Lauterbach: "Fußball-Profis sollten ja auch Vorbilder sein"

13.2.2021, 17:22 Uhr
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach findet klare Worte zu den Spielverlegungen im Fußball und den Geschehnisse beim FC Bayern München rund um die Klub-WM.

© Kay Nietfeld, dpa SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach findet klare Worte zu den Spielverlegungen im Fußball und den Geschehnisse beim FC Bayern München rund um die Klub-WM.

"Es ist ein verzerrter Wettbewerb, der zur Pandemiemüdigkeit beiträgt, weil er die Glaubwürdigkeit unserer Regeln in Frage stellt", meinte der 57 Jahre alte Mediziner. In der Europa League und Champions League sind wegen der Coronavirus-Pandemie und der derzeitigen Reisebeschränkungen insgesamt bislang acht Partien in andere Länder verlegt worden.

So spielen die Fußball-Bundesligisten RB Leipzig gegen den FC Liverpool (16. Februar) und Borussia Mönchengladbach gegen Manchester City (24. Februar) jeweils in Budapest. Die TSG 1899 Hoffenheim tritt in der Europa League gegen den Molde FK (18. Februar) nicht in Norwegen an, sondern im Stadion des FC Villarreal in Spanien. Die rege Reisetätigkeit der Klubs in der Corona-Pandemie ist umstritten.


Wegen Einreiseverbot: Leipzig gegen Liverpool in Budapest


Der Gesundheitsexperte sieht sich in seiner Kritik an den Reisen der Vereine nach dem positiven Corona-Test von FC Bayern-Star Thomas Müller bestätigt. Gegenüber Sport1 meint Lauterbach: "Die Fußball-Profis sollten ja auch Vorbilder sein. So sind sie das auf keinen Fall." Dabei unterscheidet er nicht nur zwischen dem Risiko bei Bundesliga-Spielen, die man mittlerweile mit "ausreichender Sicherheit organisiert hat", und den zusätzlichen Spielen "mit Reisen in Länder, wo die Covid-Pandemie nicht wirklich kontrolliert wird". Denn das sei "nicht verantwortungsvoll". Er kritisiert zudem, dass sich der internationale Fußball über die Regeln "einfach hinweg" setzte, während Bürger nicht ins Ausland reisen sollen.

FC Bayern bei der Klub-WM: Von einem Fettnäpfchen ins Nächste

Dass der FC Bayern München rund um die Klub-WM von einem Fettnäpfchen ins andere hüpft, scheint das eine zu sein. Ein Beispiel dafür war unter anderem die für viele überhebliche und nicht nachvollziehbare Reaktion der Bayern-Bosse aufgrund der Anreiseverzögerung zum Turnier in Kater, die durch das Nachtflugverbot in Berlin ausgelöst wurden. Darüber hinaus scheinen für die Münchner andere Regeln als für die restliche Bevölkerung zu gelten. Thomas Müller reiste für seine Quarantäne nämlich zurück in die bayerische Landeshauptstadt und blieb nicht im Emirat - wenn auch isoliert. Lauterbach meint dazu: "Normalerweise wäre eine Reise mit bekannter Infektion natürlich undenkbar."


Bayern-Kater in Katar: Ein infizierter Müller - und jetzt?


Der SPD-Gesundheitsexperte bewertet gegenüber Sport1 zwar das Risiko beim Finale, das trotz der Tatsache, das Thomas Müller tagelang in der Nähe seiner Mannschaftskollegen war, ausgetragen wurde, als "gering", "wenn PCR-Tests kurz vor dem Spiel gemacht wurden", fügte aber an: "Trotzdem ist das Signal verheerend."

"Abwegig" und "vorgeschoben", um die "Privilegierung der Spieler" zu rechtfertigen nennt Karl Lauterbach unterdessen den Vorwand, den Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge vorbringt, die Spieler würden eine Impfung benötigen, um die Impfbereitschaft in der Bevölkerung zu erhöhen. Rummenigge sagte ebenfalls bei Sport1: "Lässt sich beispielsweise ein Spieler des FC Bayern impfen, wächst das Vertrauen in der Bevölkerung". Lauterbach erklärt: "Es klingt höhnisch, jeder weiß doch, dass die Impfbereitschaft hoch ist und der Impfstoff fehlt."


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