Nach Hopp-Beschimpfungen: Fanorganisation kritisiert DFB

1.3.2020, 10:33 Uhr
Nach der Partie setzten Spieler und Verantwortliche des FC Bayern ein Zeichen für Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp.

© Tom Weller, dpa Nach der Partie setzten Spieler und Verantwortliche des FC Bayern ein Zeichen für Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp.

Das Fadenkreuz-Plakat und die Schmähkritik gegen Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp sind nach Ansicht der Fanorganisation ProFans zum Symbol gegen die Kollektivstrafe geworden. Dies sagte ProFans-Sprecher Sig Zelt der Deutschen Presse-Agentur (dpa). "Ein Weg zur Befriedung wäre freilich, wenn der DFB wirklich die Kollektivstrafe abschafft. Dann wäre die Luft sofort raus", sagte er. Dieser Schritt sei überfällig. Er erwarte aber nicht, dass der Deutsche Fußball-Bund über seinen Schatten springen werde - "gerade jetzt nicht".

Bayern-Fans hatten Hopp mit zwei Spruchbändern schwer beleidigt. Das Bundesliga-Spiel (6:0 für Bayern) bei der TSG am Samstag war daraufhin zweimal von Schiedsrichter Christian Dingert unterbrochen werden. In den letzten 13 Minuten spielten die beiden Mannschaften nur noch symbolisch den Ball hin und her.

Plakate wurden während des Spiels gebastelt

Die Verursacher des Eklats zeigten keine Einsicht. In einer online veröffentlichten Stellungnahme hieß es: "Will man zukünftig immer, wenn solche Beleidigungen auf der Zuschauertribüne geäußert werden, Fußballspiele ab- oder unterbrechen, wird man keine Partie mehr über 90 Minuten spielen können. Die Unterbrechung heute war einfach nur überzogen und absurd."

Nach Informationen der dpa sind die Schmäh-Spruchbänder gegen Hoffenheims Mäzen offenbar während des Spiels im Gästeblock zusammengestellt worden. Die Gäste-Fans hatten dort zuvor eine Choreographie zum 120. Vereinsjubiläum der Münchner mit vielen einzelnen Plakaten gezeigt. Einsatzpolizisten berichteten am Samstagabend in Sinsheim, dass Fans größere Mengen an Klebebänder mit in die Arena genommen hätten - offiziell, um damit Fahnen an den Stangen zu befestigen. Diese seien aber dazu verwendet worden, um aus einzelnen Plakaten die Banner zu basteln.

DFB-Präsident Fritz Keller lobt Bayern und Hoffenheim

DFB-Präsident Fritz Keller hat den Spielern und Beteiligten der TSG 1899 Hoffenheim und des FC Bayern München für ihre solidarische Aktion gedankt. "Ich möchte den beiden Mannschaften, dem Schiedsrichter, den beiden Vereinen Hoffenheim und Bayern einfach gratulieren, wie sie gehandelt haben", sagte Keller am Samstagabend im "Aktuellen Sportstudio" des ZDF. Schiedsrichter Christian Dingert hatte die Partie zweimal unterbrochen, wie es vom DFB im sogenannten Drei-Stufen-Plan vorgesehen ist. Bei einem weiteren Vorfall hätte das Spiel abgebrochen werden müssen.

Dass es so nicht gekommen ist, begrüßte Keller ausdrücklich. "Sie haben ein Stück weit die Verantwortung vom Schiedsrichter genommen und vor allem den Chaoten nicht gelassen, was sie wollten, nämlich das Spiel zu zerstören und Macht über dieses Spiel zu haben", fügte der DFB-Präsident an. Er richtete einen "herzlichen Dank" an die Akteure, die in die Bayern-Kurve gegangen waren. Dort hatten nicht nur Trainer Hansi Flick und Vorstandsmitglied Oliver Kahn um ein Abhängen des Hassplakats gebeten, sondern auch die Profis um Kapitän Manuel Neuer sowie die wütenden Ex-Hoffenheimer David Alaba und Serge Gnabry.

Bayern-Boss Rummenigge will sich stärker positionieren

Die doppelte Unterbrechung hieß auch Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, der Hopp auf der Tribüne in den Arm nahm und später mit ihm am Spielfeldrand symbolisch klatschte, gut. "So, wie es heute gemacht worden ist, war es richtig, und so ist es auch ein Zeichen für die Kurve. Diese Leute, die sich geoutet haben, das sind Feinde des Fußballs. Sie sagen immer, es ist unser Verein. Nein, es ist nicht ihr Verein. Wir wollen mit diesen Leuten in unserem FC Bayern nichts zu tun haben", sagte der Funktionär. Man habe das Gastspiel im Kraichgau extra filmen lassen und wolle nun Konsequenzen ziehen.

Rummenigge will sich künftig selbst noch stärker gegen Hass und Hetze positionieren. "Es muss aufhören. Ich werde mich mit dem heutigen Tag nicht mehr wegducken. Auch auf die Gefahr hin, dass ich irgendwann mit Leibwächtern durch die Gegend laufen muss", sagte der 64-Jährige nach dem 6:0 seines FC Bayern.

Fadenkreuz-Plakat führte zu Kollektivstrafen

Das Fadenkreuz-Plakat hatte dazu geführt, dass das DFB-Sportgericht Anhänger von Borussia Dortmund für zwei Jahre von Auswärtsspielen bei den Hoffenheimern ausgeschlossen hat. Aus Protest dagegen hatten am Wochenende zuvor auch Fans von Borussia Mönchengladbach gegen Hopp gehetzt und für eine Unterbrechung der Partie gegen Hoffenheim gesorgt. Das Urteil in diesem Fall steht noch aus.

Der DFB verhalte sich in der Frage "nicht geschickt", sagte ProFans-Sprecher Sig Zelt. "Man zeigt die Stirn und provoziert damit nur noch Gegenreaktionen, so dass keiner zurück weicht. Im Moment sehe ich da keine Bewegung aufeinander zu." Der frühere DFB-Präsident Reinhard Grindel hatte die Kollektivstrafe bei Fanvergehen ausgesetzt.

Hopp wird von einigen Fans angefeindet, seit er seinem Heimatclub Hoffenheim den Aufstieg bis in die Bundesliga finanzierte. Die Kraichgauer sind aber dank hoher Transfereinnahmen in den vergangenen Jahren mittlerweile unabhängig von dem 79-jährigen Milliardär.

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