Playoff-Thriller: Höchstadt schlägt Riessersee nach Verlängerung

23.3.2021, 22:10 Uhr
Riesenjubel bei den Alligators im Playoff-Trikot: Der HEC siegt.

© her-hec-20210323-203347_app11_04.jpg, NN Riesenjubel bei den Alligators im Playoff-Trikot: Der HEC siegt.

Zum Start dieser historischen Playoff-Serie - der ersten in der Vereinsgeschichte des Höchstadter EC - hatte Trainer Mikhail Nemirovsky noch einmal alles mobilisiert. Nemirovsky, einer der maßgeblichen Architekten des Höchstadter Erfolgs, hatte seinen Kindheitsfreund Kevin Weekes einen Videogruß aus New York schicken lassen. Die Botschaft des früheren NHL-Stars und heutigen Eishockey-TV-Kommentators unterstrich noch einmal, wie besonders diese Playoff-Serie für den HEC ist. Und das erste Spiel gegen den SC Riessersee übertraf spielerisch alle Erwartungen.

Die dreieinhalb Stunden Fahrt von Garmisch-Partenkirchen nach Höchstadt war dem SC Riessersee nicht anzumerken. Die Gäste gingen hellwach ins Spiel, störten mit zwei Angreifern beständig und früh das Aufbauspiel der Alligators und gingen diesen so sichtbar auf die Nerven. Das HEC-Team schien dagegen zunächst noch etwas Respekt vor dieser historischen Partie zu haben, vor allem das Passspiel der Alligators war anfangs noch zu ungenau.

Einzelaktion bringt den HEC nach vorne

Es waren auch die Gäste, die zum ersten Mal ins Powerplay gehen konnten. HEC-Verteidiger Nick Dolezal musste nach einem Stockschlag auf die Strafbank. Doch die Höchstadter schafften es in den folgenden zwei Minuten souverän, Riessersee vom eigenen Tor weitgehend fern zu halten.

Eine Einzelaktion brachte die Alligators völlig gegen den Spielverlauf in Führung: Michail Guft-Sokolov nahm den Puck aus der eigenen Hälfte mit, zog aus der Distanz ansatzlos ab und überraschte damit den etwas zu weit vor dem Tor positionierten Riessersee-Goalie Michael Böhm. Der HEC rettete die 1:0-Führung in die Drittelpause.


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Weil Jakob Fardoe und Milan Kostourek innerhalb kurzer Zeit nur durch Fouls zu stoppen waren, hatte der HEC zu Beginn des zweiten Durchgangs anderthalb Minuten lang eine 5:3-Überzahl. Doch diesmal war Riessersee-Torwart Böhm auf dem Posten und klärte zwei gefährliche Direktabnahmen von Kostourek. Sieben Sekunden vor Ablauf der zweiten Strafzeit schlugen die Alligators doch noch zu: Anton Seewald ließ einen Gegenspieler ins leere Rutschen, täuschte an, zog aus der Distanz ab - und traf zum 2:0.

Riessersee antwortet wütend

Riessersee antwortete mit wütenden Checks und Angriffen - doch Kostourek konterte sich fast zum 3:0. Der Puck trudelte nur knapp entlang der Torlinie vorbei. Etwas unglücklich fiel dann der Anschlusstreffer - oder schien gefallen zu sein. Ein Schuss von der Blauen Linie von Verteidiger Tobias Möller wurde abgefälscht und ging ins Tor. Doch die Schiedsrichter gaben den Treffer nicht, Louis Anders hatte seinen Stock zu hoch gehalten.

Der Anschlusstreffer fiel nur wenige Sekunden später trotzdem. Simon Mayr wurde von den Alligators zu zögerlich angegangen und traf zum 1:2 (26:51). Mit dem Tor wurde der HEC fokussierter, überstand sogar eine kurzzeitige doppelte Unterzahl vor Ende des zweiten Drittels - auch weil Jari Neugebauer einen Schuss mit seinem Knie stoppte und dem HEC fortan fehlte. Es war nun überhaupt die erwartete körperlich intensive Playoff-Partie: Riessersee-Angreifer Ulrich Maurer musste zwischenzeitlich in der Kabine an der Wange genäht werden.


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Zu Beginn des letzten Durchgangs musste Riessersee-Angreifer Benjamin Kronawitter Höchstadts Niklas Jentsch vor dem Tor foulen, sonst hätte es wohl 3:1 gestanden. Für den HEC war die folgende Überzahl ein schlechter Deal - die Alligators konnten sie nicht nutzen. Stattdessen glichen die Gäste aus: Verteidiger Christoph Eckl brachte den Puck vor das Tor von Benjamin Dirksen, dort klärten die Alligators-Defensive nicht schnell genug, Christopher Chyzowski traf zum Ausgleich (45:14).

Die Paradereihe dreht die Partie

Die Paradereihe des SCR drehte schließlich die Partie: der finnische Kontingentspieler Eetu-Ville Arkiomaa nutze einen Abpraller zum 3:2 für die Gäste (49:34). Doch wer glaubte, dem HEC sei nun der Zahn gezogen, der irrte. Kapitän Martin Vojcak brachte den Puck zu Kostourek, der sich für einen Moment in den Rücken seiner sonst penetranten Bewacher geschlichen hatte. Und der Tscheche erzielte den Ausgleich. Doch der hielt nicht lange: Philipp Wachter sorgte mit einer Direktabnahme von der Blauen Linie gegen die Laufrichtung von Dirksen für lange Gesichter bei den Alligators.

Das Ende? Noch lange nicht. Jakob Fardoe schoss nur 47 Sekunden später hart aufs Tor, Dimitri Litesov fälscte ab und ließ den Puck zum 4:4 ins Tor des SC Riessersee trudeln.

Ein Geniestreich von Guft-Sokolov und Kokes

Es ging in 20 Minuten Verlängerung - und für Riessersee ergab sich schnell die Gelegenheit, das Spiel zu entscheiden: Anton Seewald musste wegen Hakens zwei Minuten auf die Strafbank. Doch der HEC überstand diese Phase atemberaubender Spannung. Und dann kam die 67. Minute: Michail Guft-Sokolov umkurvte das Tor des SC Riessersee, sah den im Hintergrund lauernden Martin Kokes und bediente ihn mit einem Traumpass. Der Verteidiger zog ab und schoss den HEC ins Glück. Die Alligators gehen in der Serie mit 1:0 in Führung, weiter geht es am kommenden Freitag in Garmisch-Partenkirchen (20 Uhr).

Höchstadter EC - SC Riessersee 5:4 n.V. (1:0, 1:1, 2:3, 1:0)

HEC: Tor: Dirksen (Rieger). Verteidigung: Vojcak/Kokes, Ribarik/Fardoe, Cejka/Dolezal, Diel. Angriff: Kostourek/Neugebauer/Seewald, Litesov/Guft-Sokolov/Jentsch, Alexandrov/Mikesz/Grau Kryvorutskyy.

Tore: 1:0 Tor Guft-Sokolov/Vorlage Ribarik (18:04), 2:0 Seewald/Litesov/Fardoe (24:18), 2:1 Mayr (26:51), 2:2 Chyzowksi/Eckl/Endreß (45:14), 3:2 Arkiomaa/Heiß/Maurer (49:34), 3:3 Kostourek/Vojcak/Seewald (52:57), 3:4 Wachter/Arkiomaa/Soudek (53:49), 4:4 Litesov/Fardoe/Ribarik (54:36), 5:4 Kokes/Guft-Sokolov (67:31).

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