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Ab in die Hauptstadt! Fürths Paul Seguin wechselt zu Union Berlin

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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8.3.2022, 16:01 Uhr
"Ich hatte hier die beste Zeit meiner bisherigen Karriere": Trotzdem hat sich Paul Seguin entschieden, seine Karriere beim FC Union in Berlin fortzusetzen.

© Sportfoto Zink / Melanie Zink, Sportfoto Zink / Melanie Zink "Ich hatte hier die beste Zeit meiner bisherigen Karriere": Trotzdem hat sich Paul Seguin entschieden, seine Karriere beim FC Union in Berlin fortzusetzen.

Wie unzufrieden Paul Seguin mit sich, den Ergebnissen und mit der Gesamtsituation ist, konnte man in dieser Saison regelmäßig sehen. Der Mittelfeldchef des Kleeblatts ist ein extrem ehrgeiziger Mensch, ein Spieler, der auf winzige Details achtet. Wenn er nach einem Spiel nach Hause kommt, schaut er nicht auf die Uhr, sondern schaltet den Fernseher ein, um die letzten 90 Minuten noch einmal zu analysieren. Egal, wie spät es ist, egal, wie lang und anstrengend die Heimfahrt im Bus war.

Was er da regelmäßig sah, was er auch auf den Platz erlebte, nervte den 26-Jährigen. In vielen Situationen kam er zu spät und holte sich so schnell viele Gelbe Karten ab. Jede Woche wieder musste er einsehen, dass der Sprung von der zweiten in die erste Bundesliga ein schwieriger ist - einer, an dem er beim VfL Wolfsburg schon einmal gescheitert war. Jetzt drohte er wieder an dieser Aufgabe zu scheitern - und mit ihm die Mannschaft, deren Gesicht er in den vergangenen Jahren geworden war.

Zuletzt aber gab es auch Spiele, in denen man den alten Paul Seguin sah. Den, der das Kleeblatt in der zweiten Liga mit seiner Präsenz und spielerischen Klasse angeführt hatte, der auch am 34. Spieltag der vergangenen Saison in der Kabine das Wort ergriff, um seinen Trainer davon zu überzeugen, noch nicht an die Relegation zu denken, sondern nochmal alles zu geben für den Aufstieg. Es gelang - und hinterher, nach dem 3:2 gegen Düsseldorf, sah man einen extrem glücklichen Paul Seguin.

So glücklich, wie man ihn in dieser Spielzeit noch nie erlebt hat. Am Dienstagnachmittag aber hat dieser Paul Seguin den Klassenerhalt in der Bundesliga geschafft, er ist, so blöd das klingt, sogar aufgestiegen. Ab der kommenden Saison wird er das Trikot des 1. FC Union Berlin tragen. "Ich bin nicht weit von Berlin aufgewachsen, daher verfolge ich den Verein schon viele Jahre. Es ist beeindruckend, wie Union sich in der Bundesliga festgebissen hat und sich dabei aber immer treu geblieben ist", wird er auf der Homepage des Vereins zitiert. "Mit meiner Leistung möchte ich dazu beitragen, die Entwicklung des Vereins in den letzten Jahren auch in der nächsten Saison fortzuführen".

Der Abschied aus Fürth fällt ihm aber offensichtlich nicht leicht. Als er im Januar 2019 nach Fürth kam, tat er das als zweifelnder Spieler bei einem Verein auf der Suche nach seiner Identität. Gemeinsam überstanden sie diese traurige Zeit - und erlebten Großartiges. "Ich habe in Fürth den Spaß am Fußball zurückgewonnen", sagt Seguin. "Wir haben hier Außerordentliches geschafft und das bedeutet mir sehr viel. Ich hatte hier die beste Zeit meiner bisherigen Karriere."

Geschäftsführer Rachid Azzouzi habe "alles versucht hat, um meinen Vertrag zu verlängern" - doch wie schon bei Maximilian Bauer, der nach Augsburg wechselt, waren die Versuche vergebens.

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