Kritik an Jetro Willems

Konkurrenzkampf beim Kleeblatt: Warum Luca Itter hinten links derzeit die Nase vorn hat

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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23.2.2022, 06:00 Uhr
Gute Entwicklung: Luca Itter (rechts) hat sich in Fürth herangearbeitet und durfte zuletzt meist auf der linken Verteidigungsseite ran - unter anderem gegen den FC Bayern um Marcel Sabitzer.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Gute Entwicklung: Luca Itter (rechts) hat sich in Fürth herangearbeitet und durfte zuletzt meist auf der linken Verteidigungsseite ran - unter anderem gegen den FC Bayern um Marcel Sabitzer.

Der Ausflug nach München war kein schöner für Luca Itter. Drei der vier Gegentore beim 1:4 gegen den FC Bayern fielen über seine linke Abwehrseite, zweimal stand der Linksverteidiger des Kleeblatts nicht richtig, sodass die Bayern mit einem hohen Ball in den Raum hinter ihm direkt vors Tor kamen. Trainer Stefan Leitl sprach nach dem Spiel von einer "individualtaktischen Geschichte", bemängelte aber auch, dass Itters Vorderleute keinen "Druck auf den Ballführer" ausgeübt hätten.

Allzu böse wollte Leitl seinem Linksverteidiger ohnehin nicht sein. "Das sieht natürlich blöd aus", sagt er, "trotzdem hat Luca ein ordentliches Spiel gemacht." Die entscheidenden Szenen haben sie zum Start in die neue Trainingswoche aufgearbeitet und ihre Schlüsse gezogen, es gehe, so Leitl, jetzt darum, "ihn zu stärken" und gemeinsam daran zu arbeiten, dass künftig kein Gegner mehr so einfach die Statik der sonst so stabilen Fürther Defensive negativ beeinflussen kann.

Insgesamt ist der Trainer des Kleeblatts aber sehr zufrieden mit der Entwicklung des 23-Jährigen, der noch bis zum Saisonende vom SC Freiburg ausgeliehen ist - und den die Fürther gerne auch über den Sommer hinaus in ihrer Mannschaft hätten. Eine Entscheidung, wie es mit Itter weitergeht, gibt es derzeit noch nicht, laut "kicker" möchte der SC die Entwicklung seines Spielers erst noch ein paar Wochen lang verfolgen.

Spieler wie Trainer wollen ohnehin noch nicht über die Zukunft reden, die Gegenwart in der Bundesliga ist ja fordernd genug. "Luca bringt seit Rückrundenbeginn eine ganz andere Energie auf den Platz", erzählt Leitl, der Itter ausdrücklich für seine Trainingsleistungen lobt. "Er ist permanent zu sehen, man nimmt ihn wahr und er bringt das auch auf den Platz. Gegen die Hertha hat er ein richtig gutes Spiel gemacht."

In den bisherigen sechs Partien der Rückrunde stand Itter viermal in der Startelf und hat Jetro Willems auf die Bank verdrängt. Der 27-Jährige, den die Fürther Ende August 2021 verpflichtet hatten, war in der Hinserie noch gesetzt und machte fast alle Spiele, doch derzeit muss er sich gedulden - und mehr investieren, wie der Trainer betont. "Jetro Willems ist ein Spieler, von dem wir eine gewisse Stabilität erwarten - und aufgrund seiner fußballerischen Klasse auch deutlich mehr in der Offensive", sagt Leitl. "Das war mir in den letzten Spielen zu wenig."

In manchem Spiel wirkte Willems, der mit Newcastle schon in der Premier League gekickt hat, tatsächlich etwas behäbig, nicht so leidenschaftlich und engagiert, wie Leitl es sich vorstellt. In einigen Momenten aber zeigte er auch seine fußballerische Klasse, doch insgesamt war es für seinen Trainer nicht genug, um weiter Stammspieler zu sein. "Es geht um eine gewisse Laufleistung, die wir auf dieser Position brauchen", betont Leitl. "Da war die Diskrepanz einfach zu groß in letzter Zeit. Jetro muss diese innere Motivation haben, mehr über seine Seite zu kommen."

Das haben sie dem Niederländer natürlich gesagt, auch in aller Deutlichkeit - und warten jetzt auf die Reaktion. In jedem Training, in jeder kleinen Szene auf dem Platz. Wer am Samstag gegen Köln auf dem Platz stehen wird, ist laut Leitl offen, aber natürlich hat Luca Itter zuletzt mehrfach Werbung für sich gemacht - von den drei Gegentoren in München mal abgesehen. "Es ist ein sehr ausgeglichener Zweikampf auf dieser Position", so der Trainer. "Die beiden sind gleichwertige Konkurrenten."

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