Taktiktafel: Wo FCN-Gegner Sandhausen anfällig ist

31.1.2021, 06:00 Uhr
Taktiktafel: Wo FCN-Gegner Sandhausen anfällig ist

© Foto: Uwe Anspach/dpa

Wie war das Hinspiel?

Zweites Spiel, erster Sieg. Das Hinspiel gegen Sandhausen war eines von zwei Heimspielen, die der FCN vor Zuschauern austrug. Die 6505 Besucher sahen einen Club, der Sandhausen mit Abschlüssen überzog. Gleich 25 Mal schoss der FCN aufs Tor. Saisonbestmarke mit weitem Abstand. Dennoch bedurfte es eines Standards in der Schlussphase, um das Spiel zugunsten des FCN zu entscheiden. Die Ecke von Geis auf Mühl war eines von lediglich zwei Toren nach Ecken, die der Club in dieser Spielzeit erzielt hat.

Sandhausen hatte dagegen nur eine einzige gute Chance. Daniel Keita-Ruel traf bei einem Konter den Pfosten. Das Spiel war auch eines von lediglich fünf in der Hinrunde, in denen der FCN mehr Ballbesitz hatte als der Gegner und in denen der Club extrem hohen Pressingdruck aufbaute. Beides war mit dafür verantwortlich, dass der Club zu so vielen Abschlüssen kam und am Ende das Spiel auch verdient gewann.

Was ist seitdem passiert?

Sandhausen hat den Trainer und den Torwart entlassen. Martin Fraisl, der Keeper im Hinspiel und in den letzten Jahren einer der stabilsten Schlussmänner der Liga, wurde nach einem Vorfall in der Kabine Ende Dezember suspendiert. Kurz darauf wurde der Vertrag mit dem Österreicher aufgelöst, er spielt nun bei ADO in den Haag in den Niederlanden. Sein Nachfolger im Kasten war zunächst Rick Wulle, der in seinen Einsätzen – rein statistisch – einer der schwächsten Keeper der Liga war. Seit dem Wochenende steht nun Stefanos Kapino, eine Leihgabe von Werder Bremen, im Sandhäuser Kasten.

Bereits vor Fraisl hatte Uwe Koschinat seinen Hut nehmen müssen. Nach 70 Spielen in Verantwortung musste er gehen. Acht Punkte in acht Spielen hatte Sandhausen bis dahin geholt. Unter Nachfolger Michael Schiele wurde es rein punktemäßig nicht besser. Sieben Punkte aus der ersten neun Spielen unter dem neuen Coach holten die Kurpfälzer. Das liegt ein wenig am Pech. Sandhausen hat deutlich mehr Tore unter Schiele kassiert (2,56 pro Spiel) als unter Koschinat (1,5 pro Spiel), obwohl die expected Goals eigentlich für die Mannschaft unter Schiele sprächen (1,6 xGA zu vorher 1,9 xGA pro Spiel). Das hängt auch damit zusammen, dass die Sandhäuser nun wesentlich weniger Schüsse zulassen.

Außerdem agiert der SVS nun etwas aktiver nach vorne, spielt mehr Pässe, fährt mehr Angriffe und kommt auch selbst mehr zu Abschlüssen. Gleichzeitig ist die Spielweise in der Defensive nicht mehr ganz so forsch. Zweikampffrequenz und Pressingdruck sind unter Schiele gesunken. Das senkt auch die Zahl der Fouls. Unter Koschinat war Sandhausen die Mannschaft mit den meisten Fouls in der Liga. Unter Schiele foult man nun deutlich seltener, was sowohl die Anzahl der Gelben Karten als auch der gegnerischen Standards senken konnte.

Wie kann man sie knacken?

Was sich unter Michael Schiele entwickelt hat, ist eine gewisse Konteranfälligkeit. Fünf Gegentore nach Kontern hat Sandhausen seit Schieles Amtsantritt kassiert, nur eine Mannschaft hat auch so viele Gegentore nach Gegenstößen hinnehmen müssen: Schieles Ex-Club Würzburger Kickers. Damit trifft Sandhausens Schwäche auf Nürnbergs Stärke. Kein Zweitligist hat mehr Kontertore erzielt als der FCN. Freilich bleibt abzuwarten, inwiefern der Club diese Stärke auch ohne Felix Lohkemper auf den Platz bringen kann.

Im Hinspiel nutzte der Club auch Sandhausens Einzelbesetzung der Flügel im 3-4-1-2 aus, indem er das Spiel konsequent breit machte und sehr viele Flanken schlug. Da die Grundformation unter Michael Schiele weiterhin ein rechtslastiges 3-4-1-2 beziehungsweise 5-3-2 ist, könnte diese Herangehensweise erneut erfolgversprechend sein.

Allerdings hat Sandhausen in der Dreierkette einen Wechsel vorgenommen, statt Nauber spielt nun Röseler neben Zhirov und Kister. Der Neuzugang aus Venlo ist deutlich kopfballstärker als Nauber, so dass womöglich das Breitesuchen nicht durch hohe, sondern durch flache Flanken unterstützt werden sollte.

Auf wen muss der Club aufpassen?

Einen Spieler mit fünf Saisontoren – den zweitmeisten für einen Sandhäuser hinter Daniel Keita-Ruel – auszuwählen, zeugt sicher nicht von sonderlich viel Kreativität. Es unterstreicht aber die Wichtigkeit von Kevin Behrens für das Spiel des SVS. Der 29-Jährige ist der Zielspieler in Sandhausen, ist in seiner Rolle mit Manuel Schäffler beim FCN vergleichbar, da er ähnlich viele Zweikämpfe und Luftzweikämpfe führt. Im Gegensatz zu Schäffler legt er aber noch viel häufiger den Ball in Tornähe auf einen Gegenspieler ab und berührt den Ball noch häufiger im Strafraum.

Von den fünf Saisontoren erzielte Behrens zwei nach einer Ecke, eines per Elfmeter und zwei aus dem Spiel heraus. In der Saison 2019/20 war er mit sechs Kopfballtoren der beste Zweitligaspieler dieser Kategorie. Auch gegen den FCN hatte er beim 3:2-Sieg im Hinspiel getroffen. Der Club ist also vor seiner Kopfballstärke gewarnt.

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