Studium während Corona? So fleißig sind Frankens Vorzeigevereine

15.4.2020, 11:24 Uhr
Warten auf das Happy End, auch im Studium: Nikolai Link vom HC Erlangen muss seine letzte Masterprüfung nachholen. Irgendwann.

© Sportfoto Zink / Oliver Gold Warten auf das Happy End, auch im Studium: Nikolai Link vom HC Erlangen muss seine letzte Masterprüfung nachholen. Irgendwann.

Was nicht ist, kann ja noch werden, eines Tages. Georg Margreitter aus Österreich zählt gewiss zu den helleren Köpfen in seiner Club-Mannschaft; mit 18 und nach der Matura, dem Pendant zum Abitur, wollte er sich, wie es unter Fußballprofis gerne heißt, aber erst mal "voll auf die Karriere" konzentrieren. Also schauen, was drin ist, auch oder gerade finanziell.

Ein Studium hat er Anfang 20 schon in Betracht gezogen, es aber sein lassen. Beim 1. FC Nürnberg denken zurzeit alle Spieler so; nicht einer ist nach Vereinsangaben irgendwo eingeschrieben und versucht, die viele zusätzliche Freizeit wegen der Corona-Beschränkungen für eine akademische Karriere zu nutzen.

Spitzenreiter Regensburg

Somit stünde der Club auch in einer imaginären Hochschul-Tabelle ziemlich weit unten, die Spielvereinigung dagegen locker im gehobenen Mittelfeld. "Knapp ein Viertel" aller Fürther Lizenzspieler verfolge gerade ein Studium oder eine Weiterbildung, "mindestens die gleiche Anzahl beschäftigt sich aktiv mit Überlegungen dahingehend", teilt Pressesprecher Immanuel Kästlen mit. Ganz oben steht Zweitliga-Konkurrent Jahn Regensburg.

Gemäß einer Umfrage der "Radio-Recherche Sport" der ARD unter allen 56 Vereinen der ersten, zweiten und dritten Liga liegt der Anteil bei den Oberpfälzern inklusive Ex-Studenten bei 60 Prozent. Die Deutsche Presse-Agentur kürte den Jahn deshalb auch zum "schlauesten Team" in der Branche. Innenverteidiger und Rechtsexperte Sebastian Nachreiner darf sich Ende des Jahres voraussichtlich sogar "Doktor" nennen.

Damit liegen die Regensburger angeblich im Trend, der in der Region auch beim Handball-Club Erlangen zu spüren ist. Etwa die Hälfte der dortigen Bundesliga-Spieler strebt bereits jetzt nach Höherem, nicht nur in Jura oder Sportmanagement. Nikolai Link hat sich mehrere Jahre durch BWL gekämpft und wäre jetzt eigentlich fertig damit, wenn ihm die Corona-Krise am 12. März nicht einen dicken Strich durch seine Pläne gemacht hätte. Damals teilte ihm seine Fern-Uni mit, dass seine letzte Masterprüfung am nächsten Tag abgesagt worden sei. Die Ice Tigers vermelden die Studenten Maximilian Kislinger und Niklas Treutle, Tim Bender holt sein Abitur nach.

Dass die Pandemie jetzt ursächlich sein soll für zusätzlichen Eifer, kann Daniela Roßberger bestätigen. "Ich bekomme mehr E-Mails mit Fragen zur Hausarbeit, Vorlesungen werden nachgeholt und zum Lernen aufbereitet und auch der telefonische Kontakt sowie Fragen via Whatsapp haben zugenommen", sagt die Geschäftsführerin der European Sportsmanagement (ESM) Academy mit Sitz in Nürnberg, "die Studenten intensivieren definitiv alle Themen rund um das Studium." Wer genau, bleibt allerdings ein Geheimnis, "Diskretion wird bei uns groß geschrieben", sagt Roßberger. Auf der Homepage findet sich immerhin Ex-Club-Profi Timm Klose, zu den Absolventen zählen Stefan Kießling, Cacau oder Per Nilsson.

Ein schon länger geplantes "EM-Special" hat die ESM-Academy in ein "Corona-Special" umgewandelt, mit sattem Rabatt bis 15. Juni. Den braucht die Hochschule in Ansbach nicht bieten – auch nicht im Studiengang "Internationales Management für Spitzensportler". Von seinen Kursen in den höheren Semestern kann Professor Bernd Heesen berichten, "dass sich noch der eine oder andere zusätzliche Studierende (...) für einen Leistungsnachweis eingetragen hat", was wohl nicht so oft vorkommt – aber eben auch kein harter Indikator dafür sei, dass ein Studium wegen der Corona-Krise gerade besonders angesagt sein könnte.

Tendenz erkennbar

Eine "erfreuliche Tendenz" sei es aber allemal, sagt Professor Heesen, nur an der privaten Hochschule für Management in Düsseldorf sollen aktuell über 200 Fußball-Profis eingeschrieben sein. Auch Georg Margreitter vom 1. FC Nürnberg möchte nicht ausschließen, nach der Karriere wieder zu büffeln; vielseitig interessiert ist er ja, hat sich bislang aber "nicht durchgerungen, ein Studium zu beginnen", sagt Margreitter, "ich lasse es mir bewusst offen." Für später.

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