Overbys Olympia-Traum: "Jeder weiß, was das bedeutet"

17.3.2021, 06:00 Uhr
Zweimaliger Vizeweltmeister, Abwehrchef - und bald Olympionike? Petter Overby ist ein Aushängeschild des HC Erlangen.

© Sportfoto Zink / Oliver Gold, ARC Zweimaliger Vizeweltmeister, Abwehrchef - und bald Olympionike? Petter Overby ist ein Aushängeschild des HC Erlangen.

Mit einem Stückchen Heimat ließ Petter Overby diese sehr intensiven, internationalen Tage ausklingen. "Seine eigene Sprache zu hören, das tut dann einfach gut", erklärt der Handballer, der sich am Montagabend ein paar norwegische TV-Serien ansah, bevor er müde ins Bett ging. Hinter ihm lag zu diesem Zeitpunkt eine knapp vierzehnstündige Reise aus Montenegro mit dem Bus, dem Flugzeug, einem Taxi und einem ICE zurück in die Mittelfränkische Wahlheimat nach Erlangen, wo er dem Handballclub regelmäßig ein Fels in der Abwehr ist.

Overby ging aber nicht nur müde, sondern auch glücklich zu Bett, denn er war am Sonntag seinem großen Lebenstraum einen Schritt nähergekommen: einmal sein Land bei den Olympischen Spielen zu vertreten. "Das hat sich sehr gut angefühlt", erzählt der 28-Jährige von den Moment, als den Norwegern die Qualifikation nicht mehr zu nehmen war. Gegen Chile, Brasilien und Südkorea hatten sie sich durchgesetzt, eine verhältnismäßig leichte Gruppe, das weiß auch Overby: "Da hatten wir echt Glück". Ein paar Bier öffneten sie sich in der Kabine zur Feier des Tages und freuten sich gemeinsam auf Tokio.

"Für mich können die Spiele jetzt gar nicht früh genug kommen", sagt Overby, der große Ziele hat: Zweimal ist er Vizeweltmeister geworden, aber Olympia, das ist schon noch eine andere Hausnummer. "Das findet nun mal nur alle vier Jahre statt", versucht der Norweger die Besonderheit herauszustellen. "Wenn man als Handballer Weltmeister wird, dann gibt es Teile auf der Welt, wo die Leute dich fragen: Ok, aber was ist Handball? Wenn du Olympiasieger bist, dann weiß jeder, was das bedeutet." Es ist der ultimative Sport-Thron, der wichtigste Wettkampf, die größtmögliche Bühne.

Dass die Spiele in Tokio auf wackligen Beinen stehen, das weiß auch Overby. Natürlich weiß er das, immerhin spielt die Corona-Pandemie in seinem Leben als Leistungssportler eine große Rolle. Erst kurz vor dem Training am Dienstag erfuhr er, dass er an selbigem teilnehmen darf. Ein Testergebnis stand noch aus – wäre das nicht rechtzeitig gekommen, hätte er nicht mit dem Team üben können. Der Test war negativ, genauso wie bei den anderen beiden Länderspielrückkehrern Sime Ivic (Kroatien) und Torwart Klemen Ferlin (Slowenien), so dass das Trio vor dem Bundesligaspiel am Mittwochabend (18 Uhr) wenigstens einmal mit der Mannschaft in der Halle sein durfte.


Zu diesem Spiel reist TUSEM Essen als Tabellenvorletzter in die Arena nach Nürnberg, was beim HCE und bei Overby alle Alarmglocken schrillen lässt – denn gegen vermeintliche Underdogs haben sie schon unerwartet Punkte liegen gelassen. "Ich erwarte, dass wir bereit sind zu kämpfen", sagt der Kreisläufer darum, "90 Prozent genügen nicht."

TUSEM Essen reist auch mit Tim Zechel in die Arena nach Nürnberg, der ab Sommer das Trikot des HC Erlangen tragen und mit Overby im Mittelblock verteidigen wird. Für Overby ist das kein Thema: "Wir können gerne ab Sommer Freunde werden", sagt er und meint damit: Heute für 60 Minuten sind sie Gegner.

Und wenn es gut läuft, dann schlagen sie den Gegner aus dem Tabellenkeller. Und Overby hat heute Abend noch etwas Zeit für norwegische TV-Serien.

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