Test gegen Argentinien: Löw plagen Personalsorgen

2.9.2014, 11:50 Uhr
Test gegen Argentinien: Löw plagen Personalsorgen

© Srdjan Suki (dpa)

Noch kosten die schwebenden Helden von Rio und ihre Fans den WM-Rausch aus – Joachim Löw aber plagen schon wieder Alltagssorgen. Ballvirtuose Mesut Özil fällt verletzt aus.

Und die Champions Mats Hummels, Jérome Boateng und Sami Khedira mussten am Montag in Düsseldorf ebenfalls beim Jubeltraining vor 45.000 Fans in der vollen Esprit-Arena passen und dürften den Länderspiel-Neustart der deutschen Fußball-Nationalmannschaft verpassen. Final-Kämpfer Bastian Schweinsteiger und WM-Überraschung Shkodran Mustafi sind nach den Strapazen des brasilianischen Sommers noch nicht fit.

"Es geht alles ein bisschen schnell", äußerte Torwart Manuel Neuer und verwies auf die "besondere Konstellation" beim Wiedersehen mit dem WM-Endspielgegner Argentinien, der am Mittwoch (20.45 Uhr/ZDF) ebenfalls ohne Weltstar Lionel Messi antreten muss. Özil lässt eine Knöchelverletzung bei seinem Arbeitgeber FC Arsenal in London behandeln. Für den Auftakt der neuen EM-Qualifikation gegen Schottland in Dortmund will Oliver Bierhoff den 25-Jährigen noch nicht ganz abschreiben. "Es wird daran gearbeitet, dass er am Sonntag spielen kann", berichtete der Nationalmannschafts-Manager.

"Es wird nicht einfach für uns. Für Schottland ist es das Spiel des Jahres. Da wird uns alles abverlangt, wir müssen sofort in Fahrt kommen. Wir müssen schon gegen Argentinien ein gutes Spiel machen, um wieder voll da zu sein", hob Neuer hervor. In der Nationalmannschaft ist nach dem Triumph von Rio personell viel passiert: In Philipp Lahm, Miroslav Klose und Per Mertesacker haben gleich drei Spieler aus dem "Hunderter-Klub" ihre Länderspiel-Laufbahn beendet. Die Hierarchie muss sich völlig neu herausbilden. "Es ist ein bisschen schwierig", erklärte Torwart-Held Neuer.

Löw will nach dem Rücktritt von Lahm noch vor dem Argentinien-Spiel seinen neuen Kapitän benennen. Der bisherige "Vize" Schweinsteiger, Neuer sowie Champions-League-Sieger Khedira gelten als die aussichtsreichsten Kandidaten. "Es ist gefordert, dass er eine große Persönlichkeit und ein Kommunikator ist", sagte Bierhoff, früher selbst jahrelang DFB-Kapitän, zum Anforderungsprofil.

"Wir werden herausfinden, was das Beste für die Mannschaft ist. Es wird eine gute und vernünftige Lösung geben", äußerte Kandidat Neuer, der die Rolle durchaus gerne übernehmen würde, "wenn es der Trainer mir zutraut". Thomas Müller sei für die Neubesetzung des Amtes "auch noch zu nennen", ergänzte der Bayern-Keeper. Gespräche habe es vor der Zusammenkunft des DFB-Teams noch nicht gegeben, verriet Neuer.

Entwicklung weiter vorantreiben

Am Dienstag will sich der Bundestrainer in seiner ersten offiziellen Erklärung zur Fußballnation auch über die Nachfolge seines bisherigen Assistenten Hansi Flick äußern, der inzwischen auf den Stuhl des DFB-Sportdirektors gerückt ist. "Das ist die wichtigste Personalie für den Trainer, mit ihm arbeitet er ganz eng zusammen", betonte Bierhoff. Fest steht jedoch schon, dass Löw diese Länderspielwoche noch ohne einen neuen Co-Trainer an seiner Seite bestreiten wird.

Erst einmal dürfen die Spieler nochmals die besondere WM-Stimmung genießen. Bei einem Foto-Shooting für spezielle Weltmeister-Autogrammkarten und einer internen WM-Ehrung sollen auch die Ex-Nationalspieler Lahm, Klose und Mertesacker nochmals dabei sein. "Nach diesem Erfolg ist es ein Traum, dass wir uns alle wiedersehen", sagte Neuer. Bierhoff schwärmte über die vierte deutsche Weltmeister-Generation: "Wir haben gezeigt, dass wir nicht nur gute Fußballer haben, sondern echte gute Kerle. Einige sind in dem Turnier nochmal gereift."

Der Blick muss aber zwangsläufig nach vorne gehen. "Ab Donnerstag gilt die volle Konzentration der EM-Qualifikation", sagte Bierhoff. Die Entwicklung soll Richtung EM 2016 in Frankreich und WM 2018 in Russland weiter vorangetrieben werden. "Wir haben es geschafft, die Mannschaft nach jedem Turnier auf eine neue Ebene zu bringen. Das werden wir auch diesmal schaffen", sagte der Manager optimistisch: "Im ersten Schritt sehe ich nicht, dass sich die Mannschaft in eine andere Richtung entwickeln wird. Alle sind heiß und wollen Erfolge."

893. Länderspiel: Letzter Heimsieg gegen Argentinien vor 26 Jahren

Länderspielbilanz: Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft bestreitet am Mittwoch (20.45 Uhr/ZDF) gegen Argentinien ihr 893. Länderspiel. Seit dem Jahr 1908 gab es 519 Siege, 181 Unentschieden und 192 Niederlagen. Torverhältnis 2007:1059.

Der letzte Heimsieg gegen Argentinien liegt bereits 26 Jahre zurück - Deutschland siegte in Berlin mit 1:0. Siegtorschütze damals: Lothar Matthäus.

Der letzte Heimsieg gegen Argentinien liegt bereits 26 Jahre zurück - Deutschland siegte in Berlin mit 1:0. Siegtorschütze damals: Lothar Matthäus. © Werek

Bundestrainer: Joachim Löw betreut das DFB-Team in der Düsseldorfer Arena zum 113. Mal als Bundestrainer. Bislang gab es 77. Siege, den wichtigsten feierte der 54-Jährige beim 1:0 im WM-Finale am 13. Juli in Rio de Janeiro gegen die Argentinier. Dazu kommen in seiner achtjährigen Amtszeit 20 Unentschieden und 15 Niederlagen.

Argentinien: Gegen den zweimaligen Weltmeister Argentinien weist Deutschland auch nach dem Finalerfolg in Brasilien eine negative Spielbilanz auf. Von den bislang 21 Partien konnten nur sieben gewonnen werden. Fünf endeten ohne Sieger, neun wurden verloren. Der letzte Heimsieg gegen die Südamerikaner liegt bereits 26 Jahre zurück. 1988 gab es in Berlin einen 1:0-Erfolg. Das Tor im Olympiastadion erzielte Rekordnationalspieler Lothar Matthäus.

Serie: Das DFB-Team ist seit 18 Länderspielen ungeschlagen (13 Siege, fünf Unentschieden). Es ist die längste Serie ohne Niederlage in der Amtszeit von Bundestrainer Joachim Löw. Unter Jupp Derwall blieb die Nationalmannschaft von Oktober 1978 bis Dezember 1980 in 23 Spielen ungeschlagen – deutscher Rekord.

Rekordspieler: Nach dem Rücktritt von Weltmeister Miroslav Klose (137 Länderspiele) ist Lukas Podolski mit 116 Länderspielen der erfahrenste Akteur im aktuellen 21-Mann-Aufgebot. Es folgt mit 62 Einsätzen Mesut Özil, der allerdings gegen Argentinien wegen einer Knöchelblessur ausfällt. Rückkehrer Mario Gomez könnte sein 60. Länderspiel für Deutschland bestreiten. Rekordnationalspieler ist Lothar Matthäus mit 150 Einsätzen.

Torschützen: Lukas Podolski ist mit 47 Treffern auch der erfolgreichste Torschütze im Kader für die Partie gegen Argentinien. Dahinter folgt Mario Gomez (25 Tore). Thomas Müller steht nach seinen fünf WM-Toren in Brasilien bei 22 Treffern. Miroslav Klose führt mit 71 Länderspieltreffern die ewige DFB-Torschützenliste an.

Die voraussichtliche Aufstellung

Neuer – Großkreutz, Höwedes, Ginter, Durm – Kramer, Kroos – Müller, Reus, Schürrle – Götze

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