Lob von Baumgart

Ein Punkt für die Entwicklung: Das Kleeblatt ist nach dem 1:1 gegen Köln zufrieden

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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27.2.2022, 18:36 Uhr
Jubel nach dem verdienten Ausgleich: Die Fürther Spieler feiern den Torschützen Sebastian Griesbeck (#22).

© Sportfoto Zink / Melanie Zink, Sportfoto Zink / Melanie Zink Jubel nach dem verdienten Ausgleich: Die Fürther Spieler feiern den Torschützen Sebastian Griesbeck (#22).

Es gibt Worte, die stehen stellvertretend für gewisse Phasen einer Saison. In der Hinrunde dominierte beim Kleeblatt immer wieder die "Enttäuschung". Darüber, dass man sich trotz guter Ansätze nie belohnte, dass man jede Woche wieder darüber reden musste, dass doch eigentlich mehr drin gewesen wäre, dass sich gefühlt alles gegen einen verschworen hatte. Die Spielvereinigung war monatelang in einer sich immer schneller drehenden Negativspirale gefangen - und schien keinen Weg mehr raus zu finden.

Diesen Weg fand sie im Dezember vergangenen Jahres, ließ alles Negative hinter sich und überraschte damit ganz Fußball-Deutschland. Enttäuscht sind die Menschen in Fürth, ob Spieler, Trainer oder Fans, natürlich bisweilen immer noch, mancher sogar nach einem 1:1 gegen den 1. FC Köln. Dass am Samstagabend nach dem Schlusspfiff darüber debattiert wurde, ob ein Unentschieden gegen einen Europapokal-Anwärter zu wenig ist, wirkte ob der Geschehnisse im Herbst 2021 einigermaßen überraschend, zeigte aber auch, was sich beim Kleeblatt getan hat.

Wie gut sich die Mannschaft entwickelt hat. Wie sie es geschafft hat, von der vermeintlich schlechtesten aller Zeiten zu einer sehr angesehenen zu werden. Zu einer, die sich sehr viel Respekt erarbeitet hat. Nicht nur in Köln. "Ich hoffe, dass ich Stefan damit nicht treffe, aber ich möchte beiden Mannschaften zum Punkt gratulieren", sagte FC-Trainer Steffen Baumgart, der auffällig positiv über die Leistung des Tabellenletzten sprach - der abermals nicht spielte wie ein Tabellenletzter. Baumgart wähnte beide Teams sogar "auf Augenhöhe", was durchaus eine Auszeichnung für die Fürther war.

Dieser Stefan, Nachname Leitl und Trainer des Kleeblatts, nahm die Gratulation nach einem "richtig guten Spiel von beiden Mannschaften" sehr gerne an. Damit hadern, dass seine Spielvereinigung nicht gewonnen hatte, wollte Leitl aber nicht, er weiß ja nur zu gut, wie schlecht die Hinrunde verlaufen war. "Wir schätzen und ordnen das realistisch ein", betonte er. "Wenn der Gegner so spielt wie heute, dann ist es für uns sehr schwer, in der Bundesliga zu punkten". Insgesamt hatten die 9200 Zuschauer, darunter erstaunlich viele Kölner, tatsächlich ein sehr schönes Fußballspiel gesehen, eines, bei dem es beständig hin und her ging - und in dem beide hätten gewinnen können.

In der ersten Hälfte rettete der starke Andreas Linde im Fürther Tor mehrmals in höchster Not, Kölns Salih Özcan traf nach einer Ecke mit der Hacke die Latte, auf der anderen Seite verpasste Branimir Hrgota zweimal in aussichtsreicher Position den richtigen Moment für den Abschluss. Und bei den Schüssen von Jamie Leweling und Timothy Tillman war Kölns Marvin Schwäbe zur Stelle.

Nach der Pause wurde das Kleeblatt immer besser - doch dann jubelten plötzlich die Kölner: Tillman verlor den Ball an der Mittellinie, Köln verlagerte auf Florian Kainz, der Marco Meyerhöfer stehen ließ und dann seine Mitspieler im Strafraum suchte. Die fand er zwar nicht, die Hereingabe aber landete zum 0:1 im Fürther Tor (52.). Wie die Spielvereinigung auf dieses Gegentor reagierte, imponierte Stefan Leitl sehr. "Wir sind gegen einen starken Gegner nach Rückstand zurückgekommen und haben die passende Antwort gefunden", lobte der Trainer. "Wir waren deutlich höher im Verteidigen und sind deutlich aggressiver angelaufen. Das war gut und wieder eine Weiterentwicklung für uns."

Diese Weiterentwicklung krönte Sebastian Griesbeck mit dem Ausgleich. Der erneut starke Innenverteidiger nickte eine Ecke von Luca Itter nach 69 Minuten zum 1:1 ein, in den letzten 20 Minuten hatten beide Mannschaften gute Gelegenheiten, das Spiel für sich zu entscheiden. Nach 93 Minuten stand ein Unentschieden - und Stefan Leitl war zufrieden. Mit dem Punkt, vor allem aber mit der Entwicklung.

Die betont der Fürther Trainer seit Wochen, die jüngsten beiden Partien stimmten ihn sehr zuversichtlich. "Wir haben in zwei sehr schwere Spiele einen Entwicklungsschritt gesehen", so Leitl. "Wir haben in München eine Führung aus der Hand gegeben, uns aber innerhalb von zehn Minuten drei sehr gute Chancen erspielt, die keine Zufallsprodukte waren." Dazu das gute Spiel gegen Köln. Das, betonte er, "hat mit Selbstvertrauen zu tun, mit mutigem Fußball, den man nur spielen kann, wenn man Selbstvertrauen hat. Es freut mich, dass wir diese Entwicklung genommen haben."

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