Trainer ist sauer und ratlos

Totalausfall im Ronhof: Das Kleeblatt verarbeitet das 1:6 gegen Leipzig

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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14.3.2022, 12:55 Uhr
„Das darf so nicht passieren“: Die Fürther Christiansen, Itter und Leweling (von rechts) am Sonntagabend.  

© Sportfoto Zink / Melanie Zink, Sportfoto Zink / Melanie Zink „Das darf so nicht passieren“: Die Fürther Christiansen, Itter und Leweling (von rechts) am Sonntagabend.  

Als der Tag längst zur Nacht geworden war, da gingen im Ronhof die Lichter aus. Nur ein paar kleine Birnen im großen Flutlicht leuchteten die verlassenen Tribünen noch notdürftig aus, es war das passende Bild an einem Abend, an dem beim Kleeblatt auch sportlich die Lichter ausgingen. Vor ein paar Wochen hatten sie hier noch gefeiert und insgeheim sogar geträumt, es schien, als würde diese so schwierige Saison doch noch ein schönes und einigermaßen versöhnliches Ende finden.

Danach sieht es Mitte März 2022 aber nicht mehr aus. Das 1:6 gegen sehr starke und effiziente Leipziger tat weh, "brutal weh und nervt echt", sagte Fürths Trainer Stefan Leitl hinterher. Dabei hatte das Spiel ja so gut begonnen. Das Kleeblatt eroberte in der vierten Minute den Ball, Marco Meyerhöfer schickte Jamie Leweling, der im Strafraum zwar keinen Mitspieler fand, den Ball dann aber einfach selbst zum 1:0 ins Tor schoss.

In den folgenden 86 Minuten Fußball musste Leipzigs Peter Gulacsi allerdings keinen einzigen Schuss mehr halten. Es war aber nicht mal die offensive Harmlosigkeit, die den Fürther Trainer in der Nacht zum Montag so sehr beschäftigte, es war das große Ganze, die Tatsache, dass seine Mannschaft sechs Tage nach der Niederlage in Bochum auch gegen Leipzig sehr wenig von dem zeigte, was sie zuletzt so stark gemacht hatte. Keinen Biss, keine Geschlossenheit, keine Leidenschaft.

"Es ist aktuell so, dass wir uns Gedanken machen, weil wir in einer Situation sind, die wir in der Hinrunde schon mal hatten", sagte Leitl. Seine Spieler würden derzeit nicht an ihre Leistungsgrenze kommen, dabei "dürfen wir uns in der Mannschaft keine schwankenden Leistungen erlauben, es muss jeder an sein Maximum kommen, denn nur dann funktioniert es." Das aber sei "derzeit nicht der Fall", betonte der Fürther Trainer, dem die "maximale Energie und Bereitschaft" fehlten.

Dass etwas nicht stimmt beim Kleeblatt, sah man bei jedem der sechs Leipziger Tore. Beim 1:1 ließ Marco Meyerhöfer Angelino flanken, in der Mitte konnte Andre Silva von Nick Viergever unbedrängt einköpfen (17.). "Da haben wir nicht gut verteidigt und in der Box keinen Kontakt gesucht", klagte Leitl. Beim 1:2 (32.) ließen die Fürther ihren Gegner ebenfalls unbedrängt eine Ecke kurz ausführen und Emil Forsberg aus 20 Metern schießen - dass Andreas Linde den haltbaren Ball nicht hielt, passte zum Spiel.

So ging es munter weiter. Das 1:3 resultierte aus einem eigenen Freistoß nahe des gegnerischen Strafraums, den Julian Green schwach und auf den Kopf des ersten Leipzigers schoss. Jamie Leweling hatte danach Probleme, den Ball zu kontrollieren, wenige Sekunden und einen perfekten Konter später jubelte Leipzig erneut. "Das darf so nicht passieren", betonte Leitl, dem sowohl die Konterabsicherung als auch die Verteidigungsarbeit seiner Spieler missfiel. Weil der extrem schwache Jetro Willems seinen Gegenspieler kurz vor der Pause aus den Augen verlor, stand es zur Halbzeit bereits 1:4 - und für die Fürther ging es nur noch darum, das Spiel irgendwie einigermaßen anständig zu Ende zu bringen.

Doch selbst das misslang. Erst ließ das Kleeblatt den Leipziger Mohamed Simakan nach einem Freistoß ohne Gegenwehr köpfen, dann ließ sich die Defensive ausspielen und Christopher Nkunku traf zum 1:6. "Man kann gegen Leipzig verlieren, aber nicht mit 1:6 zuhause", sagte Leitl, der schwache Paul Seguin befand, dass es ein "bitterer Tag" gewesen sei, "6:1 zuhause zu verlieren, das geht nicht". Ihm und seine Kollegen habe "die Intensität" gefehlt, die Leistung sei "ein Totalausfall" gewesen, "die Gier, verteidigen zu wollen, die hat uns gefehlt".

Zumindest in der Deutlichkeit der Analyse war er sich mit seinem Trainer einig, den die abermalig schlechte Leistung einigermaßen ratlos hinterließ. Er hat ja in der Rückrunde gesehen, dass es seine Spieler besser können, dass sie auch in der Bundesliga Spiele gewinnen können. "In der Summe hatten wir nicht diese Energie, die wir in den vergangenen zwei Monaten auf den Platz bekommen haben", befand Stefan Leitl. Und so ist es nur folgerichtig, dass beim Kleeblatt wegen fehlender Energie so langsam die Lichter ausgehen.

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