Kleeblatt-Urgestein Wolf Nanke: "Fühle mich topfit"

16.12.2020, 14:43 Uhr
Kleeblatt-Urgestein Wolf Nanke:

© Foto: Wolfgang Zink

Wie geht es Ihnen mitten in der Corona-Krise, Herr Nanke?

Nanke: Momentan ist es total langweilig. Vor ein paar Wochen war ich wenigstens noch Pilze sammeln. Mir fehlt mein Stammtisch, mit dem ich mich zweimal die Woche treffe, das Karteln, und vor allem die Fußballspiele. Ich schaue mir ja normal jedes Heimspiel der U 17, U 19, der U 23 und der Profis an. Manchmal gehe ich auch zum ASV Fürth. Der spielt hier bei mir in der Südstadt. Am Sportplatz bin ich einfach zu Hause.

Mit Ihren 1,98 Metern sind Sie bei der SpVgg auch nie zu übersehen gewesen.

Nanke: Als ich jung war, hat mich das immer genervt, dass ich so groß war, weil mich die Leute immer komisch angeschaut haben. Da war man immer "der Lange". Jetzt ist es mir egal. Ich bin 77 Jahre alt, fühle mich aber topfit und wie vor 20 Jahren.

Und die Begeisterung für die SpVgg dürfte die gleiche sein wie früher.

Nanke: Ich habe alles mitgemacht. Ich habe mich schon mit Günter Gerling früher immer gekappelt, als meine Jugendmannschaft in der Bayernliga spielte und er mit der Ersten nur in der Landesliga war.

Wenn schon nicht im Stadion, fiebern Sie wenigstens vor dem Bildschirm mit den Fürthern mit?

Nanke: Natürlich. Ich schaue mir jedes Spiel an und bin sehr erfreut. Wir spielen einen schönen Fußball und machen eine gute Entwicklung. Ich beobachte ja immer haargenau und was wir da zeigen, ist aller Ehren wert. Rachid Azzouzi hat die richtigen Spieler geholt, die mit ihrer DNA genau zu uns passen. Da muss man natürlich auch immer einbisschen Glück haben. Über die Vertragsverlängerung unseres Trainer-Duos habe ich mich auch sehr gefreut.


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Und wie fühlte sich der Derby-Sieg an, wenn man nicht live im Stadion dabei sein kann?

Nanke: Na ja, mittlerweile ist es schon fast Normalität, dass wir gegen den Club mindestens vier Punkte in einer Saison holen. Aber die Emotionen sind bei diesem Spiel immer noch jedes Mal höher. Ich bin halt ein Fürther und das sind Nürnberger. Die mag man halt einfach nicht so gern. Aber ich bin kein Club-Hasser. Denn Hass hat für mich auf dem Sportplatz nichts zu suchen. Ich bin ja auch mit Dieter Nüssing gut befreundet. Und mein Enkel spielt drüben in der U 14, ist im Herzen aber ein echter Fürther.

"Wie ein Sechser im Lotto"

Sie haben bei der SpVgg alles miterlebt. Vermissen Sie manchmal die alten Zeiten, als der Fußball nicht so kommerziell war?

Nanke: Ich nehme das so an, wie es ist. Man muss einfach mit der Zeit gehen und der Fußball hat sich verändert. Helmut Hack hat immer gesagt: "Stillstand ist Rückschritt" – und das stimmt. Der Verein hat gerade fast vier Millionen Euro Schulden. Wenn ich im Lotto zehn Millionen gewinnen würde, dann würde ich der SpVgg sechs Millionen geben und den Rest meiner Familie. Die SpVgg ist mein Leben. Vor vier Jahren ist meine Frau gestorben und ich hätte es viel schwerer gehabt, wenn ich nicht den Verein gehabt hätte, der mir in der schweren Zeit sehr geholfen hat.

Kleeblatt-Urgestein Wolf Nanke:

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Kein bisschen Nostalgie?

Nanke: Nur ein Beispiel: Früher waren wir hier in Fürth im Jugendbereich schon immer die Nummer eins. Es gab aber Spieler, die sind lieber zur Quelle gegangen, weil die damals schönere Plätze und Kabinen hatten.

Und wie verfolgen Sie die andauernden Diskussionen um das "Greuther" im Vereinsnamen?

Nanke: Ich verteidige das "Greuther". Ich habe gemerkt, dass man das vielen Jungen erklären muss, was war. Ich war damals Vizepräsident, als die Fusion anstand. Wenn bei uns der Traktor kaputt war, mussten wir eine Präsidiumssitzung einberufen, weil wir nicht wussten, wie wir die Rechnung bezahlen sollen. Ich bin Helmut Hack sehr dankbar, dass wir damals zueinander gefunden haben. Für die SpVgg war das wie ein Sechser im Lotto. Ich habe Helmut Hack nach dem Derbysieg auch eine Nachricht geschickt, dass auch er seinen Anteil an diesem Sieg hat, weil seine Arbeit ein großer Baustein für das Geleistete ist.

Was macht Helmut Hack eigentlich momentan?

Nanke: Er ist nach wie vor sehr umtriebig, macht viel für den DFB und begleitet ein Projekt in Afrika. Da ist er sehr oft vor Ort. Und er ist oft in Südtirol, seiner zweiten Heimat.

Und Sie? Trotz Corona noch fleißig im Einsatz für die SpVgg?

Nanke: Ich bin immer ein bisschen dabei. Gerade versuche ich, mit Günter Gerling eine Traditionsmannschaft zu gründen. Alle, die wir angerufen haben, waren begeistert und haben zugesagt. Wir versuchen hier wieder eine familiäre Bindung zum Verein herzustellen.

Und wer ist alles dabei?

Nanke: Auf meinem Zettel stehen fast 20 ehemalige Spieler. Unter anderem Daniel Felgenhauer, Juri Judt, Frank Türr, Petr Skarabela, Rachid, Bernd Lunz, Oliver Zettl, Michael Kümmerle, Achim Beierlorzer und Günther Reichold.

Mit Reichold zusammen waren Sie früher gefürchtete Kartelbrüder im Mannschaftsbus.

Nanke: Ich musste immer das Kleingeld und die Karten mitbringen. Dem Rachid und dem Sascha Rösler mussten wir das Karteln erst beibringen. Aber auch Heiko Westermann und Frank Türr haben immer gerne gespielt. Gegen den Günther war es halt immer schwer, weil der aus einer Wirtshausfamilie kommt und natürlich richtig gut war.

Kleeblatt-Urgestein Wolf Nanke:

© Foto: Wolfgang Zink

Karteln im Bus, das gibt’s heute wahrscheinlich in der Form nicht mehr...

Nanke: Die Zeiten ändern sich halt. Wer kann denn von den jungen Leuten noch Schafkopfen? Als Benno Möhlmann Trainer war, hat er uns das Karteln nach einer 0:5-Niederlage im Winter in Chemnitz auf der Heimfahrt mal verboten. In Eltersdorf, zehn Minuten vor der Ankunft, meinte er dann, dass wir spielen dürfen. Aber wir haben nicht nur gekartelt. Der Achim (Beierlorzer, Anm. d. Red.) hat früher auf so mancher Auswärtsfahrt die Gitarre ausgepackt und wir haben das Frankenlied gesungen.

Und was wünscht sich Wolf Nanke für die nächste Zeit?

Nanke: Dass wir wieder ins Stadion gehen dürfen, um unsere Spielvereinigung zu sehen. Im Moment geht es nicht anders, aber so ist das nicht mein Fußball.

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