Corona

Neumarkter Vereine stemmen sich gegen Mitgliederschwund

10.5.2021, 11:11 Uhr
Neumarkter Vereine stemmen sich gegen Mitgliederschwund

© Foto: Stefan Hippel

Michael Schlor klingt alles andere als verzweifelt, aber doch angespannt. Schließlich muss der Kassier des BSC Woffenbach seit dem Jahreswechsel einen Verlust von knapp 70 Mitgliedern vermelden. "Das war ja mit dem zweiten Lockdown schon zu erwarten", sagt Schlor und denkt dabei speziell an Teilnehmer/innen von Fitness-Kursen. Bei einer weiterhin stabilen Basis von über 1200 Köpfen hält sich der Einbruch immerhin in Grenzen. "Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen."

Ausschlaggebend war eine zwischenzeitliche Aufholjagd im vergangenen Sommer, bei der der Stadtteil-Klub aus dem Neumarkter Westen in der Öffnungsphase zwischen Juni und Herbst die Austritte der ersten Corona-Pause wieder ausglich. "Es hat sich vor allem für die Fußballjugend ausgezahlt, dass wir viel unternommen haben, um die Abläufe an die Hygienevorgaben anzupassen", berichtet Michael Schlor.


Lockdown-Bilanz 2020: Weniger Klubs stärker gefährdet


Genau jene Konzepte und Erfahrungen stimmen positiv, sich erneut zügig aus der Starre befreien zu können. "Ob wir dadurch alle verlorenen Mitglieder einfangen, ist allerdings fraglich", sagt Schlor. Aktuell kommt etwa die Tennisabteilung bereits in Schwung und die Stockschützen stehen vor der Rückkehr auf ihre Bahnen. Allein den Hallensportarten fehlt bislang jede Perspektive. "Wenn sich die Wartezeit noch länger zieht, hört sicher der eine oder andere Tischtennis-Routinier auf."

Finanziell schlägt der Mitgliederverlust laut Michael Schlor inklusive ausstehender Beiträge mit einem Minus von "knapp 10 000 Euro" zu Buche. Dabei fallen auf der Ausgabenseite durch die Sanierung des Sportheims deutliche Mehrkosten an. Anstatt die Planungen zurückzustellen, "halten wir an den Investitionen fest", betont Schlor. Auch die Flutlichtanlage soll auf LED umgerüstet werden.

Mit dieser Strategie ist der BSC Woffenbach keine Ausnahme. Zahlreiche Vereine haben die Unterbrechung genutzt, um infrastrukturelle Verbesserungen vorzunehmen, weiß der BLSV-Kreisvorsitzende Robert Hoidn. Gerade erst hat der TSV Pavelsbach ein Anbau-Projekt begonnen und konnte mit der Eingliederung der Eichenlaub-Schützen sogar Zuwächse von 577 auf 615 Mitglieder erzielen.

"Was fehlt, sind Neueintritte"

Die überwiegende Mehrheit der 112 Klubs im Neumarkter Einzugsgebiet sieht der Funktionär aus Lupburg deshalb "gut für die Zukunft aufgestellt" und "bestens vorbereitet" für den Neubeginn. "Was etwas zu kurz gekommen ist, ist die Aus- und Fortbildung unserer Übungsleiter und Funktionäre." Ein Rückgang der Mitgliederzahlen sei unter den Pandemie-Bedingungen freilich unvermeidlich gewesen. Seit dem 31. Dezember schrumpfte die Basis von 47 458 Köpfen um 1782 auf 45 676 Personen. Ende 2019 lag die Summe noch bei 48 730. Besonders schmerzlich waren die Verluste im Nachwuchs. Während nämlich der Schwund von Dezember 2019 bis Dezember 2020 über alle Altersklassen lediglich 2,6 Prozent betrug, bedeutet ein Aderlass von 15 081 auf 13 971 Jugendlichen unter 18 Jahren ein Minus von 7,4 Prozent.


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Trotzdem verheiße der Trend "noch keinen Dauerschaden", erklärt Robert Hoidn. Ich habe wesentlich Schlimmeres befürchtet. Die Entwicklung ist eigentlich nicht so dramatisch, wie es vielleicht auf den ersten Blick aussieht. Der Rückgang im Frühjahr hängt mit den zum Jahreswechsel wirksamen Kündigungen zusammen und bewegt sich auf normalem Niveau." In Großvereinen mit eigenem Fitnessstudio schlägt das Pendel mitunter stärker aus. So steigerten sich der SC Oberölsbach und der Henger SV nach dem ersten Lockdown zwischenzeitlich auf einen neuen Höchststand. Einen realen Zugewinn verbuchten der TSV Pyrbaum (von 799 auf 817 seit Juni 2020) und der SV Höhenberg (von 856 auf 869 seit Juni 2020). Einspartenklubs wie der Golfclub Herrnhof (von 585 auf 605 seit Juni 2020) oder der Pferdesportverein Freystadt (von 186 auf 197 seit Juni 2020) wussten sich teilweise leichter gegen die Krise zu behaupten.

In den moderaten Jahresbeiträgen sieht Hoidn einen stabilisierenden Faktor genauso wie in der Verbundenheit zwischen Sportverein und Bevölkerung im ländlichen Raum. "Auch in schwierigen Zeiten halten die Mitglieder ihren Vereinen die Treue. Was fehlt, sind eben die Neueintritte. Aber da bin ich zuversichtlich, dass wir einen Anstieg bekommen, wenn der Sportbetrieb wieder starten kann."

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