Schwimmtrainer Seitz spricht über seine Arbeit beim FCN

3.5.2021, 06:00 Uhr
„Jeder, der zum Club geht, lernt anständig zu schwimmen“: Heiner Seitz im derzeit noch menschenleeren Clubbad.

© Eduard Weigert, NN „Jeder, der zum Club geht, lernt anständig zu schwimmen“: Heiner Seitz im derzeit noch menschenleeren Clubbad.

Das Clubbad liegt still und verlassen da an diesem Vormittag. Die Startblöcke sind leer, die Becken auch, ein einsamer Bademeister schrubbt fleißig die Edelstahlstufen - in der Hoffnung, dass darauf bald wieder Menschen ins kühle Nass hinabsteigen. Auch Heiner Seitz hofft, dass demnächst wieder etwas los ist am Valznerweiher, nicht nur, weil so ein Bad ohne Wasser und ohne Menschen ein seltsamer Ort ist. Einer, der einen auch daran erinnert, dass die Welt seit mehr als einem Jahr eine andere ist.

Für Heiner Seitz ist das Clubbad aber nicht nur ein Ort, um im Wasser zu plantschen und sich im Sommer zu erfrischen, sondern auch ein Stück Heimat. Einer dieser Orte, an denen er seiner Leidenschaft nachgehen kann, seiner Berufung, dem, was er schon seit vielen Jahren macht: Kindern das Schwimmen beizubringen. „Jeder, der zum Club geht, lernt anständig zu schwimmen“, sagt Seitz beim Treff im Bad. Für ihn hat das auch mit Wertschätzung zu tun. Damit, jedem Kind mit Respekt zu begegnen und ihm eine sehr gute Ausbildung zu ermöglichen.

Einsatzleiter bei der Polizei

Eine, wie sie Heiner Seitz genossen hat. 1970 hat er in Schwandorf angefangen, seine Herkunft hört man auch nach vielen Jahrzehnten in Nürnberg noch aus jedem Satz heraus. Später war er ein erfolgreicher Brustschwimmer, mit seiner Mannschaft gehörte er zu den Besten der Oberpfalz. Er war Landestrainer, hat mehrere Jahre an der Sportschule in Grünwald mit Schwimmern gearbeitet, doch dann kamen die Kinder, die Familie rückte in den Vordergrund.

Und dann war da ja noch sein Beruf als Polizist. Schon als junger Mann kam er nach Nürnberg, arbeitete bei der PI Süd und fuhr Streife, ehe er zu den Spezialeinheiten wechselte. 1989 studierte er, wechselte später in den gehobenen Dienst - und wurde Einsatzleiter beim SEK. Er kann sehr viele Geschichten aus all den Jahren erzählen, von den 800 Einsätzen, für die er verantwortlich war. In einen Text über seine Arbeit als Schwimmtrainer aber gehören diese Anekdoten aus einem bewegten und spannenden Berufsleben nicht - nicht nur, weil es oft um sensible Dinge geht, um Einsatzplanung und interne Vorgänge bei der Polizei.

Zeitsprung. Als seine Kinder ebenfalls Schwimmen lernen wollen, bringt Heiner Seitz sie zum 1. FC Nürnberg. „Der Club macht die beste Kinder- und Jugendarbeit in Nürnberg“, sagt er. Also bewegen sich seine Kinder fortan auch durch die Becken im Club- und Langwasserbad - bis die Trainerin aufhört. Dann geschieht das, was in vielen Vereinen passiert. Es spricht sich herum, dass Seitz schon viel Erfahrung als Trainer gesammelt hat, er könne doch vielleicht? Nach knapp zehn Jahren steigt er wieder als Trainer ein - und ist nun schon seit knapp 20 Jahren beim 1. FCN.

"Klima der Wertschätzung"

Er hat den jungen Fabian Schwingenschlögl trainiert, der im Sommer bei den Olympischen Spielen in Tokio schwimmen wird. Auch Taliso Engel, der bei den Paralympics starten wird, war einer seiner Schüler. Diese zwei Namen sind die Spitze, die Besten, die es ganz nach oben geschafft haben. Doch Heiner Seitz sind alle seiner Schüler wichtig. „Ich will, dass alle in einem Klima der Wertschätzung aufwachsen“, sagt er, „für mich bemisst sich der Wert eines Menschen nicht nur über die Leistung im Wasser, bei mir gibt es keine Könige und Loser.“

Um seine Worte zu veranschaulichen, zeigt er einige Videos seines Trainings. Man sieht Kinder, die sich anstrengen, dabei aber auch viel Spaß zu haben scheinen. Mädchen und Jungs, die über Matten im Wasser klettern, darauf einen Purzelbaum machen, ehe sie weiter schwimmen. „Methodische Übungsreihen“, nennt er das, es gehe darum, „den inneren Schweinehund zum Spielkameraden zu machen“. Immer wieder hört Seitz nach einer anstrengenden Stunde eine Frage: „Was? Das Training ist schon vorbei?“, dabei, sagt er, „merken die Kinder gar nicht, wieviel sie gelernt haben“.

Die Arbeit als Übungsleiter hat ihm auch im Job geholfen. Bis zu seiner Pension war Heiner Seitz Ausbildungsleiter beim SEK, den harten Hund musste er dabei nie geben. Im Gegenteil. „Es geht darum, empathisch mit Menschen umzugehen“, sagt er. „Ein Klima der Wertschätzung braucht es nicht nur beim Schwimmen, sondern auch in der Polizei-Ausbildung.“ Hoffentlich bald auch wieder in einem gut gefüllten Clubbad.

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