom talentierten, aber schmächtigen Zweitligatorjäger zum Leistungsträger und dann zum Nationalspieler. Reimer führte Deutschland als Kapitän aufs Eis und machte mit seinem Siegtreffer im Viertelfinale gegen Schweden den größten Erfolg im deutschen Eishockey überhaupt erst möglich. Seit diesem Februar 2018 in Pyeongchang besitzt Reimer eine olympische Silbermedaille. Seit dem 24. November 2021 darf er sich Rekordspieler nennen. Sein 1:0 beim 3:2 in Krefeld war zugleich sein 797. Scorerpunkt in der DEL, seine Vorlage zum Siegtreffer der 798. In der ewigen Rekordliste schloss er zu Daniel Kreutzer, einer weiteren DEG-Legende, auf und überholte ihn. Wenig später folgte sein 1000. DEL-Spiel.

Bloß von der Strafbank wegbleiben

Am Dienstag treffen sie sich wieder: Reimer auf dem Eis, Kreutzer hinter der Bande. In Düsseldorf muss man in der ersten Playoff-Woche ohne Cheftrainer auskommen. Harold Kreis musste aufgrund eines familiären Notfalls nach Kanada reisen. Auch beim letzten Aufeinandertreffen hatte der sympathische Deutsch-Kanadier gefehlt. Mit Kreutzer und Thomas Dolak nahm die DEG alle drei Punkte aus Nürnberg mit. Das 2:1 war nur einer von vier Siegen gegen die Ice Tigers - in vier Spielen.

Reimer ist trotzdem "positiv, dass wir die Serie gewinnen können - wenn wir unser Spiel durchziehen. Das haben wir in der regulären Saison gegen Düsseldorf nicht geschafft, aus welchen Gründen auch immer. Düsseldorf ist eine hart arbeitende Mannschaft, aber die hatten jetzt auch zum Saisonende ihre Probleme. Aber die Uhren werden auf Null gestellt. Ich glaube, wir haben uns super entwickelt und werden sicherlich sehr selbstbewusst in die Spiele gehen. Wichtig wird sein, dass wir von der Strafbank wegbleiben - aber ansonsten habe ich keine Bedenken, dass wir die Serie nicht für uns entscheiden."

Sechs Punkte in vier Spielen

Dass mit der Strafbank hat zuletzt nicht mehr allzu gut funktioniert - auch deshalb war Reimer gefragter, als das hätte nach einer längeren Verletzung im Winter sein müssen. So konnte er aber beweisen, dass er wieder voll einsatzfähig ist. In den jüngsten vier Spielen traf er dreimal und bereitete weitere drei Nürnberger Treffer vor. "Ich fühle mich gut." Das sieht und hört man.

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