Nach expected Points auf Nichtabstiegsplatz

Schon 13 Punkte? Warum das Kleeblatt statistisch viel besser ist als Platz 18

14.11.2021, 14:22 Uhr
Sie können es doch: Cedric Itten jubelt mit Jamie Leweling über sein Tor gegen Frankfurt.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Sie können es doch: Cedric Itten jubelt mit Jamie Leweling über sein Tor gegen Frankfurt.

Neben der Ernüchterung begleitete die Verantwortlichen, Spieler und Fans des Kleeblatts in den vergangenen Wochen und Monaten vor allem ein Gefühl. Das, dass da eigentlich mehr drin gewesen wäre. Dass die Spielvereinigung gar nicht so schlecht ist, wie es die Tabelle aussagt. Dort sind die Fürther bekanntlich mit nur einem Punkt aus elf Spielen auf dem 18. und letzten Platz notiert - schlechter war in der langen Geschichte der Fußball-Bundesliga noch keine Mannschaft zu diesem Zeitpunkt der Saison.

"Bricht Fürth alle Horror-Rekorde?", fragte die Sport Bild zuletzt in riesigen Buchstaben. Das Kleeblatt hat derzeit die zweitwenigsten Tore (8) geschossen und die meisten kassiert (29), auch im 22. Heimspiel der Fürther Bundesliga-Historie gelang zuletzt gegen Frankfurt kein Heimsieg. Alles schlecht also? Nein. Bei der Laufleistung liegt die Spielvereinigung dank ihrer intensiven Spielweise mit durchschnittlich 115,8 Kilometern pro Spiel auf Rang sieben und mit 45,8 Prozent Ballbesitz auf dem zwölften Platz.

Das Kleeblatt kann also durchaus mithalten auf Bundesliga-Niveau. In jedem der bisherigen elf Spiele wäre mehr drin gewesen, in der wichtigsten Statistik, der Punkte-Tabelle, sind die Fürther aber eben abgeschlagen Tabellenletzter. "Fußball kann man manchmal nicht erklären", sagte Trainer Stefan Leitl zuletzt. Im modernen Sport aber gibt es so viele Daten und Statistiken, mit denen man sehr vieles dann doch sehr gut erklären kann. Zum Beispiel die expected Goals (xG), die bei den Fernsehübertragungen auf Sky immer wieder eingeblendet werden.

Dabei geht es um die statistisch zu erwartenden Tore. Jeder Chance wird aufgrund historischer Daten eine Wahrscheinlichkeit zugerechnet. Ein Fernschuss aus 30 Metern hat eine Trefferwahrscheinlichkeit von etwa einem Prozent und geht mit einem Wert von 0,01 xG in die Statistik ein, ein Elfmeter wird zu 76 Prozent verwandelt und erhält damit einen Wert von 0,76 xG. Diese xG werden am Ende des Spiels addiert. Je nach Anbieter hätte das Kleeblatt gegen Frankfurt zuletzt zwischen 2,43 und 3,06 Tore schießen müssen, die Eintracht aber nur 0,89 bis 1,27.


„Es macht Spaß“: Fürths Trainer Stefan Leitl über Freude, Taktik und gute Nachrichten


Auf Grundlage der expected Goals kann man auch expected Points errechnen, also eine Punktzahl, die eine Mannschaft aufgrund ihrer Möglichkeiten eigentlich haben müsste. Dabei wird anhand der Chancen berechnet, wie wahrscheinlich es für eine Mannschaft ist, dass sie mit Sieg, Unentschieden oder Niederlage vom Platz geht. Beim Spiel gegen Frankfurt (1:2) hatten die Fürther eine Sieg-Wahrscheinlichkeit von 68,5 Prozent, der Wert für einen Erfolg der Eintracht lag bei nur 11,2 Prozent. Multipliziert man diesen Wert mit drei Punkten für einen Sieg, erhält man 2,055 als Zwischenergebnis, dazu addiert man die 20,3 Prozent für ein Remis und erhält am Ende 2,258 expected Points für Fürth.

Betrachtet man alle bisherigen elf Saisonspiele, kommt das Kleeblatt auf zwischen 10,5 und 13 Punkte. Es wäre also tatsächlich mehr drin gewesen. Viel mehr sogar. In der Tabelle wären die Fürther mit dieser Punktzahl mindestens 15. und stünden auf keinem Abstiegsplatz - wo sie aber Mitte November 2021 eben stehen. Woran das liegt? Eine so große Diskrepanz zwischen statistisch zu erwartenden und realen Punkt spricht entweder für schlechte Chancenauswertung, mangelnde Qualität der Stürmer, starke gegnerische Torhüter oder einfach nur Pech.

Im Falle des Kleeblatts ist es tatsächlich eine Mischung aus all diesen Faktoren. Die expected Points zeigen, dass Stefan Leitl gute Arbeit leistet, die Qualität der Mannschaft aber in vielen Momenten nicht ausreicht. Auch deshalb genießt der Trainer uneingeschränktes Vertrauen der Verantwortlichen. So war das auch in der vergangenen Saison beim englischen Klub Brighton and Hove Albion. Der kam am Ende auf 61,4 expected Points - 21 mehr als in der Tabelle, wo man lange im Abstiegskampf steckte. Trotzdem hielt man in Brighton an Trainer Graham Potter fest. Der Lohn: In dieser Saison steht Brighton auf Rang sieben. Also ungefähr da, wo man schon im Vorjahr statistisch hätte stehen sollen.

4 Kommentare