Torloses Remis

Gute Reaktion auf die Leipzig-Klatsche: Kleeblatt holt gegen Freiburg einen Punkt

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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19.3.2022, 17:25 Uhr
Umkämpftes Spiel, keine Tore: Fürths Maximilian Bauer gegen Freiburgs Nils Petersen.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Umkämpftes Spiel, keine Tore: Fürths Maximilian Bauer gegen Freiburgs Nils Petersen.

Vor der Abreise nach Fürth wollte Christian Streich noch etwas loswerden. Der Trainer des SC Freiburg ist ja als sehr empathischer Mensch bekannt, schon nach dem 3:0 in der Vorrunde sprach er auffällig positiv über diese Fürther, die nach genereller Meinung ja gerade dabei waren, zum schlechtesten Bundesligisten aller Zeiten zu werden. Das wurde das Kleeblatt nicht, im Gegenteil, manche Leistung der vergangenen Monate hat Streich sogar imponiert, auch wenn der Abstieg kaum mehr abzuwenden ist.

Am Samstagnachmittag trafen sich Fürth und Freiburg wieder, diesmal im Ronhof. Einfach, betonte der SC-Trainer vorab, würde diese Aufgabe nicht, es gehe darum, "das Spiel für uns zu biege und e knappe Sieg zu hole", "gwinne" könne seine Mannschaft nur, wenn sie ihre beste Leistung abrufe, "sonschd verliere mer, so wie des andere Mannschafte auch scho gegange isch in Fürth". Nach 90 Minuten hatte keine der beiden Mannschaften verloren, das 0:0 war ein gerechtes Remis für resolute und gut kämpfende Fürther

Fünferkette beim Kleeblatt

Die Unzufriedenheit mit dem Ergebnis, vor allem aber mit der Leistung beim 1:6 gegen Leipzig hatte Fürths Trainer Stefan Leitl unter der Woche nochmal betont - und sich infolgedessen entschieden, seine Mannschaft auf vier Positionen umzubauen. Für Jetro Willems, Paul Seguin, Julian Green und Havard Nielsen rückten Simon Asta, Sebastian Griesbeck, Tobias Raschl und Timothy Tillman in die Startelf. Griesbeck gab dabei zusammen mit Maximilian Bauer und Nick Viergever die Innenverteidigung, Marco Meyerhöfer rückte in der ungewohnten Fünferkette nach links, Simon Asta übernahm dessen Position rechts hinten.

Gegen den Ball agierte das Kleeblatt meist in einem 5-3-2, weil Timothy Tillman im Pressing zwischen die beiden Angreifer Branimir Hrgota und Jamie Leweling rückte. Im eigenen Ballbesitz wiederum schoben die beiden Außenverteidiger sehr weit nach vorne und versuchten, ihre Gegenspieler sehr früh und aggressiv anzulaufen. Die neue Taktik verhalf dem Kleeblatt eine Woche nach der Klatsche gegen Leipzig zu sichtlich mehr Stabilität, zu großen Chancen kamen beide Mannschaften in der Anfangsphase nicht.

Gefährlich für das Fürther Tor wurde es erst in der 13. Minute, den gefährlichen Aufsetzer von Rolland Sallai lenkte Andreas Linde gerade noch an den Pfosten, Sekunden später war der Torhüter bei einer flachen Hereingabe gefordert. Danach griff das Fürther Pressing wieder sehr gut, teilweise störte das Kleeblatt für einen Tabellenletzten erstaunlich mutig und hoch. Der erste Torschuss von Branimir Hrgota (18.) wurde noch geblockt, zwei Minuten später senkte sich eine Flanke von Leweling sehr spät, Meyerhöfer konnte sie nur noch auf das Tornetz verlängern.

Wiederum zwei Minuten später wurde es turbulent im Fürther Strafraum: Nico Schlotterbeck und Branimir Hrgota lieferten sich bei einem Eckball eine kleine Ringer-Einlage, der Freiburger Verteidiger ging zu Boden und forderte vehement Elfmeter. Die Szene wurde tatsächlich vom VAR überprüft - ein strafstoßwürdiges Vergehen aber hatte offenbar nur Schlotterbeck erkannt. Nach 28 Minuten hätte die Spielvereinigung dann führen müssen: Tillman spielte einen Doppelpass mit Leweling, den dieser mit der Hacke in den Lauf seines Kollegen legte. Alleine vor Mark Flekken hatte Tillman die Chance auf das 1:0, schoss den ehemaligen Fürther aber nur an.

Fürth verteidigt resolut und gut

Zehn Minuten vor der Pause sahen alle Menschen im Ronhof ein klares Foul an Christiansen, die Pfeife des Schiedsrichters blieb aber stumm, sodass Sallai Vincenzo Grifo im Strafraum anspielen konnte. Der ließ einen Fürther aussteigen, scheiterte dann aber an Andreas Linde. Es sollte nicht die einzige fragwürdige Entscheidung von Tobias Reichel bleiben, bis zur Halbzeit übersah er mehrere Abseitsstellungen der Freiburger, die deshalb zu einigen Ecken kamen. Doch diese verteidigte das Kleeblatt sehr konzentriert und resolut - so, wie es insgesamt über 45 Minuten hinweg sehr gut verteidigte.

Es war ein insgesamt guter Auftritt gegen den Champions-League-Aspiranten - vor allem aber war es eine gute Reaktion auf das 1:6 gegen Leipzig vor sechs Tagen. Auch nach Wiederanpfiff hielt das Kleeblatt, das nun ein bisschen tiefer stand, gut dagegen und zeigte genau jenen Spaß am Unangenehm-Sein, den Stefan Leitl vor der Partie gefordert hatte. Nach 54 Minuten probierte es Max Christiansen aus der Distanz, zielte dabei aber ein paar Meter zu weit nach links.

In der 57. brachte Freiburgs Christian Streich mit Nils Petersen einen frischen und treffsicheren Angreifer, zwei Minute später tat es ihm Stefan Leitl gleich und wechselte Havard Nielsen für Jamie Leweling ein. Klare Chancen erspielte sich zunächst aber keine der beiden Mannschaften - bis der Ball in der 66. Minute nach einem Schuss von Janik Haberer plötzlich an die Latte klatschte. Glück für die Fürther. 20 Minuten vor Schluss wechselte Leitl erneut: Für Tobias Raschl kam Paul Seguin, der das erste Mal seit Ewigkeiten auf der Bank hatte Platz nehmen müsse, Timothy Tillmans Position übernahm Julian Green.

Meyerhöfer knapp drüber

Abgesehen von einem Kopfball Nielsens, der auf dem Tornetz landete, erspielten sich die Fürther aber auch mit neuem Personal keine nennenswerten Möglichkeiten. Dafür hätte in der 82. Minute beinahe der SC gejubelt: Andreas Linde, der zuvor schon einige unsaubere Bälle gespielt hatte, schoss Ermedin Demirovic an, hatte aber Glück, dass der Ball von dessen Fuß nicht ins Tor sprang. Auf der anderen Seite versuchte es Meyerhöfer wenig später vom Sechzehnereck, schoss aber knapp drüber.

"Einer muss noch, einer muss noch rein", sangen die mitgereisten Freiburger - sahen kurz jedoch beinahe das 1:0 fürs Kleeblatt. Asta versuchte es nach einer zunächst abgewehrten Hereingabe Hrgotas aus 13,14 Metern, der Schuss strich aber knapp über die Latte. Weitere aussichtsreiche Möglichkeiten verspielten die Fürther durch Hektik und technische Fehler, in der Nachspielzeit erspielten sich die Gäste zwei Ecken, doch auch diese verteidigten die Fürther gut. Nach einer Viergever-Flanke wurde das Kleeblatt sogar nochmal gefährlich, doch dann war Schluss. 0:0.

Wie schon vor sechs Tagen sang der Ronhof "Unser Kleeblatt, das wird niemals untergeh'n". Dieses Unentschieden war ein Erfolg für die Spielvereinigung.

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