Schiri-Frust und Selbstkritik

"Wofür hat man 48 Kameras?" - Zorniger holt am "Sky"-Mikrofon zum Rundumschlag aus

Johannes Lenz

Nordbayern-Redaktion

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3.3.2024, 15:05 Uhr
Alexander Zorniger war mehr als enttäuscht vom Auftritt seiner Mannschaft in Karlsruhe.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Alexander Zorniger war mehr als enttäuscht vom Auftritt seiner Mannschaft in Karlsruhe.

Nein, Grund zur Freude hatte Alexander Zorniger nach der Partie beim Karlsruher SC wahrlich keinen: Ausgerechnet beim Topspiel am Samstagabend blamierte sich seine Mannschaft bis auf die Knochen und geriet beim 0:4 regelrecht unter die Räder. Auf der Pressekonferenz musste der Fürther Cheftrainer den Karlsruhern zu einem "absolut verdienten Sieg" gratulieren, "der in der Deutlichkeit aufgrund unserer bisherigen Leistungen in diesem Jahr nicht zu erwarten war."

Zorniger wirkte auf der Pressekonferenz enttäuscht, aber gesammelt - und versuchte, die Niederlage auf taktischer Ebene zu erklären: "Wir wussten, dass der KSC versucht, tiefe Bälle im 4-2-4 nachzupressen. Da wollten wir uns eigentlich dahinter wieder anspielbar machen. Dafür hätte man ein paar einfache diagonale Laufwege gebraucht, aber die hat kein einziger Spieler gemacht. In der Halbzeit wollte ich einen taktischen Wechsel machen mit der Umstellung auf 4-4-2, um das Spiel nicht ganz hinten erst abzupuffern, sondern das Spiel im Mittelfeld mit mehr Präsenz und auch mehr anspielbaren Spielern aufzunehmen. Das ist uns nicht gelungen", fasste Zorniger zusammen.

Ärgerliche Gegentreffer - Zorniger kündigt Konsequenzen an

Dass es im Fürther Trainer trotz der ruhigen Analyse ordentlich brodelte, konnte man erahnen, als er auf die letzten beiden Gegentore zu sprechen kam: "Was mich maßlos ärgert, sind die Tore zum 3:0 und 4:0. Wo wir uns gedacht haben, jetzt ist es ohnehin vorbei, jetzt brauchen wir uns auch nicht mehr zu wehren." Konkret kritisierte Zorniger das "pseudomäßige Pressing" am gegnerischen Strafraum - hier hätte sich der Coach eine reifere Einschätzung der Spielsituation durch seine Mannschaft gewünscht: "Dann sage ich halt okay, dann geht es 3:0 aus. Das ist richtig scheiße, aber es geht halt nicht 4:0 aus. Es macht schon noch einen Unterschied, wie ich mich gegen jedes einzelne Tor wehre."

Die vielen Gegentreffer machten dem Coach hörbar zu schaffen: "Bis zum heutigen Tag waren wir die Mannschaft mit den meisten zu-null-Spielen, das haben wir immer wieder auch gezeigt. Davon sind wir momentan aber weit entfernt, dafür arbeitet die ganze Mannschaft auch nicht gut genug gegen den Ball." Zorniger kündigte auch deshalb eine intensive Aufarbeitung der Leistung an: "Das werden wir jetzt ordentlich analysieren - und zwar mit allen sechzehn eingesetzten Spielern. Da war heute kein einziger dabei, der eine ordentliche Leistung gezeigt hat", resümierte der Trainer. Auch sich und seine Kollegen nahm er deshalb in die Pflicht: "Wenn es so viele Spieler sind, die keine Leistung zeigen, dann musst du auch immer im Trainerteam mal gucken, was schiefgelaufen ist."

Deutliche Worte: "Das war heute ein Totalausfall"

Einige Minuten zuvor fand Zorniger noch wesentlich deutlichere Worte. Beim "Sky"-Interview kritisierte er die Leistung seiner Mannschaft heftig: "Das war zu wenig von uns. Da war keine einzige Zweitliga-Leistung heute dabei. Wir haben auf allen Positionen gewechselt, aber niemand hat uns unbedingt besser gemacht. Das war heute ein Totalausfall", befand der Fürther Trainer.

Sehr schnell kam Zorniger auf eine spezielle Szene zu sprechen: In der 52. Spielminute bekam der Karlsruher SC einen Foulelfmeter zugesprochen - eine strittige Entscheidung, auch diverse TV-Bilder konnten den angeblichen Kontakt von Consbruch an Wanitzek nicht belegen. Unmittelbar vor der Situation bekam Tim Lemperle auf der Gegenseite ein Karlsruher Knie in den Rücken - im gegnerischen Sechzehner. Der Fürther Angreifer blieb liegen, der KSC spielte ungeachtet dessen weiter und provozierte nach Konter den eigenen Elfmeter.

Zorniger kritisiert Schiedsrichter und Fernseh-Regie

Für Zorniger war die Sache klar: Seine Mannschaft hätte einen Strafstoß bekommen müssen. Dass das Schiedsrichtergespann anders entschieden hat, war seiner Meinung nach eine klare Fehlentscheidung: "Dann sagt der vierte Offizielle 'es war ein Unfall'. Das ist aber ein Punkt, mit dem habe ich bisher noch nicht so viel Kontakt gehabt im Fußball. Wenn es ein Unfall ist, dann ist es ein Foul, und dann ist es Elfmeter", begründet der Coach seine Sicht auf die Szene.

Zorniger ärgerte sich nicht nur über die Schiedsrichterentscheidung, sondern auch über die Tatsache, dass die Szene während des Spiels und in der Nachbetrachtung bislang keine Aufmerksamkeit erfahren hatte: "Es ist wohl nicht gezeigt worden, weder von 'Sky', noch von 'Sport1'. Ich meine, woführ habt ihr 48 Kameras? Dann zeigt doch die Szene nochmal."

Kein Ablenkungsmanöver - "Bessermacher" schmerzlich vermisst

Doch Zorniger wollte nicht von der Leistung seiner Mannschaft ablenken. Direkt im Anschluss räumte er ein, dass ein Elfmeterpfiff "es nur beschönigt" hätte. Die Situation sei "nicht spielentscheidend" gewesen - "spielentscheidend war, dass wir in den ersten fünf Minuten eine gewisse Souveränität ausgestrahlt haben und mit dem ersten schlechten Rückpass von Gidi (Gideon Jung, d. Red.) und direkt danach von Jonas (Urbig) einiges ins Schwimmen gekommen ist, was is so von der Truppe nicht gewohnt bin", analysierte der Coach.

Besonders schmerzhaft war Zornigers Meinung nach auch der kurzfristige Ausfall von Julian Green: "Du hast massiv gesehen, wer bei uns der Bessermacher in der Mannschaft ist. Das ist Julian Green, der sich in solchen Situationen dann nicht verpisst", befand Zorniger. Consbruch, der Green vertrat, nahm Zorniger etwas in Schutz: "Ich finde, Jomaine hat es gar nicht so schlecht gemacht, er kann das nur vom läuferischen Potenzial her nicht ganz so abarbeiten wie Ju." Dessen Fehlen konnte Consbruch trotzdem nicht kompensieren: "In diesen Situationen ist Ju einer, der sagt: 'Egal, wo ihr gerade den Ball habt, ihr könnt mich anspielen.' Und das ist uns total abgegangen."

Wie würden Sie die Mannschaft für das nächste Fürth-Spiel aufstellen?

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