Kommentar: Russ' Krankheit taugt nicht für Debatten

20.5.2016, 18:50 Uhr
Held wider Willen: Marco Russ mit seinen beiden Kindern.

© Reuters Held wider Willen: Marco Russ mit seinen beiden Kindern.

Am Donnerstag hätte es vollkommen genügt, dem erkrankten Russ Mut zu machen und ihm alles Gute zu wünschen - was alle Beteiligten taten, ehe sie, noch atemlos nach einem intensiven, physisch wie psychisch anstrengenden Spiel, nach den Auswirkungen der Diagnose auf das Kräftemessen zwischen Frankfurt und Nürnberg gefragt wurden.

Marco Russ ist kein Fußballstar, er würde sich nie so sehen, außerhalb seiner hessischen Heimat kennt ihn nur ein Fachpublikum. Zu seiner Prominenz wurde er gegen seinen Willen gezwungen - durch den Umstand, krank zu sein. Russ entzog sich dieser Rolle, so gut es ging, andere konnten das nicht: einfach spielen; es braucht immer noch mehr, mehr vermeintliche Tragik, mehr Aufregung, nur keine Atempausen. Wie nah man sich in der Inszenierung dieses auch sich selbst überschätzenden Spektakels manchmal am Rande des Zynismus bewegt, scheint kaum mehr aufzufallen.

Marco Russ’ Krankheit taugt aber nicht für Debatten, es ist völlig unwichtig, wer was dazu sagt; erst recht muss man kein Drama daraus machen. Die Medizin ist sehr weit in der Behandlung seiner Krankheit, die Prognosen sind günstig, Marco Russ hat gute Aussichten, gesund zu werden und wieder Fußball zu spielen. Darin liegt, für ihn wie alle Betroffenen, Trost. Mehr gab es in keinem Moment zu sagen.

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