Debüt beim Testspiel

Endlich zurück: Die Leidenszeit der Fürther Jung und Ngankam ist vorbei

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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31.3.2022, 06:00 Uhr
"Sehnsüchtig darauf gewartet": Gideon Jung (rechts) am vergangenen Freitag in Regensburg.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink "Sehnsüchtig darauf gewartet": Gideon Jung (rechts) am vergangenen Freitag in Regensburg.

Es gibt Tage, da freut man sich als Fußballer, auf einem kleinen Sportplatz mit Aschenbahn spielen zu dürfen. Der vergangene Freitag war für Gideon Jung und Jessic Ngankam so ein Tag. In der wunderbaren Frühlingssonne endete ihre monatelange Leidenszeit auf dem Trainingsplatz des SSV Jahn Regensburg, gelegen in einer kleinen Seitenstraße zwischen Wohngebiet und Autobahn.

Auf den ersten Blick waren es nur 15 Minuten in einem Testspiel, doch für Jung und Ngankam war es mehr. Viel mehr. Es war ihr wichtigster Schritt zurück ins Leben als Profisportler, die Erlösung nach vielen Monaten voller Schmerzen, Zweifel und Rückschlägen.

Rückblick. Im Sommer 2021 kamen die beiden als Hoffnungsträger nach Fürth - Gideon Jung vom Hamburger SV, wo er am Ende eher unschöne Zeiten erlebte und manchem als Sündenbock für den wieder mal verpassten Aufstieg galt, Jessic Ngankam von der Berliner Hertha, die keinen Platz hatte für ihr Eigengewächs. Jung sollte der Defensive nach den Abgängen von Mergim Mavraj und Paul Jaeckel Halt geben, Ngankam die Offensive beleben.

Das tat der Angreifer Anfang Juli beim ersten Testspiel gegen die zweite Mannschaft des FC Bayern mit viel Dynamik. Es war ein Auftritt, der Hoffnung machte. Am Tag darauf aber war es vorbei mit der Hoffnung. Im Training zog er sich einen Kreuzband- und Meniskusriss zu, sechs Wochen später verletzte sich auch Jung am Meniskus - ein paar Minuten vor dem Anpfiff des ersten Bundesliga-Heimspiels gegen Bielefeld.

"Es war schön, mal wieder ein Trikot anzuziehen": Jessic Ngankam bei seiner Einwechslung für Havard Nielsen.

"Es war schön, mal wieder ein Trikot anzuziehen": Jessic Ngankam bei seiner Einwechslung für Havard Nielsen. © Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink

In den Monaten danach verbrachten die beiden Verletzten viel Zeit miteinander, sie einte ja das Schicksal, das Wissen, dass es lange dauern wird, bis sie wieder Fußball spielen können. "Den größten Teil der Reha haben wir zusammen gemacht und sehnsüchtig darauf gewartet, wieder auf dem Platz zu stehen", erzählte Jung nach dem 3:0 in Regensburg. "Es war schön, mal wieder ein Trikot anzuziehen, Fußball zu spielen und sich zu ärgern, wenn etwas nicht klappt oder sich zu freuen, wenn etwas klappt", sagte ein verschwitzter, aber glücklicher Ngankam.

Auch ihr Trainer war sehr glücklich über die Rückkehr. "Es ist wichtig, dass sie aus diesem Trainingstrott raus- und in eine Spielintensität kommen", sagte Stefan Leitl. Es gelte aber, "nach wie vor vorsichtig" zu sein, man müsse "mit Bedacht handeln", weil "beide sehr ehrgeizig" sind. So ehrgeizig, dass man sie manchmal noch bremsen muss. "Wenn die Intensität hoch ist, merkt man, dass sie müde werden und muss sie rausnehmen, damit die Verletzungsgefahr nicht zu hoch wird."

Jung sollte sogar schon im Januar beim Testspiel in Ingolstadt zurückkehren, doch dann streikte sein Körper wieder. Das Knie habe damals "eine kleine Reaktion" gezeigt, erinnert sich der Abwehrspieler, für den die steten Auf und Abs zwar schwer zu akzeptieren waren, der jetzt aber merkt, dass die Pause richtig war. "Das hat geholfen, weil es sich jetzt viel besser anfühlt als zuvor."

Auch Ngankam hatte immer wieder Probleme, "es war schon hart", erinnert er sich. "Am meisten hat es aber wehgetan, wenn man im Stadion war und zuschauen musste". Das werden beide wohl auch am Samstag in Frankfurt tun müssen, ob auf der Bank oder der Tribüne, ist derzeit noch offen. Genauso offen wie die Zukunft von Ngankam. Das Kleeblatt hat nach Leih-Ende im Sommer eine Kaufoption, ob man diese zieht, sollen die nächsten Wochen zeigen. "Ich habe hier meine Aufgabe, die werde ich professionell zu Ende führen", sagt der Angreifer diplomatisch. "Was danach passiert, werden wir sehen."

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